Viel ist eigentlich nicht passiert. Und doch gibt es jede Menge zu erzählen. Im AUTO BILD-Dauertest fuhr der Skoda Kodiaq lange auf Kurs "sehr gut", kam aber kurz vor Schluss noch ins Stolpern.
Am Ende fehlten 3208 Kilometer. 96.792 der 100.000 Kilometer unseres Dauertests hatte der Skoda Kodiaq hinter sich, da erwischten ihn zwei ganz blöde Zipperlein. Erst ließ ihn ein Wackelkontakt am Startknopf nur noch widerwillig die Arbeit aufnehmen. Und kurz danach sorgte ein Fehler im Steuergerät der Dämpferregelung für unangenehme Verhärtungen im Fahrwerksbereich. Ohne diese ärgerlichen Fehler hätte es die Note 1 gegeben. Hätte, hätte ... Warum die Geschichte von DA-X 7788 trotzdem nicht "Eiskalt erwischt" überschrieben ist, sondern "Eiskalt abgeliefert"? Erklären wir Ihnen.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
Günstig ist er nicht, aber der Preis erweist sich als fair
Arbeitsplatz zum Wohlfühlen mit klassischen Rundinstrumenten und großem Navi-Monitor. Auch in Sachen Ausstattung hat der Kodiaq einiges zu bieten.
Am 24. April 2018 begann unsere Affäre mit dem großen Tschechen. Verhängnisvoll war an ihr nichts – außer vielleicht die Tatsache, dass unsere Beziehung von vornherein auf 100.000 Kilometer befristet war. Als Partner kommt außerdem nur infrage, wer sich finanziell als potent erweist. Der Kodiaq Scout 4x4 mit 190-PS-TDI und Doppelkupplungsgetriebe stand damals für 41.290 Euro in der Partnerbörse. Und das samtrote SUV (Velvet Red Premium Metallic für 990 Euro) tanzte auch sonst nicht ganz nackt vor. Adaptiver Tempomat (inkl. weiterer Assis 1690 Euro), adaptive Dämpfer (760 Euro), Drei-Zonen-Klimaautomatik (250 Euro), LED-Scheinwerfer (990 Euro), Multimediapaket Columbus (2690 Euro) und mehr trieben die finale Forderung auf 51.760 Euro. Hoppla! Für die Älteren unter uns: Vor 20 Jahren waren das über 100.000 Mark. Für die Jüngeren: Ein 245 PS starker Audi A6 45 TFSI kostet 360 Euro weniger. Klingt nach viel Kohle für einen aufgeblasenen Golf, auf dem der größte Skoda-Hochsitz basiert.
Der Kodiaq ist gemütlich, spritzig und sparsam zugleich
Andererseits erweist sich der Preis als fair für das, was dieser Giga-Golf alles kann. Sehen wohl auch andere so. 2019 stand auf jedem achten bei uns neu zugelassenen Skoda der Name Kodiaq, Lieferzeiten erreichen nicht selten ein Jahr. Bei unserem Exemplar gaben sich die Dienstreisenden denn auch den Funkschlüssel in die Hand. Und vom ersten Kilometer an gab es Lob. "Sanfter Riese", schwärmte Manfred Klangwald und Martin Puthz säuselte: "So macht SUV Spaß", der Autor selbst vermerkte: "toller Reisedampfer". Letztlich meinten am Ende aber alle das Gleiche: Ein derart geräumiges und gemütliches Auto so spritzig und sparsam zu bewegen, das grenzt schon fast an Zauberei. But it's not a trick, it's a Skoda. Auf einer Grundfläche von 4,70 mal 1,88 Metern reisen auch größere Familien plus Gepäck ziemlich entspannt. Und richtig günstig. Rund acht Liter alle 100 Kilometer reichtem dem Skoda auf unserem Marathon – trotz 1,8 Tonnen Leergewicht und 1,68 Meter hoch aufragender SUV-Silhouette.
Für die erste Fehlermeldung kann unser Kodiaq nichts
Motorenseitig war alles okay: Ein Marder hatte sich zwar einen Turboschlauch vorgenommen. Nach dessen Austausch lief alles wieder rund.
