Männer auf dem Mond, Teleskope im Weltraum und nun sogar Mini-Autos auf dem Mars – im All ist der Mensch kaum zu bremsen. Klar, Geld spielt bei NASA und Konsorten kaum eine Rolle. Kleinere Organisationen – genauer: Familien – bewegen sich da in ganz anderen Sonnensystemen. Weil hier neben Platz und bodenständiger Funktionalität meist jeder Euro zählt. Zukunft haben so nur bezahlbare, besonders sparsame Raumschiffe.

Überblick: Alle News und Tests zum Toyota Prius

Toyota Prius+
Spritsparversprechen: Für den Prius+ gibt Toyota einen Normverbrauch von 4,1 Litern auf 100 Kilometer an.
Toyota hat neuerdings ein passendes Projekt im Programm. Der ausreichend erforschte Prius ist nämlich zum großen "Plus" angewachsen, bietet so reichlich Platz und sogar sieben Sitze. Dazu den bewährten Prius-Sparantrieb, bestehend aus einem gelegentlich pausierenden Benzinmotörchen und sauberer Elektrokraft unter der Haube sowie einem Paket Lithium-Ionen-Akkus in der Mittelkonsole. Ab 29.900 Euro rollt Toyota also einen vielseitigen Alltags-Kreuzer an die Startrampe, der nur 4,1 Liter Sprit verbrauchen soll. Moment mal – macht ja pro Person läppische 0,6 Liter pro 100 Kilometer. Klingt abgehoben. Stimmt das? Und falls ja, ist das eine zukunftsträchtige Mission? Um das einzuordnen, lassen wir den Prius+ gegen zwei völlig andere familienfreundliche Konzepte antreten. Es stehen bereit: Mit dem Nissan Qashqai +2 ein kompakter SUV, als 1.6 dCi mit einem 130 PS starken Diesel bestückt. Laut Nissan ist der Siebensitzer 5,3 Liter sparsam. Und von VW kommt der Kompaktvan-Klassiker Touran, als 1.4 TSI mit 140 PS starkem Downsizing-Benziner.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Touran

VW Touran
Siebensitzer nur gegen Aufpreis: Beim Touran kostet die zusätzliche Reihe ganz hinten 725 Euro extra.
Sowohl Touran als auch Qashqai lassen sich für den Prius-Grundpreis noch ordentlich aufrüsten. Der Nissan bietet für 30.300 Euro sogar einen Allradantrieb, den Touran gibt es ab 30.900 Euro mit der Top-Ausstattung Highline und in Verbindung mit der komfortablen wie schnellen DSG-Automatik. Allerdings: Bei VW kostet die zusätzliche Sitzreihe ganz hinten 725 Euro Aufpreis. Im Detail ist der Nissan das beste Angebot. Weil er in unserer Konfiguration neben Sitzheizung und Keyless-Go sogar über eine Rückfahrkamera verfügt. Für die laufenden Kosten gilt das nicht. Denn der Nissan trinkt auf unserer Teststrecke fast einen Liter mehr als versprochen, die AUTO BILD-Normrunde ergibt 6,0 Liter Durchschnitts-Durst. Zu viel im Vergleich zum Hybrid-Antrieb des Prius. Der kommt mit 5,4 Litern aus. Allerdings tankt er nicht Diesel wie der Nissan, sondern das teurere Super. Daher trennen beide am Ende doch nur wenige Euro pro Jahr. Der VW federt einen deutlich höheren Verbrauch über geringe Fixkosten kaum ab. Unterm Strich – in Cent pro Kilometer Betriebskosten – fährt also der Prius im Test nach vorn. Der Günstigste ist somit der Toyota – aber auch der Beste? Nicht, solange der VW in der Nähe ist. Der Touran erlaubt sich keine funktionalen Schwächen.Vom etwas altmodischen Sitzkonzept abgesehen (wie herausnehmbare, aber schwere Einzelsitze hinten), stimmt alles. Der Kofferraum ist riesig, die breite Klappe schwenkt weit auf, der Wagen ist übersichtlich, intuitiv bedienbar und anständig verarbeitet. Dem Prius+ fehlt der Feinschliff des Touran. Dazu fühlt sich der Fahrer im Toyota trotz üppiger Karosseriemaße leicht eingeengt, der Frachtraum passt eher in die Kombi-Klasse als in die Van-Liga – die Öffnung ist arg klein. Wie im Qashqai taugen die Sitze sechs und sieben nur für kurze Fahrten, für die Knie wird es knapp. Dafür sitzen die Passagiere in der zweiten Reihe sehr bequem, das Platzangebot ist üppig. An der geöffneten Heckklappe des Nissan stoßen sich Menschen ab 1,80 Meter dagegen den Kopf, die hinteren Sitze gleichen dürftig mit Gewebe bespannten Strafbänken, und die lieblos gepolsterten Vordersitze bräuchten im Lehnenbereich mehr Seitenhalt.

Überblick: Alle News und Tests zum Nissan Qashqai

Nissan Qashqai
Untypisch: Der Motor des Nissan Qashqai lässt den Diesel-Bums unterhalb von 2000/min vermissen.
Den Antrieb des Toyota kennen wir ja aus dem "kleinen" Prius – entsprechend bestätigen sich Stärken und Schwächen. Das Zusammenspiel der Hybrid-Komponenten klappt reibungslos und ruckfrei, der Motor läuft kultiviert und leise, gelegentlich fährt der Plus auch rein elektrisch an. Allerdings nervt das aufgeregte Wesen der Maschine beim Beschleunigen – stets liegt die Drehzahl gefühlt mehrere Tausend Touren über dem gewollten Niveau. Die Federung arbeitet spröde, die Lenkung synthetisch, und sportliches Fahren liegt dem Japaner gar nicht. Freudvoller geht es im Qashqai zu. Sein dCi dreht lebhaft, will jedoch unterhalb von 2000 Touren vom berühmten Diesel-Bums nichts wissen. Mehr schalten heißt die Devise, was aber keinen Spaß macht: Das Kupplungspedal verlangt reichlich Kraft, und der Schalthebel hakelt sich kratzend durch die Gassen. Beim Fahren auf schlechten Strecken stören das unwillige Ansprechen der Federung, hart abrollende Reifen und Karosseriebewegungen. Nahezu perfekt fährt der Touran. Feines Getriebe trifft auf leisen, kräftigen Motor, die saubere Lenkung arbeitet mit zielführender Fahrwerkabstimmung zusammen. Bequem und lebhaft zugleich, der Touran kann gleiten oder rennen. Die Zukunft soll ja Spaß machen.

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