Es ist eng in den Städten. Parkraum ist knapp, da kommt es auf jeden Zentimeter an. Gleichzeitig werden die Autos immer unübersichtlicher. Vor allem aerodynamisch gestylte Hinterteile entziehen sich hartnäckig peilenden Fahrerblicken. Hilfe bei schlechter Übersicht bieten elektronische Rückfahrkameras. Sie sind bei Neuwagen inzwischen oft schon ab Werk vorhanden – jedoch meist nur gegen üppigen Aufpreis aus der Optionenliste. Wesentlich günstiger geht es mit einer Rückfahrkamera zum Nachrüsten. Die eignet sich natürlich auch für Gebrauchtwagen. Preiswerte Systeme starten bei weniger als 100 Euro. Eine Rückfahrkamera zaubert zwar keinen Parkplatz her, erleichtert aber deutlich das Einfädeln in kleine Lücken.

Rückfahrkamera-Nachrüstsets

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
Auto-Vox A1 Rückfahrkamera
dnt 52171 Rückfahrkamera
Boscam K1
Auto-Vox Rückfahrkamera
AUTO-VOX M1W drahtlose Rückfahrkamera

Welche Vorteile bietet eine Rückfahrkamera?

• Rangieren wird durch die bessere Übersichtlichkeit vereinfacht, der tote Winkel wird kleiner
• Man hat stets die Anhängerkupplung im Auge
• Kleine Objekte, die man sonst vielleicht übersehen hätte, sind besser wahrzunehmen
• Hindernisse lassen sich besser einschätzen
• Unfälle beim Rückwärtsfahren und -einparken lassen sich vermeiden

Zwei Wege, eine Rückfahrkamera nachzurüsten

Niedlich, aber nurs fürs Foto als Signalgeber montiert: Quietschen-Entchen als Einparkhilfe.
Das Navgear-Modell hat eine integrierte Dashcam.
Bild: AUTO BILD
Beispiel 1:
AUTO BILD hat ein besonders preiswertes Modell in einen alten VW Bus eingebaut. Die Rückfahrkamera von Navgear kostet rund 70 Euro, sendet ihr Bild an einen speziellen Rückspiegel. Der funktioniert als Monitor und ermöglicht per Touchscreen, also durch Berühren des Spiegelglases, auch die Bedienung der zwei Kameras. Ja, richtig gelesen: zwei Kameras. Eine nach hinten, die zweite sitzt im Spiegel, filmt den Verkehr vor dem Wagen – und soll so im Falle eines Unfalls ein unbestechlicher Zeuge sein. Ein weiteres Extra der Navgear-Kamera ist die Parkwächterfunktion. Gibt es am geparkten Auto eine Erschütterung, fängt die Kamera an zu filmen. Die Aufnahmen können nach einer eventuellen Unfallflucht bei der Tätersuche helfen. Für den Einbau gilt: Zum Finden und Verbinden des Kabels Richtung Rückfahrlicht sind Voltmeter und Lötkolben hilfreich, es geht aber auch ohne. Geübte Schrauber benötigen rund 2,5 Stunden für den Einbau der Dashcam. In unserem VW Bus funktioniert die Kamera problemlos. Bei modernen Fahrzeugen mit CAN-Bus, das ist eine elektronische Datenbahn, kann es beim Abgreifen des Rückfahrscheinwerfersignals zu Fehlermeldungen kommen.
Beispiel 2: Aber es geht auch ohne den großen Aufwand, bei dem aufwendig Kabel durchs Auto gezogen, viele Verkleidungsteile entfernt, der Weg bis zum Armaturenbrett freigelegt werden muss. Bei Rückfahrkameras mit Funkverbindung reicht es aus, am Fahrzeugheck eine Stromverbindung anzuschließen. Das Kabel des Rückfahrscheinwerfers wird dafür angezapft, die Kamera mit Strom versorgt. Der Monitor wird so nur beim Einlegen des Rückwärtsgangs aktiv und lenkt beim Fahren im Straßenverkehr nicht ab. Das Anschließen des Monitors im Cockpit ist noch viel einfacher: den Stecker in den Zigarettenanzünder drücken, fertig. Beide Wege zum Nachrüsten einer Rückfahrkamera erklärt AUTO BILD Schritt für Schritt in der Bildergalerie!

Bildergalerie

Rückfahrkamera nachrüsten
Rückfahrkamera nachrüsten
Rückfahrkamera nachrüsten
Kamera
Rückfahrkamera nachrüsten

Was kostet das Nachrüsten einer Rückfahrkamera?

Wer die Rückfahrkamera selbst nachrüstet, muss lediglich für die Materialkosten aufkommen. In der Regel findet man gute Modelle schon unter 100 Euro. Original-Rückfahrkameras der Hersteller kosten allerdings deutlich mehr und sind meist nicht so einfach einzubauen wie die Geräte aus dem Zubehör. Damit wendet man sich am besten an den Profi in der Werkstatt. Je nach Modell und Arbeitsaufwand muss man allerdings bis zu 1000 Euro einplanen.

Worauf ist beim Kauf zu achten?

Um mit der Rückfahrkamera wirklich sicherer zu fahren, sollten Sie beim Kauf ein paar Dinge berücksichtigen:
Bildqualität: Das Bild des Monitors bzw. auf dem Handy sollte scharf sein, damit alles zu erkennen sind. Im Optimalfall sind die Aufnahmen außerdem farbig.
Weitwinkel: Die Kamera sollte einen möglichst breiten Bereich erfassen, um den toten Winkel zu verkleinern (mindestens 120 Grad, lieber mehr). Bei großen Fahrzeugen lohnt sich eventuell auch eine Lösung mit mehreren Kameras. Dabei sollte die Verzerrung jedoch möglichst gering ausfallen, ansonsten können Entfernungen schwerer abzuschätzen sein.
Nachtsicht: Gerade wer viel bei Dunkelheit fährt, sollte darauf achten, dass die Kamera auch im Dunkeln gute Bilder macht.
System: Wie oben erklärt, sollten Sie vorab überlegen, ob das Funk-System oder ein fest verbautes System für Sie sinnvoller ist.
Prüfzeichen: Die Kamera sollte ein ECE-Prüfzeichen aufweisen, ansonsten ist sie für die Verwendung nicht zugelassen und es drohen Probleme beim TÜV.

Gibt es rechtliche Einschränkungen?

Nein, im Gegenteil: Bei großen Fahrzeugen wie Lkw sind Rückfahrkameras mittlerweile sogar Pflicht, da §56 der StVO ansonsten nicht erfüllt wäre ("Kraftfahrzeuge müssen [...] Spiegel oder andere Einrichtungen für indirekte Sicht haben, die so beschaffen und angebracht sind, dass der Fahrzeugführer [...] alle für ihn wesentlichen Verkehrsvorgänge beobachten kann"). Dementsprechend ist das Nachrüsten von Rückfahrkameras bei Pkw sogar wünschenswert, da sie die Übersicht des Fahrers verbessern. Eine Pflicht gibt es aber nicht.