Wird der Straßenbelag löchriger oder die Fahrbahnbreite geringer, entsteht trotzdem kein Stress. Der Kodiaq bleibt bei allem Transport-Talent "kompakt genug, um sich in Parkhäusern und Innenstädten nicht selbst im Weg zu stehen", beantwortet Kollege Puthz die Format-Frage klar und deutlich. Beim grundsätzlich positiv besprochenen Fahrkomfort stellt er aber fest, dass die Abstimmung des DCC nicht ganz so harmonisch ausfällt (oder ausfallen darf?) wie bei vergleichbaren VW-Modellen. Dramatisch wird es erstmals am 23. Juli 2018. Stefan Novitski ist noch nicht weit gekommen, als im Cockpit die gelbe Glühwendel zu blinken beginnt und der Motor in den Schongang schaltet. Der Zweiliter-Diesel zickt rum – nach gerade mal 19.348 Kilometern? Das darf doch nicht ... Ist es auch nicht. Ein schlanker Einzelgänger in dunkelbraunem Pelz trägt die ganze Schuld. Der Marder fand Gefallen an den Eingeweiden des Kodiaq, nagte an einem Turboschlauch. Nach dessen Austausch lief alles wieder rund. So kamen und gingen die Jahreszeiten, und nichts passierte. Oder sagen wir besser: fast nichts. Natürlich fuhren wir etwa alle 30.000 Kilometer brav zum Check-up in die Werkstatt und füllten sorgfältig die geforderten AdBlue-Mengen nach. Wobei der Tscheche im Gegensatz zu früheren Dauertestern richtig Durst entwickelte. Fast 100 Liter von der wässrigen Harnstofflösung wurden im Kat als Stickoxid-Killer eingesetzt. Außerdem wechselten wir natürlich gewissenhaft die Räder von Sommer auf Winter und andersherum. Dabei reichte dem großen Tschechen jeweils ein Satz – plus ein einzelner Winterreifen, der nach dem unfreiwilligen Überfahren eines Bordsteins zwecks Unfallvermeidung neu musste. Wobei wir dabei lernten, dass so eine Mobilitätsgarantie echt Sinn ergibt. Abschleppen, Mietwagen, Rücktausch am nächsten Tag – alles schnell, unkompliziert und freundlich. An dieser Stelle danke dafür.
Die 21 Monate Stress merkt man dem Kodiaq nicht an
Solide Qualität: Nach 100.000 Kilometern fand der DEKRA-Experte kaum Mängel. Als Abschlussnote gibt es eine 2+.
Unter die unzähligen weiteren Komplimente, die der stattliche Skoda sammelte wie andere Leute Payback-Punkte, mischten sich dann aber auch ein paar kritische Stimmen. Im Stadtverkehr schien einigen der Diesel zu laut, auf der Autobahn nervten Windgeräusche. Zudem ließ das DSG mit zunehmender Laufleistung die anfangs feinen Manieren ein wenig schleifen und ruckelte hier und da ungebührlich, zeigten sich die Assistenten nicht immer höchst konzentriert und aufmerksam. Alles keine Katastrophen, eher ein freundlicher Hinweis auf mögliche Modellpflegemaßnahmen. Bis hierher hätte der Kodiaq sich auch locker die Note sehr gut verdient. Doch dann kamen ihm leider die eingangs erwähnten Problemchen dazwischen. Als der rote Riese am 28. Januar zur abschließenden Zerlegung am Firmensitz in Mladá Boleslav vorfuhr, wurde es zum zweiten Mal spannend. Die 100.000 Kilometer dauerten immerhin nur 21 Monate – was permanenten Stress für den Skoda bedeutete. Davon lässt sich der Kodiaq aber nichts anmerken. Der DEKRA-Experte fand kaum Mängel. Einzig die angegriffene Krümmerdichtung offenbarte, dass sie wohl innerhalb der nächsten maximal 50.000 Kilometer auf Durchzug geschaltet hätte. Gut für Skoda, dass sie nicht auch noch kurz vor Testende aufgegeben hat.Fazit von Gerald Czajka und Manfred Klangwald: So knapp an der Note "Eins" vorbei, das tut weh. Nicht nur Skoda, auch dem Testteam. Der Kodiaq hat uns zwei Jahre lang begeistert. Die Ausfälle auf der Zielgeraden sollten die Tschechen stets daran erinnern, die Qualität im Auge zu behalten. Note: 2+.
Bildergalerie
Skoda Kodiaq im 100.000-Kilometer-Dauertest
Skoda Kodiaq im 100.000-Kilometer-Dauertest
1/25
Fast hätte es für den Skoda Kodiaq im 100.000-Kilometer-Dauertest die Note 1 gegeben. Doch dann erwischten ihn 3208 Kilometer vor Schluss zwei ganz blöde Zipperlein.
Bild: AUTO BILD
2/25
Der Kodiaq Scout 4x4 mit 190-PS-TDI und Doppelkupplungsgetriebe war beim Teststart im April 2018 für 41.290 Euro zu haben. Der adaptive Tempomat (inkl. weiterer Assis 1690 Euro), adaptive Dämpfer (760 Euro), Drei-Zonen-Klimaautomatik (250 Euro), LED-Scheinwerfer (990 Euro), ...
Bild: F. Roschki / AUTO BILD
3/25
... Multimediapaket Columbus (2690 Euro) und mehr trieben die finale Forderung auf 51.760 Euro. Klingt nach viel Kohle für einen aufgeblasenen Golf, auf dem der größte Skoda-Hochsitz basiert. Andererseits erweist sich der Preis als fair für das, was dieser Giga-Golf alles kann.
