Schumi-Serie zum 50.: der Teamplayer
Führen, fordern, Fußball spielen

—
Teil 5 der Serie zu Schumis 50. Geburtstag. Der Teamplayer. Einer allein kann nicht siegen. Fur Schumi galt deshalb stets: Der Star ist die Mannschaft.
Das war‘s! Geknickt klettert Michael Schumacher aus seinem Ferrari. Der Motor ist verraucht. Und damit auch die Chance auf den WM-Titel 2006, seinen achten insgesamt. Mit hängenden Schultern macht er sich auf den Rückweg zur Box. Der Blick leer, der Mund ganz schmal. Sein letzter GP Japan im Ferrari bleibt keine schöne Erinnerung.
Teil 1 - Schumis Anfänge: Kart, Cola und Krafttraining
Fünf Minuten später in der Ferrari-Garage: Schumacher lächelt schon wieder. Geht zu jedem Mechaniker. Schüttelt Hände, klopft Schultern, umarmt seine Männer. „Wir dachten, wir müssten ihn trösten“, erzählt Teamchef Jean Todt (60), „dabei hat er uns getröstet.“ Gemeinsam gewinnen, gemeinsam verlieren. Das ist Schumis Motto. Und in diesem vorletzten Ferrari-Rennen seiner Karriere zeigt der 38-Jährige noch einmal eindrucksvoll: Er ist ein echter Mannschaftsspieler. Das war er schon immer.

Schumi wurde zum erfolgreichsten F1-Pilot aller Zeiten
Sie muss bedingungslos hinter ihm stehen. Ross Brawn (52), Ex-Technikchef bei Benetton und Ferrari, bringt es auf den Punkt: „Michaels größte Qualität war nicht das Fahren, sondern die Art und Weise, wie er mit dem Team zusammenarbeitete.“
Doch die ist mehr als eine kühle Erfolgsrechnung. „Michael vergaß nie die menschliche Seite an unserem Sport“, erinnert sich sein ehemaliger Renningenieur Pat Symonds (53, heute Renault-Cheftechniker), „oft kam er spät am Abend mit einem Topf voller Pasta in die Garage und munterte die Mechaniker auf.“ Dort, in der kleinen, abgeschotteten Welt seines Rennstalls war er für alle offen und immer ansprechbar, war nie abweisend oder abgehoben. So verschaffte sich der Ausnahmepilot auch gegenüber seinen Teamkollegen Vorteile.Teil 2 - Schumis Idol: Die ganze Story mit Ayrton Senna
„Benetton war einzig und allein Michaels Team“, beklagt sich Ex-Partner JJ Lehto nach seinem Rauswurf 1994. Eddie Irvine, erster Schumi-Kollege bei Ferrari, bestätigt: „Er bekam gegenüber seinen Teamkollegen nie besseres Material, aber größere mentale Unterstützung.“ Schumi ist kein Test zu viel, keine Minute im Gespräch mit den Ingenieuren zu lang. Kein aufmunterndes Wort an die Mechaniker ist ihm zu mühsam.

Startschuss: Ferrari vor dem ersten Schumi-Jahr 1996
Teil 3 - Schumis Fahrstil: Geheime Kurventechnik
1996 wechselt der Weltmeister von Benetton zu Ferrari. In Schumachers Augen sieht es damals in den heiligen Werkshallen der Roten aus „wie in der Werkstatt meines Go-Kart-Kumpels“. Mit dem französischen Teamchef Jean Todt impft er der Truppe deutsche Tugenden ein: Disziplin, Fleiß, Ordnung. Selbst in schlechten Zeiten erhebt der Superstar keine Vorwürfe. So wird aus Ferrari ein Dauersieger.

Begeisterter Hobby-Kicker: Schumi beim Fußball
Solche Motivationsspritzen kennen sie bei Ferrari von einem Irvine oder Barrichello nicht. Schumi führt auch Verbrüderungsrituale ein. Vor jedem Rennen am Nürburgring fährt er mit seiner Mannschaft in Kerpen Kart in seiner eigenen Halle. Und nach einem Titelgewinn muss jeder ein Glas Rotwein trinken. Auf Ex. Das schweißt zusammen.
Teil 4 - Schumis Skandale: Tricksen, Tarnen, Triumphieren
Doch bei aller Kumpelei verliert Schumi nie die Autorität. Er ist stets hundert Prozent bei der Sache und fast immer der Beste. Zu ihm blicken die Mechaniker auf. Ihn bewundern sie. Und deshalb geben auch sie alles für ihn. „Wenn Michael in die Garage kam, arbeiteten alle noch konzentrierter als sonst“, berichtet Schumachers ehemaliger deutscher Helmbetreuer Sven Krieter, „der Respekt vor ihm war unheimlich groß.“
Der Beweis: ein Fotoshooting für AUTO BILD MOTORSPORT 2002. Schumi stellt sein Team vor. Er ist locker, klatscht jeden Mechaniker ab. Dann sollen „seine Jungs“ für ein Foto mit Werkzeugen an ihm rumschrauben. Keiner traut sich! Zu groß ist der Respekt. Ferrari-Ex-Kollege Barrichello bestätigt: „Ich habe die stolzen Blicke der Mechaniker gesehen, die für Michael gearbeitet haben. Bei mir hatten sie nie dieses Glänzen in den Augen.“
Barrichello stand bei Ferrari im Schatten Schumis
Und seine Erfolge machte Schumi zu Erfolgen aller im Team. Helm-Mann Krieter: „Nach dem Sieg in Indy 2006 war die WM wieder offen. Michael hat sich deshalb bei jedem persönlich bedankt, auch bei mir. Das hat noch mehr motiviert.“
Auch bei Mercedes hat er das Schumacher-typische Teamplayer-Verhalten eingebracht. Das Eis sei gleich im Dezember bei Schumachers Vorstellung in der Mercedes-Fabrik in Brackley gebrochen, berichtet seine Managerin Sabine Kehm. Denn: Da ging der Kerpener wie seine Mechaniker-Kollegen zum Essen in die Kantine. Kehm: „Das hatte in dem Werk angeblich noch kein Fahrer gemacht. Fur Michael war das kein großes Ding, aber die Jungs waren ziemlich überrascht.“
Service-Links