Seat Toledo I (1991-1998)
In Ruhe gereift

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Von einem feurigen Spanier hat der Seat Toledo wahrlich wenig. Doch unter seiner eher biederen Schale steckt ein zuverlässiger Kern – made by VW.
Karosserie und Verarbeitung
Wer dem Seat Toledo Böses will, könnte ihn als Lückenbüßer bezeichnen. Schließlich parkten die Marketing-Strategen von VW (haben seit 1986 das Sagen bei der Sociedad Española de Automoviles de Turismo) die spanische Limousine genau zwischen Golf/Jetta und Passat. Eine schmale Lücke, für die sich bei uns in sieben Jahren nur rund 100.000 Käufer fanden. Mitverantwortlich für die eher flaue Nachfrage waren das schlechte Markenimage und der Ruf lausiger Verarbeitungsqualität. Der von der ersten Toledo-Baureihe auch bestätigt wurde. Erst als Konzernmutter VW 1995 mit dem Facelift die Zügel straffte, galt die spanische Limousine als Qualitätsprodukt. Zu spät. So richtig in Fahrt kam das biedere Kastendesign mit dem Hochheck nicht mehr.
Dabei gelten gebrauchte Toledo unter Experten durchaus als Geheimtip. Auch, weil der Seat keine Rostprobleme kennt. Denn der Spanier steht auf stabilen deutschen Beinen – auf der Plattform des Jetta. Kein brauner Fleck ließ sich unter unserem 92er Testmodell finden, nur der Auspuffendtopf hatte sein dreijähriges Verfallsdatum überschritten. Eine bekannte Toledo-Krankheit, die auch der TÜV-Report 98 bemängelt.
Zufall oder miese Behandlung? In der Kofferraumkante unseres Testwagens blüht eine Gammelstelle vor sich hin, wo ein Gummipuffer der Heckklappe auftrifft. Und am Lack der hinteren Türoberkanten finden sich Scheuerstellen längs der Dichtungen. Nachlegen mußten die spanischen Monteure in der Fertigungsqualität: Die Dichtungen der Türen, Heckscheiben und Schiebedächer hielten in den ersten Jahren selten dicht. Sogar die Heckscheibeneinfassung löst sich gerne und produziert dann lästige Geräusche.
Dabei gelten gebrauchte Toledo unter Experten durchaus als Geheimtip. Auch, weil der Seat keine Rostprobleme kennt. Denn der Spanier steht auf stabilen deutschen Beinen – auf der Plattform des Jetta. Kein brauner Fleck ließ sich unter unserem 92er Testmodell finden, nur der Auspuffendtopf hatte sein dreijähriges Verfallsdatum überschritten. Eine bekannte Toledo-Krankheit, die auch der TÜV-Report 98 bemängelt.
Zufall oder miese Behandlung? In der Kofferraumkante unseres Testwagens blüht eine Gammelstelle vor sich hin, wo ein Gummipuffer der Heckklappe auftrifft. Und am Lack der hinteren Türoberkanten finden sich Scheuerstellen längs der Dichtungen. Nachlegen mußten die spanischen Monteure in der Fertigungsqualität: Die Dichtungen der Türen, Heckscheiben und Schiebedächer hielten in den ersten Jahren selten dicht. Sogar die Heckscheibeneinfassung löst sich gerne und produziert dann lästige Geräusche.
Motor und Technik
Kaum zu überhören – wenn nicht klappernde Vordersitze alles übertönen. Und die häufig durchgeschmorten Schalter für Blinker und Heckscheibenheizung waren ebenfalls keine Werbung für den spanischen Wolfsburger.
Dafür lief bei den Motoren fast alles rund – regelmäßige Zahnriemenwartung vorausgesetzt. Kein Wunder, die Motorenpalette stammt aus dem VW-Konzernregal. Am verbreitetsten ist der alte 1,8-Liter mit 88 PS (ab 1/93 mit 90 PS), zugleich die AUTO BILD-Empfehlung 1992. Elastisch, zugkräftig und mit neun Liter Verbrauch noch ein maßvoller Konsument. Einen Liter sparsamer, aber ungleich zahmer geht es im Zweiventiler mit 1,6 Litern und 71/75 PS voran. Die Modelle mit 100, 115, 125 oder gar 150 PS sind selten, rauhbeinig und teuer im Unterhalt. Begehrt: die TDI-VW-Motoren mit 90 oder 110 PS, die spanisches Temperament und deutsche Sparsamkeit in sich vereinen.
In puncto Fahrverhalten gibt sich der Toledo ausgewogen und solide: guter Geradeauslauf, feinfühlige Servolenkung und sicheres Kurvenverhalten. Licht und Schatten liegen beim Toledo dicht zusammen. Vor allem die angestaubte Optik drückt die Preise. In den nächsten Monaten werden sie noch weiter fallen. Nach Einführung des Toledo II kehren jetzt die Gebrauchten zu den Händlern zurück. Spätestens dann sollten vor allem die qualitativ besseren Jahrgänge ab 95 keinem mehr spanisch vorkommen.