Bild: F. Roschki / AUTO BILD
4/25
Bei unserem Exemplar gaben sich die Dienstreisenden denn auch den Funkschlüssel in die Hand. Und vom ersten Kilometer an gab es Lob: "Sanfter Riese", "So macht SUV Spaß", "toller Reisedampfer". Letztlich meinten am Ende aber alle das Gleiche: Ein derart geräumiges und gemütliches Auto so spritzig und sparsam zu bewegen, das grenzt schon fast an Zauberei.
Bild: Frank B. Meyer / AUTO BILD
5/25
Auf einer Grundfläche von 4,70 mal 1,88 Metern reisen auch größere Familien plus Gepäck ziemlich entspannt. Und richtig günstig. Rund acht Liter alle 100 Kilometer reichtem dem Skoda auf unserem Marathon – trotz 1,8 Tonnen Leergewicht und 1,68 Meter hoch aufragender SUV-Silhouette.
Bild: F. Roschki / AUTO BILD
6/25
Die mit Alcantara bezogenen Langstreckensitze sind bequem, haben aber keine E-Verstellung.
Wird der Straßenbelag löchriger oder die Fahrbahnbreite geringer, entsteht kein Stress. Der Kodiaq bleibt bei allem Transport-Talent "kompakt genug, um sich in Parkhäusern und Innenstädten nicht selbst im Weg zu stehen", beantwortet Kollege Puthz die Format-Frage klar und deutlich.
Bild: Henning Klipp / AUTO BILD
10/25
Beim grundsätzlich positiv besprochenen Fahrkomfort stellt er aber fest, dass die Abstimmung des DCC nicht ganz so harmonisch ausfällt (oder ausfallen darf?) wie bei vergleichbaren VW-Modellen.
Dramatisch wird es erstmals am 23. Juli 2018. Stefan Novitski ist noch nicht weit gekommen, als im Cockpit die gelbe Glühwendel zu blinken beginnt und der Motor in den Schongang schaltet. Der Zweiliter-Diesel ...
... zickt rum – nach gerade mal 19.348 Kilometern? Das darf doch nicht ... Ist es auch nicht. Ein schlanker Einzelgänger in dunkelbraunem Pelz trägt die ganze Schuld. Der Marder fand Gefallen an den Eingeweiden des Kodiaq, nagte an einem Turboschlauch. Nach dessen Austausch lief alles wieder rund.
Bild: F. Roschki / AUTO BILD
13/25
Auch als Zugfahrzeug ist der Tscheche eine gute Wahl: Anhängelast bis 2,5 Tonnen.
Unter die unzähligen weiteren Komplimente, die der stattliche Skoda sammelte wie andere Leute Payback-Punkte, mischten sich dann aber auch ein paar kritische Stimmen. Im Stadtverkehr schien einigen der Diesel zu laut, auf der Autobahn nervten Windgeräusche.
Bild: AUTO BILD
15/25
Zudem ließ das DSG mit zunehmender Laufleistung die anfangs feinen Manieren ein wenig schleifen und ruckelte hier und da ungebührlich, zeigten sich die Assistenten nicht immer höchst konzentriert und aufmerksam.
Alles keine Katastrophen, eher ein freundlicher Hinweis auf mögliche Modellpflegemaßnahmen. Bis hierher hätte der Kodiaq sich auch locker die Note sehr gut verdient. Doch dann erwischten ihn zwei ganz blöde Zipperlein. Erst ließ ihn ein Wackelkontakt am Startknopf nur noch widerwillig die Arbeit aufnehmen. Und kurz danach ...
Bild: F. Roschki / AUTO BILD
17/25
... sorgte ein Fehler im Steuergerät der Dämpferregelung für unangenehme Verhärtungen im Fahrwerksbereich.
Als der rote Riese schließlich zur abschließenden Zerlegung am Firmensitz in Mladá Boleslav vorfuhr, wurde es zum zweiten Mal spannend. Die 100.000 Kilometer dauerten immerhin ...
... nur 21 Monate – was permanenten Stress für den Skoda bedeutete. Davon lässt sich der Kodiaq aber nichts anmerken. Der DEKRA-Experte fand kaum Mängel.
Einzig die angegriffene Krümmerdichtung offenbarte, dass sie wohl innerhalb der nächsten maximal 50.000 Kilometer auf Durchzug geschaltet hätte. Gut für Skoda, dass sie nicht auch noch kurz vor Testende aufgegeben hat.
Fazit: So knapp an der Note "Eins" vorbei, das tut weh. Nicht nur Skoda, auch dem Testteam. Der Kodiaq hat uns zwei Jahre lang begeistert. Die Ausfälle auf der Zielgeraden sollten die Tschechen stets daran erinnern, die Qualität im Auge zu behalten. Note: 2+