Ein echter Schnelllader: Erst Mitte vergangenen Jahres hat Autel, der chinesische Spezialist für Diagnoseelektronik im Autobereich, sich dem Markt für Lade-Infrastruktur zugewandt. Seitdem wurden allein 20.000 Wechselstrom-Ladestationen weltweit abgesetzt. Nun erhielt der Maxi Charger von Autel, eine Schnelllade-Station mit bis zu 240 kW Ladeleistung, den Innovationspreis 2022 der Fachmesse Automechanika in Frankfurt.

Maxi Charger könnte bald den Rekord brechen

Ausgezeichnet wurde das neueste Autel-Produkt, der "Maxi Charger DC Fast". Die Schnellladestation lädt Gleichstrom mit bis zu 240 kW Ladeleistung. "Das ist im Normalfall in 15 Minuten Energie für 300 Kilometer Fahrt – sie kann also einen großen Beitrag für eine bessere Ladeinfrastruktur leisten", sagte der Geschäftsführer vom TÜV Nord Hartmut Abeling bei der Preisverleihung. Lange Wartezeiten während des Ladens wären damit passé.
Autel-CEO Ting Cai verrät nimmt den Innovationspreis der Automechanika entgegen für den Maxi Charger.
Bild: Hersteller
Zuvor hatte die Ladesäule bereits den Design-Preis "iF Industrie Forum Design" gewonnen, der seit 1954 jährlich vergeben wird. Nach Angaben von Autel-CEO Ting Cai wird es sie in Kürze auch als "Hyper-Charger" mit 480 kW Ladeleistung geben. Damit wäre Autel dann ganz vorn: Den Weltrekord im Schnellladen hält derzeit eine Ladesäule, die 360 kW aufbieten kann. Damit hält die Autoindustrie nur mühsam Schritt: Während der Porsche Taycan mit immerhin bis zu 270 kW geladen werden kann, verkraftet der VW ID.3 derzeit nur bis zu 125 kW Ladeleistung.

Kunden heben die Qualität hervor

Bisher steht noch kein Maxi Charger in Deutschland zum Laden bereit. Aber lange könne es nicht mehr dauern, ist sich Cai sicher. Der CEO von Autel gegenüber AUTO BILD: "Wir schicken unsere Produkte potenziellen Kunden, damit sie diese mit der Konkurrenz vergleichen können." Die Reaktion: "Es ist wie deutsche Qualität, hören wir oft – auch die Verarbeitung, die Teile, die Kabelführung etc." Die kompakte Bauweise und einfache Installation würden ebenfalls vielfach gelobt.

Top 10: Stromverbrauch der E-Autos im AUTO BILD-Test

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
1.
Dacia Spring (Testverbrauch: 15,8 kWh)
2.
Renault Twingo Electric (Testverbrauch: 16,4 kWh)
3.
Hyundai Kona Elektro (Testverbrauch: 18,8 kWh)
3.
Fiat 500 Elektro (Testverbrauch: 18,8 kWh)
5.
Audi Q4 e-tron (Testverbrauch: 21,1 kWh)
6.
VW ID.3 Pro S (Testverbrauch: 21,3 kWh)
7.
Mercedes EQB 300 4Matic (Testverbrauch: 21,8 kWh)
8.
Skoda Enyaq iV 80 (Testverbrauch: 21,9 kWh)
8.
VW ID.4 Pro (Testverbrauch: 21,9 kWh)
8.
Opel Mokka-e (Testverbrauch: 21,9 kWh)

Andere HPC-Ladesäulen, zum Beispiel die Teslas Supercharger oder die Schnelllader von Ionity, bieten zwar ähnliche Leistungen wie der Maxi Charger, wurden aber nicht auf der Automechanika gezeigt. Wie die Messe Frankfurt auf Anfrage von AUTO BILD erläutert, stellt der Innovationspreis keinen Querschnitt des Marktes dar. Sondern lediglich eine Bewertung aller eingereichten Bewerbungen zur jeweiligen Messe.

Was die ersten Autel-Produkte waren

2004 kam Autel mit Batterietestern für konventionelle Bleiakkus erstmals auf den Markt. Dieses Angebot wurde kontinuierlich ausgeweitet, es kamen Diagnosegeräte und die passende Software hinzu. Von seiner Erfahrung mit diesen Batterietests profitiert Autel auch auf dem Lade-Markt: In Kürze wird Akku-Diagnose auch als Feature für Ladestationen angeboten. werden.

