Nissan ist der Pionier. Bereits 1986 startet die deutsche Zentrale den Versuch, mit einem Pick-up auch auf dem deutschen Markt zu landen. Das Konzept: ein stocksimpel gebauter, weltweit längst bewährter Pritschenwagen mit viel Platz zum günstigen Preis, aber gefälliger aussehend als ein Ford Transit oder Mercedes Sprinter. Das Konzept geht auf, was nach ein paar Jahren der Beobachtung die ersten Nachahmer auf den deutschen Markt zieht: 1993 bringt Mitsubishi den L 200, 1994 ziehen Toyota und VW mit Hilux und Taro nach, wobei die beiden in Wahrheit baugleiche Toyota sind. 1999 kommt schließlich Ford mit dem Ranger. Zu diesem Zeitpunkt hat VW bereits wieder aufgegeben – zu wenig Umsatz.
Jetzt startet die Marke einen neuen Anlauf. Mit dem Amarok (heißt Wolf in der Eskimo-Sprache) will VW Nutzfahrzeuge ordentlich Stückzahlen machen – weltweit. Nur dann kann man Gewinne einfahren. Denn in Deutschland dümpelt der Pick-up-Markt seit vielen Jahren lustlos vor sich hin, obwohl die Pick-up-Anbieter ihre Dritte-Welt-Laster Jahr um Jahr attraktiver machen: mehr Leistung, mehr Ausstattungskomfort, mehr Sicherheit. Das reicht wohl außerhalb Europas für gute Geschäfte, aber speziell in Deutschland waren Pick-ups bislang in vielen Fällen nur eine Alternative für aktive Steuerflüchtige: Denn zunächst konnte man dank Lkw-Zulassung bei der Kfz-Steuer trotz Dieselmotor vielu Geld sparen. Doch 2005 verschloss der deutsche Fiskus dieses Schlupfloch, und seither bleibt Pick-up-Besitzern nur der Vorteil der vollen Absetzbarkeit der Kosten ohne Privatnutzungsanteil – allerdings nur für Gewerbetreibende.

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Ford Ranger 3.0 TDCi
Ein Ami aus Fernost: Der Ford Ranger läuft in Thailand vom Band.
Anderen Interessenten waren wohl die typischen Pick-up-Nachteile zu heftig: riesige Abmessungen, dennoch enger Fond, nicht variabler und ungeschützter Laderaum, bockige Hinterachsfederung, rückständiger Sicherheitsstandard, riesiger Wendekreis. Auf den Ford Ranger treffen einige dieser typischen Pick-up-Nachteile zu: Im Fond sitzt man eng und unbequem, der Motor läuft rau, die Federung arbeitet reichlich bockig, und es fehlen ordentliche Bremsen ebenso wie ein ESP und ein permanenter und damit auch auf der Straße nutzbarer Allrad. Bei Nässe fährt der Ford heikel. Der Ranger versucht, mit anderen Tugenden versöhnlich zu stimmen. Das beginnt mit dem Motor, der es fertigbringt, aus drei Liter Hubraum die geringste Leistung im Teilnehmerfeld zu holen: 156 PS. Aber wie er das macht – das ist seine starke Seite.

Wie sich der neue VW Amarok gegen die etablierte Pick-up-Konkurrenz schlägt, erfahren Sie in der Bildergalerie. Der komplette Vergleichstest mit allen Messwerten und Technik-Tabellen steht in AUTO BILD ALLRAD 11/2010 oder als Download im Heftarchiv.

Von

Martin Braun