Dafür lief bei den Motoren fast alles rund – regelmäßige Zahnriemenwartung vorausgesetzt. Kein Wunder, die Motorenpalette stammt aus dem VW-Konzernregal. Am verbreitetsten ist der alte 1,8-Liter mit 88 PS (ab 1/93 mit 90 PS), zugleich die AUTO BILD-Empfehlung 1992. Elastisch, zugkräftig und mit neun Liter Verbrauch noch ein maßvoller Konsument. Einen Liter sparsamer, aber ungleich zahmer geht es im Zweiventiler mit 1,6 Litern und 71/75 PS voran. Die Modelle mit 100, 115, 125 oder gar 150 PS sind selten, rauhbeinig und teuer im Unterhalt. Begehrt: die TDI-VW-Motoren mit 90 oder 110 PS, die spanisches Temperament und deutsche Sparsamkeit in sich vereinen.
In puncto Fahrverhalten gibt sich der Toledo ausgewogen und solide: guter Geradeauslauf, feinfühlige Servolenkung und sicheres Kurvenverhalten. Licht und Schatten liegen beim Toledo dicht zusammen. Vor allem die angestaubte Optik drückt die Preise. In den nächsten Monaten werden sie noch weiter fallen. Nach Einführung des Toledo II kehren jetzt die Gebrauchten zu den Händlern zurück. Spätestens dann sollten vor allem die qualitativ besseren Jahrgänge ab 95 keinem mehr spanisch vorkommen.
Historie, Schwächen, Kosten
Modellgeschichte 9/91 Modelleinführung der viertürigen Stufenhecklimousine mit VW-Motoren: 71/88/115/125 PS, Diesel 68 (ohne Kat) und 75 PS 8/92 erstes von neun Sondermodellen: "Olympic '92" in Weiß 1/93 einjährige Ausstattungslinie "Sport" mit 90/100/115 PS 9/93 neuer 1.8i-Motor (90 PS) anstelle der 88-PS-Version 1/95 Spitzenmodell 2.0i 16V GT mit 150 PS für 37.100 Mark 3/95 neuer 1.6i-Motor (75 PS) ersetzt 71-PS-Einsteigermodell 7/95 kleines Facelift und TDI-Motor (VW) mit 90 PS 3/97 1.6i-Motor auch mit 100 PS 10/98 Nachfolger auf dem Pariser Autosalon vorgestellt
Schwachstellen • Kontaktschalter an der Hecktür: Der linke Stift für die heizbare Heckscheibe bleibt oft stecken und verschmort • Lenkkopflager schlagen bei einigen Toledo mit der Zeit aus und machen sich durch Lenksäulenklappern bemerkbar • Scheibenwischer neigen zum Rubbeln, weil die Wischerarme unterdimensioniert sind und sich immer wieder verwinden • Bremsschläuche vorn altern schnell, werden porös, wie vor allem der TÜV ab dem fünften Zulassungsjahr bemängelt. Scheiben und Beläge waren in einigen Serien zudem so klein bemessen, daß teilweise schon nach 30.000 Kilometern komplett getauscht werden mußte • Heckscheibeneinfassung löst sich und klappert bei der Fahrt: typischer Verarbeitungsmangel durch schlecht verklebte Dichtungen
Reparaturkosten Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer am Beispiel eines Seat Toledo 1.8i GLX, 66 kW/ 90 PS, Baujahr 1995. Erfreulich viele Tauschteile (AT) bietet Seat an, das hilft sparen. Nur der schnell verschlissene Auspuff geht ins Geld.
Schwachstellen • Kontaktschalter an der Hecktür: Der linke Stift für die heizbare Heckscheibe bleibt oft stecken und verschmort • Lenkkopflager schlagen bei einigen Toledo mit der Zeit aus und machen sich durch Lenksäulenklappern bemerkbar • Scheibenwischer neigen zum Rubbeln, weil die Wischerarme unterdimensioniert sind und sich immer wieder verwinden • Bremsschläuche vorn altern schnell, werden porös, wie vor allem der TÜV ab dem fünften Zulassungsjahr bemängelt. Scheiben und Beläge waren in einigen Serien zudem so klein bemessen, daß teilweise schon nach 30.000 Kilometern komplett getauscht werden mußte • Heckscheibeneinfassung löst sich und klappert bei der Fahrt: typischer Verarbeitungsmangel durch schlecht verklebte Dichtungen
Reparaturkosten Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer am Beispiel eines Seat Toledo 1.8i GLX, 66 kW/ 90 PS, Baujahr 1995. Erfreulich viele Tauschteile (AT) bietet Seat an, das hilft sparen. Nur der schnell verschlissene Auspuff geht ins Geld.
Fazit und Expertentipp
Fazit "Der Toledo ist mittlerweile ein grundsolides Auto, an dem Werkstätten nicht mehr viel verdienen können. Neben der Jahresinspektion sind es fast nur Verschleißteile, die erneuert werden müssen. Dazu gehören vor allem der schnell gammelnde Auspuff und die Bremsen. Seat baute bis 92 unterdimensionierte Anlagen ein, so daß Scheiben und Klötze schon nach 30.000 Kilometern runter sein können. Ärgerlich, aber kaum abzustellen sind die rubbelnden Wischer. Die Arme lassen sich zwar zurechtbiegen, verformen sich aber schnell wieder. Die Motoren sind wartungsfreundlich und standfest. Empfehlenswert: der bissige 90-PS-Benziner und die kräftigen, sparsamen TDI-Maschinen." Willi Neubauer, Kfz-Meister speziell für Seat, Hamburg
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