Renault Austral, Volvo XC40: SUV, Test, Motor, Hybrid, Preis
Franko-Flair vs. Schweden-Schick: Renault Austral trifft auf Volvo XC40

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Bei den trendigen Kompakt-SUV mischt jetzt auch der neue Renault Austral mit schwungvoller Linie mit. Im ersten Vergleich wartet der Volvo XC40.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
Schauen Sie sich einfach mal um, es lebe die Individualität. Die findet sich auch im immer ähnlicher werdenden Automobilmarkt. Der neue Renault Austral und der feine Volvo XC40 liefern da die besten Beispiele, bringen Charakter und eigenen Stil in die boomende Klasse kompakter SUV.
Trotz des ähnlichen Formats mit etwa viereinhalb Meter Länge zeigen der Franzose und der Schwede sich ihrer unterschiedlichen Wurzeln bewusst und durchaus verpflichtet. Der Volvo eher kühl, präzise und aufrecht gezeichnet; der Austral schwungvoll, fließend und elegant designt. Im Innenraum setzt sich dieser individuelle Gestus nahtlos fort.

Unterschiede im Design: Der neue Renault Austral gibt sich fließend und schwungvoll, der Volvo XC40 ist eher kühl und klar gezeichnet.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
Im Renault begegnet uns etwas mehr Laisser-faire, wurden nicht alle Kunststoffkanten perfekt entgratet, Dichtungen nicht an allen Stellen verkleidet und Klapper- oder Windgeräusche (bereits ab 100 km/h deutlich) wohl eher als charmante Unvollkommenheit hingenommen.
Auf Kopfsteinpflaster ist der XC40 leiser
Der Volvo zeigt da mehr Akribie, die Materialien wirken etwas feiner, der Armaturenträger solider montiert – jedenfalls macht der XC40 auf Kopfsteinpflaster eine Spur weniger Radau.

Ohne Fehl und Tadel: Die Materialien im Volvo wirken etwas feiner, insgesamt ist der Schwede sorgfältiger verarbeitet.
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Aus Fahrersicht führt am Schweden ohnehin kein Weg vorbei. Es geht im XC40 vorn zwar minimal enger zu als im Austral, und die Sitze sind etwas dünn gepolstert, sie bieten aber mehr Halt und dank ausziehbarer Oberschenkelauflage auch mehr Komfort. Im direkten Vergleich erscheinen die Renault-Polster größeren Piloten über 1,90 Meter zu klein und lassen vor allem im Schulterbereich haltgebende Unterstützung vermissen.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Unerwartete Parallelen fördert dann das Bedienkonzept zutage. Nicht nur das ähnliche Cockpit-Layout mit digitalen Instrumenten und großem Zentralmonitor im Hochformat überrascht, besonders die scheinbar im Jobsharing agierende Sprachassistentin verblüfft. Hier wie da reagiert sie schnell und aufmerksam auf wichtige Wünsche bezüglich Navigation, Radiosender oder Klimaeinstellung. Sogar die gleichen schalen Scherze hat sie drauf.
Hinten hat der Austral mehr Platz
Wer sich als frierend outet, erfährt sowohl im Austral als auch im XC40 vom wärmenden Wesen der Mensch-Maschine-Beziehung. Also einfach die Gradzahl nennen, das klappt. Die Ursache für die französisch-schwedische Verbrüderung ist dann schnell gefunden: Beide arbeiten mit einem Android-Automotive-basierten System. Damit bieten beide SUV Zugriff auf eine Vielzahl von Diensten und Services, zu denen auch Google Assistant und Maps gehören. Navigieren gehört so zu den Sachen, die in beiden Modellen ziemlich gut funktionieren.

Die optionalen 20-Zoll-Räder des Austral rollen sehr steif über Kanten und lassen das Auto auf welliger Piste ordentlich zappeln.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
In der zweiten Reihe verbucht der Austral dann spürbare Vorteile. Dank längs verschiebbarer Sitzbank muss hier niemand seine Knie in die Vordersitzlehne drücken. Außerdem sitzen Renault-Gäste ein Stück höher über dem Boden als Mitreisende im Volvo und finden auch dank verstellbarer Lehnenneigung eine entspanntere Haltung.
Fahrzeugdaten
Modell | Renault Austral Mild Hybrid 160 | Volvo XC40 B3 Mild-Hybrid |
---|---|---|
Motor Bauart/Zylinder | Vierzylinder, Turbo, Mildhybrid | Vierzylinder, Turbo, Mildhybrid |
Einbaulage | vorn quer | vorn quer |
Ventile/Nockenwellen | 4 pro Zylinder/2 | 4 pro Zylinder/2 |
Nockenwellenantrieb | Kette | Zahnriemen |
Hubraum | 1333 cm³ | 1969 cm³ |
kW (PS) bei U/min | 116 (158)/5250 | 120 (163)/4750 |
Nm bei U/min | 270/1800 | 265/1500 |
Höchstgeschwindigkeit | 174 km/h | 180 km/h |
Getriebe | stufenloses Getriebe (CVT) | Siebengang-Doppelkupplung |
Antrieb | Vorderradantrieb | Vorderradantrieb |
Bremsen vorn/hinten | Scheiben/Scheiben | Scheiben/Scheiben |
Testwagenbereifung | 235/45 R 20 V | 235/50 R 19 V |
Reifentyp | Michelin Primacy 4 | Continental Premium Contact 6 |
Radgröße | 7,5 x 20" | 7,5 x 19" |
Abgas CO2* | 141 g/km | 151 g/km |
Verbrauch* | 6,2 l | 6,7 l |
Tankinhalt | 55 l | 54 l |
Kraftstoffsorte | Super | Super |
Ottopartikelfilter | Serie | Serie |
Vorbeifahrgeräusch | 68 dB(A) | 68 dB(A) |
Anhängelast gebr./ungebr. | 1800/750 kg | 1600/750 kg |
Stützlast | 85 kg | 100 kg |
Kofferraumvolumen | 500–1525 l | 428–1304 l |
Länge/Breite/Höhe | 4510/1825–2083**/1618 mm | 4440/1863–2034**/1652 mm |
Radstand | 2667 mm | 2702 mm |
Grundpreis | 35.950 Euro | 44.450 Euro |
Testwagenpreis (wird gewertet) | 36.950 Euro | 47.100 Euro |
Geht es ums Gepäck, schafft der Renault bis zu 221 Liter mehr weg, während der XC40 das Einladen leichter macht. Nach dem Umklappen der Lehne entsteht im Volvo eine völlig ebene Ladefläche, eine Durchreiche nimmt es locker mit Skiern oder ähnlichem Langholz auf, die Ladekante liegt drei Zentimeter flacher über Grund. Im Renault bleiben dagegen gleich zwei Absätze, wenn die zweite Reihe sich flach legt. Kleiner Trost: Nur im Austral lässt sich die Fondlehne vom Heck aus entriegeln.
Sportlichkeit bieten beide nicht
Übermäßig sportlich geht keiner der beiden zu Werke. Erwartet aber auch keiner. Rund 160 PS reichen jeweils für knapp zehn Sekunden auf Tempo 100 und 180 (Renault 174) km/h Spitze. Was will – oder kann – man heute mehr? Der Weg zu solcher Leistung gerät beim Volvo aber eleganter, weil das Doppelkupplungsgetriebe gemütlich, aber geschmeidiger agiert.

