Seat Ateca/VW Golf: Test
Der Golf wird zum Gejagten
—
VW hat seinen kompakten Bestseller sanft aufgefrischt. Aber reicht das, um den Seat Ateca in der Käufergunst auf Distanz zu halten?
Die große, breite, bunte SUV-Welle bricht an einem Felsen der Autowelt: dem Golf. So rasch die Zulassungen der Hochsitze in die Höhe steigen, der Kompakte überragt sie alle. VW rechnet vor, dass weltweit alle 40 Sekunden ein Golf gekauft wird. Noch. Denn es sind gerade dessen Kunden, die hinüberlinsen zu den Hochsitzen und mit einem Aufstieg liebäugeln. Wie wär's, das nächste Auto ein SUV, wie beim Nachbarn oder dem Skatbruder? Zumal Seat die gleiche VW-Technik eine Etage höher anbietet und in seinem Ateca sehr ansehnlich verpackt.
Das Blechkleid das Spaniers ist gut gelungen

Kompakt, kantig und cool: Das Design des Seat Ateca besitzt das gewisse Extra.
Alle News und Tests zum Seat Ateca
Bei Sicherheit und Elektronik hat der Golf die Nase vorn

Neue Extras: Mit dem Facelift der siebten Generation kommt mehr Elektronik in den VW Golf.
Alle News und Tests zum VW Golf
Mag das SUV zunächst gut aussehen, so zieht der Kompakte davon, sobald die Startknöpfe gedrückt werden. Der 2.0 TDI schüttelt sich nur anfangs hörbar dieselig, um dann in knorrigen Zorn zu fallen. 150 PS und vor allem 340 Nm Drehmoment, die selbst ausgewachsene Limousinen standesgemäß bewegen, stellen in der Kompaktklasse die Wucht einer Abrissbirne bereit. Die wirft den Golf in 8,6 Sekunden auf Tempo 100, und wer je mit 216 km/h Spitze Langstrecken angehen durfte, will nie wieder etwas anderes als Diesel. Hohes Tempo und große Reichweite, ein Traum.
Aufbau und Gewicht bremsen die Dynamik des SUVs

Wie ein Golf mit großem Rucksack: Auf Lenkbefehle reagiert der Ateca langsamer als der VW.
Dem subjektiven Gefühl von Sicherheit sollen hier noch harte Zahlen folgen. In der Top-Ausstattung, so wie auf dem Foto oben, kostet der Seat 3155 Euro mehr als der Golf. Für gut zehn Prozent Aufpreis bekommt der Käufer serienmäßig größere 18-Zoll-Räder, silberne Dachreling und schlüssellosen Einstieg, während der Golf vor allem mit Neuheiten aus dem Facelift dagegenhält: Gestensteuerung, Stauassistent oder bald der neue 1,5-Liter-Benziner mit 150 PS sind im Ateca noch nicht zu haben. Nur: Gegen den Trend zum SUV helfen dem Golf weder Fakten noch Elektronik.
Fazit
Der Ateca ist derzeit das SUV aus dem VW-Konzern, das dem Golf am nächsten kommt: ein agiler, wendiger Springinsfeld, ausgewogen beim Fahren und modern ausgestattet. Dass er schwerer, durstiger und teurer ist, gehört zu den SUV-Erbsünden. Deshalb wird ein Kompakter ihn unterm Strich schlagen, beim Golf kommt nun das Facelift hinzu: Der Klassenbeste hat gerade nochmals nachgelegt, ein Auto für alle. Der Seat steht noch nicht an jeder Ecke – was ihn attraktiv macht.
Service-Links