Sich einmal ganz gepflegt vor einem Formel-1-Weltmeister zum Affen machen? Kein Problem, wenn Sebastian Vettel in Monaco den Renault Alpine A 110-50 Concept aus seiner Weltpremieren-Persennig schält und man als Journalist nur wenige Augenblicke später in dem Auto Probe sitzen darf. Zeitfenster: 90 Sekunden, inklusive rein und raus. Die gestrengen Renault-Aufpasser wollen es so. Das Problem: die Technik. Am Körper und am Auto. Technisch basiert die Alpine-Studie auf dem Renault Mégane Trophy-Rennwagen. Eine verwinkelte Gitterrohr-Rennhöhle mit einem 400-PS-V6 vor der Hinterachse. So wohnlich wie eine Sardinenbüchse, aber deutlich schlechter zugänglich.

Launische Diva: Renault Alpine A110

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Video: Alpine A110-50 Concept

Der neue Renault Alpine

Wer da rein will, braucht Zeit (90 Sekunden, wie schon erwähnt), einen Plan (ähm, nein) oder den Körper einer chinesischen Kunstturnerin (auch nein). Alternativ tut's auch eine Klapp-Hüfte (nein, zum Glück). Heißt in der Praxis: Fuß rein, Hintern auf den XXL-Schweller und mit der Simulation von Eleganz im soliden Schalensitz der Alpine-Flunder landen. Dass das linke Bein noch draußen in der Luft hängt – geschenkt. Hat fast nicht wehgetan, vom kurzen Kopf-Treffer am massiven Überrollbügel mal abgesehen. Und jetzt? Die gute Nachricht: In der engen Umarmung des Schalensitzes aus Carbon lässt es sich aushalten. Die schlechte: Das war's dann aber auch schon in Sachen Wohlfühl-Atmosphäre. Der Rest ist nackte Rennsport-Technik.
Sebastian Vette am Renault Alpine A110-50
Während andere versuchen, ins Auto zu klettern, schreibt der Weltmeister in aller Ruhe seinen Namen auf den Alpine-Flügel.
Bild: Toni Bader
Der Ausblick ist bescheiden. Sind die Scherentüren zu, bleibt zur Seite nur ein winziger Sicht-Keil. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn der Blick auf die Piste großzügiger ausfallen würde. Tatsächlich sitzt man als Alpine-Pilot aber so tief, dass von der Strecke kaum etwas zu sehen ist. "Aktuell laufen Studien, ob sich eine eigenständige Marke Alpine rechnen kann", sagt Designer Laurens van den Acker. "Wir entscheiden bis Ende 2012, ob die Marke zurückkommt!" Es bleibt also genügend Zeit, aus dem entzückend-engen Renn-Einzelstück wieder einen kleinen aber feinen Sportwagen zu formen – menschenwürdiger Ein- und Ausstieg inklusive.

Von

Jochen Knecht