Was macht einen Porsche zum Porsche? Gar nicht so leicht zu beantworten, seit die VW-Tochter mit Panamera und Cayenne mehr Limousinen und SUV verkauft als Sportwagen – die in Europa zumeist auch noch von einem Dieselmotor angetrieben werden. Für die gusseisernen Fans der Marke kommt es ab April noch dicker. Dann geht der Porsche Macan an den Start, ein kompaktes SUV, basierend auf dem Audi Q5. Nicht nur Kritiker sehen die Gefahr, den Kern der Marke zu verwässern. Halt! Rufen sie in Zuffenhausen. Der Macan sei der "erste Sportwagen im kompakten SUV-Segment" und natürlich ein echter Porsche – mit allem was dazugehört.

Porsche verzichtet auf den Allradantrieb des Audi Q5

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Video: Porsche Macan im Vergleich

Neuer Macan gegen Q5

Alles nur PR-Geplapper? Um diese Frage beantworten zu können, haben wir beiden SUVs tief unters Blech geschaut, sind über eine Rennstrecke gedriftet und haben sie ins Gelände gescheucht. Was also unterscheidet den Porsche Macan vom Audi Q5? Zunächst mal das Design. Stehen Macan und Q5 nebeneinander, glaubt man kaum, dass beide auf derselben Plattform basieren. Und das, obwohl Länge und Radstand nahezu identisch sind. Porsche-Designer Mitja Borkert hat dem Macan eine eigene Identität gegeben. Flach, bullig und mit abfallender Dachlinie wirkt der Porsche um einiges sportlicher als der optisch mittlerweile in die Jahre gekommene Audi. Gleiches Bild im Innenraum. Der Macan ähnelt hier dem viel teureren Cayenne, mittiger Drehzahlmesser und Zündschloss links vom Lenkrad inklusive. Alles wirkt frisch und blitzsauber verarbeitet, der Preisklasse angemessen. Keine Frage: Die Qualität des Audi ist über jeden Zweifel erhaben, trotzdem wirkt er im Vergleich etwas angestaubt. Viel spannender als die optischen Unterschiede ist aber, dass Porsche den fast schon legendären Quattro-Antrieb entsorgt. Das hat vor allem einen Grund: Der Audi-Allradantrieb kann nicht 100 Prozent der Antriebskraft auf eine Achse geben. Das aber war den Porsche-Ingenieuren für die Fahrdynamik wichtig. Denn nur so konnte Porsche den Macan mit einer Mischbereifung ausrüsten und damit die Lenkung zehn Prozent direkter auslegen.

Nur beim Diesel bedient sich der Macan aus dem Audi-Regal

Audi Q5
Nur beim Diesel gibt der Q5 den Motorenspender – die Benziner waren Porsche nicht gut genug.
Bild: Angelika Emmerling
Zudem bietet Porsche als erster Hersteller im Segment eine Luftfederung an (Aufpreis: 2630 Euro), die den Spagat zwischen Rennstrecke und Gelände besser meistern soll als die konventionellen Fahrwerke der Konkurrenz. Auch die Audi-Benziner wurden den hohen Ansprüchen von Porsche nicht gerecht. Und so kommen zwei neu entwickelte Biturbo-Sechszylinder mit drei (Macan S) und 3,6 (Macan Turbo) Liter Hubraum zum Einsatz. Einzig der Sechszylinder-Diesel und das Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe stammen aus dem Audi-Regal. Fährt sich der Macan auch sportlicher als der Audi Q5? Eindeutig ja – auch wenn wir das bisher nur vom Beifahrersitz aus beurteilen durften. Auf einem abgesperrten Rundkurs haben uns die Porsche-Ingenieure aber bereits jetzt eine Kostprobe vom sportlichen Talent des Macan gegeben. Dank dem voll variablen Allradantrieb – aus dem 911 bekannt – untersteuert der Macan in engen Kurven deutlich weniger als der Audi. Die Luftfederung verhindert allzu große Aufbaubewegungen, und aus lang gezogenen Kurven lässt sich der Porsche fast wie ein Sportwagen im Drift herausbeschleunigen. Das hat es in dieser Klasse noch nicht gegeben. Wäre da nicht die hohe Sitzposition, man glaubte, in einem Sportwagen zu sitzen.

Kaufberatung Power-SUVs

Während die Achsen unverändert vom Q5 übernommen wurden, hat Porsche dem Macan eine eigene Bremsanlage spendiert. Schließlich gehörten kurze Bremswege und ein fester Druckpunkt zum typischen Porsche-Fahrgefühl, so die Ingenieure. Und tatsächlich verzögert das SUV auf der Rennstrecke ähnlich vehement wie ein 911. Gegen Aufpreis wird es später zudem für den Turbo die bekannte Keramik-Bremse geben.

Das sportlichere SUV ist auch das komfortablere

Porsche Macan Audi Q5
Überraschung: In Sachen Fahrkomfort hängt der Porsche Macan den Audi Q5 am Ende ab.
Bild: Angelika Emmerling
Dazu passen die zum Verkaufsbeginn angebotenen Motoren. Schon der Basis-Antrieb verfügt über 340 PS und 460 Newtonmeter bei niedrigen 1450 Umdrehungen pro Minute. Rauchig brabbelnd bei niedrigen Drehzahlen und heiser fauchend im oberen Drehzahlbereich – der Sechszylinder ist ein reinrassiger Sportwagen-Motor, Gänsehautsound inklusive. Noch potenter ist der Turbo mit dem aus dem Panamera übernommenen 3,6-Liter. 400 PS und 550 Newtonmeter machen den Macan zum schnellsten Kompakt-SUV der Welt. Selbst mit dem Diesel lässt es sich schnell warm werden. Klar, er klingt nicht so spannend wie die Benziner, hat aber auch jederzeit genügend Kraft. Porsche verspricht zudem einen Verbrauch von 6,1 Litern pro 100 Kilometer. Damit ist er klar die vernünftigste Macan-Wahl. Was vielleicht am meisten verwundert: Der Porsche ist komfortabler abgestimmt als der Audi! Während der Q5 immer ein wenig steifbeinig über Unebenheiten fährt, bleibt der Macan erstaunlich geschmeidig.
Weitere Details zum Vergleich zwischen Porsche Macan und Audi Q5 gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten gibt es als Download im Online-Heftarchiv. 

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Es ist wirklich erstaunlich, wie groß die Unterschiede zwischen Macan und Q5 trotz identischer Basis sind. Der Porsche fährt sich dank dem aufwendigen Allradantrieb und der Luftfederung deutlich sportlicher – und sogar komfortabler. Wer es sich leisten will, bekommt bei Porsche zu heftigen Preisen das bessere SUV.

Von

Stefan Voswinkel