Polestar 1 Special Edition (2021): Meinung, Preis, PS, Reichweite
Polestar 1 Special Edition: von Kurt Wallander zu Kanye West
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Nur mit seiner Lackfarbe macht der Polestar 1 Special Edition das elegante Understatement dieses sonst so zurückhaltenden Autos zunichte. Meinung!
Bild: AUTO BILD
Was hat die Welt gestaunt, als Volvos Elektro-Tochter mit dem Polestar 1 um die Ecke kam. 609 PS und 1000 Nm Drehmoment aus einem enorm aufwendigen Plug-in-Hybridsystem. Verpackt in eine Hülle wie ein schwedischer Krimi: Kühl und sachlich, aber man ahnt, dass tief unten irgendwo etwas lauert. Wer sich angesichts der rund 160.000 Euro Kaufpreis die Frage stellt: "So absurd viel für einen Volvo-Plug-in-Hybrid?", der hat das Auto nicht verstanden.
Es ist ein Halo-Car, mit dem die junge Marke Polestar zeigen will, was sie kann. Und dürfte ich mir aus allen Autos dieser Welt nur ein einziges aussuchen, es wäre der Polestar 1 – aber nicht in Gold, wie er beim Goodwood Festival of Speed 2022 ausgestellt war! Das nämlich ist die Lackfarbe der Special Edition, die das Ende der 1500 Exemplare markiert und das Wesen des Autos meiner Meinung nach komplett zerstört.

Gold ist die Hausfarbe von Polestar, das haben wir verstanden. Aber muss es denn wirklich gleich so viel sein?
Bild: Christian Goes / AUTO BILD
Polestar 1 in Schwarz: auffällig unauffällig
Zur Erklärung muss ich kurz ausholen. Im Sommer 2020 weilte im AUTO BILD-Testfuhrpark ein Polestar 1. Mattschwarz, mit glanzschwarzen Akzenten an Felgen, Grill und Zierteilen. Wie Kurt Wallander im Rollkragenpulli.
Die Blicke der Leute beim elektrischen Cruisen durch Hamburg waren unvergesslich. Anerkennendes Nicken, sich aufhellende Gesichter, verwirrte Blicke, "geile Karre!" – fast alles war dabei. Viele haben das Auto auch gar nicht erst wahrgenommen.
Kein anderes Auto trägt mattes Schwarz so unaufgeregt elegant wie der Polestar 1. Von Prolligkeit keine Spur.
Bild: AUTO BILD
Was es nicht gab: negative Reaktionen. Weder Neid noch Missgunst noch Kopfschütteln noch Mittelfinger. Was vielleicht auch daran lag, dass niemand das Auto so recht zuordnen konnte und nur Kenner wussten, was da an ihnen vorbeifuhr. Also auffällig und doch irgendwie unter dem Radar. Genau das gefällt mir. Und wenn du willst, ziehst du trotzdem allen davon.
Eben das ist das Geniale am Polestar 1: Du fährst einen sündteuren Power-GT, und niemand nimmt es dir krumm. Bei 125 Kilometer elektrischer Reichweite auch kaum möglich. (Alle Infos zur eigenen Wallbox)
Wandel des Charakters
Außer, wie gesagt, das Auto trägt Gold. Was vorher noch ein zurückhaltend-kühler Gentleman war, mutiert als Special Edition zum mit Bling-Bling behangenen Rapper. Von Kurt Wallander zu Kanye West, quasi.

Die Special Edition wirft mit ihrer güldenen Hülle jede Zurückhaltung über Bord und schreit nach Aufmerksamkeit.
Bild: Christian Goes / AUTO BILD
Klar, irgendwie muss die Special Edition ja special werden, und Gold ist die Hausfarbe von Polestar. Als Lackfarbe macht sie den kühlen Charakter des Polestar 1 aus meiner Sicht aber zunichte. Auffällig und heischend nach Aufmerksamkeit, das wird diesem wunderbaren Stück automobiler Kunst einfach nicht gerecht. Immerhin gibt es nur 25 davon.
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