Opel Mokka-e im Praxistest: Elektroauto, SUV, Familie
Mit dem Opel Mokka-e in den Winterurlaub, geht das?
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Kann ein Elektroauto auch Familienurlaub im Schnee? AUTO BILD probiert es mit einer Familie und dem Opel Mokka-e aus. 430 Kilometer und drei Ladestopps später sind wir in den Bergen.
Bild: Opel
Es ist viertel vor zwölf an diesem kalten Freitag im Januar, der Wind weht uns die Schneeflocken geradezu ins Gesicht, wir stehen in einem Industriegebiet ohne Einkehrmöglichkeit und haben einen Mann von den Pfalzwerken am Telefon, dem zuständigen Stromversorger: "Keine Ahnung, warum die Säule nicht funktioniert, nehmen Sie die andere, da hat heute schon einer geladen", sagt der Herr am anderen Ende der Leitung. Tatsächlich, funktioniert.
40 Minuten später geht's weiter. Anni (3) sitzt hinten im Opel Mokka-e in ihrem Kindersitz und guckt "Bibi & Tina" auf dem Notebook von Papa Henning (39). Mama Maria (32) hat Möhrchen und Gurken klein geschnippelt, da fällt die Warterei nicht ganz so schwer.
Familie Stecher aus Hessen ist zu Forschungszwecken unterwegs. AUTO BILD will wissen: Kann man im Winter mit einem relativ kleinen E-Auto und daher mit einer relativ kleinen Batterie in den Urlaub fahren, und wenn ja – nervt das? Dass es ausgerechnet ins Allgäu geht, hat sich Anni so gewünscht: "Papa, lass uns Schlitten fahren!" Also los.

Der Opel Mokka-e fasst Strom mit bis zu 100 kW. Je leerer der Akku, desto schneller.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
Jetzt hat es der Stromer gleich doppelt schwer: Erstens ist es kalt, zweitens führen von 430 Kilometern gefühlte 400 über die Autobahn, beides geht auf die Reichweite. Gestartet sind wir direkt bei Opel in Rüsselsheim, Gepäck für drei Personen und der Schlitten von Anni passen in den Kofferraum, 310 bis 1060 Liter Volumen sind noch akzeptabel für solch einen Mini-SUV von 4,15 Meter Länge. (Lange Lieferzeiten bei E-Autos. Alle Infos finden Sie hier.)
Wo liegt das Limit des Mokka-e?
Ladestopp Nummer zwei ist eigentlich viel zu früh. Köngen bei Esslingen in Baden-Württemberg, knappe 100 Kilometer nach dem ersten Halt, noch 200 Kilometer bis zum Ziel, der Akku zeigt 44 Prozent an. Für die Stechers ist es die erste Elektro-Tour, sie fahren auf Nummer sicher – und reizen die Reichweite nicht aus.
Lieber einmal zu viel als zu wenig halten, lieber 20 Minuten Pause und 30 Prozent draufladen. Und eigentlich könnte Anni im McDonald's ums Eck mal für kleine Prinzessinnen gehen, während Mama und Papa Kaffee kaufen. Geht leider nicht, wegen Corona nur Drive-in. Also weiterdriven.

Raumangebot hinten? Für Anni gut. Mama hat daneben auch Platz, wenn kein Riese fährt. Der Mokka ist ein Mini-SUV.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
Im Auto ist es warm, Sitz- und Lenkradheizung sind eingeschaltet, die Klimaanlage ist auf 22 Grad gestellt. Auch das geht auf die Reichweite. Und leider funktioniert auf der Autobahn der Trick mit dem "B"-Knöpfchen nur bedingt. Wenn man den nach dem Start drückt, fährt der Mokka-e praktisch mit nur einem Pedal.
Wenn der Fuß vom Gas geht, bremst die Fuhre und füttert die Batterie mit der gewonnenen Energie. Ist aber selten bei Autobahntempo 120. Also lieber Fahrprogramm "Eco" wählen statt Sport, so zischt der Mokka zwar nicht mit 136 Pferdchen und 260 Nm Drehmoment los, hält aber länger durch.
Das 430-Kilometer-Ladeprotokoll
Ort
Rüsselsheim
Neckarsulm
Köngen
Illertal
Oberjoch
Es ist 15.30 Uhr, die Familie ist seit fünfeinhalb Stunden unterwegs und hat noch 96 Kilometer vor sich, muss aber jetzt den Akku laden, der hat nur noch 22 Prozent Energie. Erstmals auf dieser Reise sind die Stechers im Lade-Glück. Raststätte Illertal West, der Mokka parkt an einer EnBW-Säule, die Kilowattstunden zischen nur so in den Akku, in der Spitze mit 95 kW, Papa lächelt und sagt: "So müsste es überall sein, an jede Raststätte und auf jeden Autohof gehören genügend Schnelllader, dann musst du nicht in irgendein abgelegenes Industriegebiet fahren und mitten im Nirgendwo die Zeit totschlagen."
17 Uhr, nach sieben Stunden, davon zwei fürs Laden, ist die Familie im Schnee. Oberjoch im Allgäu, der Mokka hängt über Nacht an der Ladesäule und ist am nächsten Morgen wieder voll. Insgesamt hat er für die Strecke 114 Kilowattstunden Strom geladen, was einen Verbrauch von 26,5 kWh auf 100 Kilometer ergibt. Wenn wir im Schnitt von 50 Cent für die Kilowattstunde Strom unterwegs ausgehen, stehen 57 Euro auf der Rechnung; das hätten die Stechers auch für ihren Benziner gezahlt.

Schnee und Rodel gut! Klein Anni ist am Ziel ihrer Träume, fährt mit Papa Schlitten – und mit der grünen Pistenraupe zurück nach Hause.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
Henning ist Berufsschullehrer, pendelt jeden Tag 60 Kilometer zur Arbeit und wieder zurück, Maria ist Erzieherin, nutzt für die Fahrt zur Arbeit und um mit der Kleinen mobil zu sein den Familien-Van. Mit dem E-Auto liebäugeln sie, um Geld zu sparen. Denn ihr Stromanbieter hat einen speziellen Tarif für Elektroautos, was das Laden deutlich günstiger macht.
Die Wallbox mit 900 Euro Staatszuschuss hängt schon in der Garage. Und füttert demnächst das eigene E-Auto? Klares Ja von beiden, aber nicht kaufen, nur für drei Jahre leasen. "Die Technik wird sich schnell weiterentwickeln", sagt Maria, "dann könnte es mit nur einem Ladestopp ins Allgäu gehen." Bis dahin fahren die Stechers mit dem Benziner in den Urlaub. Und Papa bald elektrisch zur Arbeit.
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