Ordentlich: Mit rund 160 PS sprinten Austral und XC40 in knapp unter zehn Sekunden auf Tempo 100 und schaffen um die 180 km/h Spitze.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
Der Renault klingt insgesamt angestrengter, die stufenlose Automatik weist Temperament weit von sich und ruckelt im Stop-and-go-Verkehr vernehmlich, oben raus fährt der Austral dem XC40 hinterher. Beim Verbrauch liegt er dafür aber vorn, kommt mit 1,1 Litern weniger aus.
Messwerte
Modell | Renault Austral Mild Hybrid 160 | Volvo XC40 B3 Mild-Hybrid |
---|---|---|
Beschleunigung | ||
0–50 km/h | 3,2 s | 3,4 s |
0–100 km/h | 9,9 s | 9,5 s |
0–130 km/h | 16,7 s | 15,8 s |
0–160 km/h | 29,3 s | 26,8 s |
Zwischenspurt | ||
60–100 km/h | 5,6 s | 5,2 s |
80–120 km/h | 7,0 s | 6,8 s |
Leergewicht/Zuladung | 1525/478 kg | 1700/520 kg |
Gewichtsverteilung v./h. | 62/38 % | 60/40 % |
Wendekreis links/rechts | 11,6/11,7 m | 11,7/11,8 m |
Sitzhöhe | 690 mm | 685 mm |
Bremsweg | ||
aus 100 km/h kalt | 35,3 m | 34,4 m |
aus 100 km/h warm | 34,6 m | 34,4 m |
Innengeräusch | ||
bei 50 km/h | 57 dB(A) | 57 dB(A) |
bei 100 km/h | 64 dB(A) | 63 dB(A) |
bei 130/160 km/h | 68/72 dB(A) | 68/71 dB(A) |
Verbrauch | ||
Sparverbrauch | 5,8 l S/100 km | 7,1 l S/100 km |
Testverbrauch | 7,3 l S/100 km | 8,4 l S/100 km |
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe) | (+18 %) | (+25 %) |
Sportverbrauch | 9,8 l S/100 km | 10,5 l S/100 km |
CO2 (Testverbrauch) | 174 g/km | 199 g/km |
Reichweite (Testverbrauch) | 750 km | 640 km |
Das Fahren an sich gestaltet sich im Renault dann wieder unangenehmer, weil die optionalen 20-Zoll-Räder sehr steif über Kanten rollen und das Auto auf welliger Piste ordentlich zappelt.

Besser in Fahrt: Der Volvo XC40 rollt geschmeidiger ab als sein Konkurrent, wird auch auf Marterstrecken allenfalls etwas zittrig.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
Der XC40 kann das insgesamt etwas besser, wird auch auf Marterstrecken allenfalls zittrig. Lange Wellen nehmen beide souverän, die Lenkung agiert überwiegend gefühllos – wobei die Rückmeldung beim Renault noch etwas unpräziser ausfällt. Für beide gilt: Versuch's mal mit Gemütlichkeit.
Preis: An der Kasse langt Volvo ordentlich zu
Schon im Grundpreis trennen die beiden fast 10.000 Euro, mit der testrelevanten Ausstattung landet der Austral bei gerade noch verträglichen 36.950 Euro, Volvo verlangt für den XC40 tatsächlich 10.150 Euro mehr. Und dann soll der Schwede trotzdem jedes Jahr, also doppelt so oft wie der Renault, in die Werkstatt. Da rettet den Volvo auch die günstigere Einstufung bei der Versicherung nicht mehr, am Ende kommt er trotz Sieg in der Eigenschaftswertung als Zweiter ins Ziel.
Fazit
Der Austral stellt auf jeden Fall eine Bereicherung der Kompakt-SUV-Szene dar. Ja, bei den Themen Fahrwerk, Antrieb und Qualität gibt es Verbesserungspotenzial, doch das Preis-Leistungs-Verhältnis geht in Ordnung. Und genau daran scheitert der XC40. Für den höheren Preis ist sein Mehrwert nicht hoch genug.
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