Akku-Diagnose per Ladesäule, Dongle und App

Damit soll es möglich sein, mit einem Wechselstrom-Ladegerät, der dazugehörigen App sowie einem Dongle für die OBD-Steckdose die Batteriedaten auszulesen und ihren "State of Health" (SoH), also den Gesundheitszustand des Akkus, bestimmen zu lassen. "Aktuell sind wir hier noch mit Tests beschäftigt", so Cai.
Die Schnellade-Stationen von Autel bringen bis zu 240 kW Ladeleistung.
Bild: Hersteller
Am Ende soll im Display von Wallbox, AC- und DC-Ladesäule eine leicht verständliche Information stehen, die dem Autofahrer mitteilt, ob seine Batterie "gut", "weniger gut" oder "schlecht" ist. Autel glaubt, dass sich auch Autowerkstätten für diesen Service interessieren.

Ein Solarstrom-Paket für Eigenheimbesitzer

Schritt für Schritt soll die Produktpalette ausgeweitet werden. So ist auch ein Solar-Paket für Eigenheimbesitzer vorgesehen: "Kunden brauchen ja nicht nur eine Wallbox, sondern auch Photovoltaik, Zwischenspeicher und die Regelelektronik, die alles verbindet." Für diesen Bedarf wird Autel im kommenden Jahr ein "Heim-Energie-System" in Europa anbieten. Es soll für Endkunden direkt erhältlich und modular kinderleicht installierbar sein.
Cai: "Die Schönheit in dieser Lösung liegt darin, dass alles zentral gesteuert werden kann, superleicht für den Nutzer." Die Solarpaneele hierfür werde Autel allerdings nicht selbst produzieren, sondern zukaufen. Zum Preis einer solchen Heim-Tankstelle möchte Cai noch nichts sagen: "Das hängt von der Spezifikation ab, jeder Markt in Europa hat andere Anforderungen."
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Versuche mit kabellosem Laden und Ladebrücken

Was ist mit Stadtbewohnern, die keine eigene Wallbox anbringen können? "Wir forschen aktuell an der Möglichkeit des kabellosen Ladens", sagt der Autel-CEO. In China werde diese Variante am ehesten durchzusetzen sein. "Dort wird es sehr populär werden, das drückt dann die Kosten für andere Märkte."
Das Risiko in dieser Technologie liegt nach seiner Ansicht vor allem darin, dass noch kein Ladestandard existiert. Wer hier vorprescht, kann in eine Sackgasse hinein entwickeln. Auch gebe es Versuche, das Ladekabel über eine Brücke vom Anschluss, also zum Beispiel einem Gebäude, zum Fahrzeug zu führen. "Doch der Markt ist hier noch nicht wirklich klar definierbar."
Kompakte AC-Ladestationen gehören auch zur Produktpalette des chinesischen Unternehmens.
Bild: Hersteller

Gleichstrom-Ladestation mit Bezahlfunktion

Cai macht sich hingegen keine Sorgen, was insgesamt die Preistransparenz auf dem europäischen Lade-Markt angeht. "In Zukunft wird es ein Ladestrompreis-Roaming innerhalb Europas geben, so wie bei den Mobiltelefonen schon heute." Der Maxi Charger von Autel hat bereits serienmäßig zahlreiche Bezahlfunktionen: Kunden können mit Girocard (EC) oder Kreditkarte, Apple Pay und Google Pay bezahlen – so nimmt Autel die Gesetzgebung, die ab Juli 2023 solche Features an öffentlichen Ladesäulen zwingend vorschreibt, bereits voraus.
Während die Bezahlfunktion Standard ist, sind andere Features variabel: So ist der Maxi Charger DC Fast im Übrigen modular angelegt: Betreiber können mit 60 kW Ladeleistung starten und später aufrüsten auf 120 bzw. 240 kW. Qualität spielt auch in der Kundenbeziehung eine Rolle: Autel gewährt drei Jahre Garantie. Kürzlich hat das Unternehmen auch eine Wallbox auf den Markt gebracht. "Unser Unternehmen ist jung, aber wir arbeiten superschnell", so Cai.