Singer baut den Safari-911, den Porsche sich nicht traut
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Die 911-Gurus von Singer holen Porsches Rallye-Vergangenheit ins Hier und Jetzt. Auf Basis eines 964 911ers wurde ein veritables Offroad-Juwel geschaffen.
Bild: Singer Vehicle Design
Geld macht nicht glücklich, heißt es. Aber mit Geld kann man sich diesen wahnsinnigen, luftgekühlten Offroad-911er von Singer kaufen. Und so was dürfte dann doch verdammt nah dran sein am perfekten Glück. Es ist das erste Rallye-Fahrzeug der sonst für hochkarätige Porsche 911-Restomods bekannten Kalifornier und wurde auf Wunsch eines langjährigen Kunden gebaut. Das Projekt heißt ACS (All-terrain Competition Study) und soll härteste Offroad-Rennen wie die Baja 1000 oder die Rally Dakar bestreiten. Damit hat Singer den Safari-911 gebaut, den eingefleischte Fans sich von Porsche schon lange wünschen. (Ab 2022 mischt Audi bei der Rallye Dakar mit!)
Acht Stoßdämpfer und extrem lange Federwege
Die Silhouette ist typisch Porsche, dennoch ist vom 964 nicht mehr viel zu erkennen.
Bild: Singer Vehicle Design
Der ACS basiert auf einem 1990er 964, und eigentlich handelt es sich dabei um zwei Fahrzeuge mit verschiedenen Abstimmungen. Der Kunde orderte nämlich den weißen für Highspeed-Wüstenrennen und den roten für Prüfungen mit hohem Asphalt-Anteil. Beide wurden zusammen mit dem britischen Rallye-Spezialisten Richard Tuthill konstruiert. Der hatte auch bei den beiden Rallye-Porsche 953 und 959 seine Finger im Spiel. Die beiden Rennsport-Singer verfügen über ein Offroad-Fahrwerk mit extrem langen Federwegen und zwei einstellbaren Dämpfern pro Rad. Die neue Carbon-Karosserie beherbergt vier 16-Zoll-Felgen mit grobstolligen Reifen. Chassis und Unterboden wurden zusätzlich verstärkt.
456 PS aus einem luftgekühlten Twinturbo-Boxer
Selbst unscheinbare Elemente wie die Auspuffendrohre und der Abschlepphaken sind bei Singer Kunst.
Bild: Singer Vehicle Design
Im Heck des ACS sitzt jetzt ein luftgekühlter Twinturbo-Boxer mit mindestens 456 PS und 569 Nm Drehmoment. Die Ladeluftkühlung des 3,6-Liter ist dabei wasserbasiert, die Leistung kann laut Singer noch ordentlich nach oben geschraubt werden. Die Kraftübertragung übernimmt ein sequenzielles Fünfgang-Renngetriebe, das die Leistung über drei Sperrdifferenziale an alle vier Räder weiterleitet. Der große Tank sorgt für eine Extraportion Reichweite, Schalensitze und Käfig mit FIA-Zertifikaten für die Sicherheit der Insassen. Weitere Rallye-Extras sind die hydraulische Handbremse und ein GPS-Navigationsgerät.
Singer-typisch kunstvolle Details
Bitte auf die Details achten: rot gesprenkelte Sitzwangen, Handbremshebel aus Carbon, gefräste Schaltsicheln.
Bild: Singer Vehicle Design
Bei all der Rennsport-Affinität verfügen aber auch die beiden ACS über die typischen, schlichtweg atemberaubenden Singer-Details. Aus der aus dem Vollen gefrästen Heckschürze lugen zwei bildschöne Endrohre samt Abschlepphaken, und das Lenkrad ist eine Skulptur für sich. Der weiße ACS ist gespickt mit versteckten Anspielungen auf den legendären Rothmans-959. Was die Umbauten gekostet haben, verrät Singer nicht. Andere Singer-Porsche kratzen an der Millionengrenze, das dürfte auch bei den ACS-Boliden der Fall sein – pro Stück natürlich. Der anonyme Kunde hat die Baupläne freigegeben. Wer will, kann also bei Singer anrufen und sich seinen eigenen Rallye-Porsche maßschneidern lassen. Jede Wette, dass das Fahrgefühl den Kaufpreis ganz schnell vergessen lässt.
In der Luft wird der lange Federweg erst richtig sichtbar. Rund 265 Millimeter sollen es sein.