Wollen sie nicht? Trauen sie sich nicht? Da präsentiert Skoda erstmals einen echten Kompakten, und die Tschechen taufen ihn verschwurbelt "Rapid Spaceback". Weil der die gleiche Technik hat wie der Rapid, dieser Anfang 2013 vorgestellte Stufenheck-Langweiler, den wir bald vergessen werden. Den Spaceback sicher nicht, denn hier kommt einer, der manchen Käufer eines Kompakten ins Grübeln bringen kann und der – psst – vielleicht sogar am Golf-Thron rüttelt. Das würde die brave VW-Tochter Skoda natürlich nie sagen. Als offizielle Konkurrenz gelten Koreaner wie der Kia cee'd, den wir zum ersten Fahrvergleich mitbringen. Ein Aufsteiger, der unter der Hand des deutschen Designers Peter Schreyer große Fortschritte gemacht hat – zuerst im Aussehen, dann in der Beliebtheit bei Kunden.

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Video: Skoda Rapid Spaceback vs. Kia cee'd

Die wahren Volkswagen?

Bild: AUTO BILD
Gegen die betonte Keilform des cee'd mit den modischen Schwüngen wirkt der Spaceback zurückhaltend und geradlinig nüchtern. Dabei preist Skoda seinen Jüngsten doch als "jugendlich-emotional" und packt ihn gegen Aufpreis in Farben wie "Sprint Gelb" und "Rallye-Green". Stehen ihm gut, insgesamt sieht man dem Spaceback jetzt schon an, dass er optisch langsamer verglühen wird – ein Auto für Langzeitbesitzer. Seine hohen Glasflächen, das zusätzliche Seitenfenster hinten und die tief hinabreichende Heckscheibe haben einen großen Vorteil: Der Skoda ist beim Einparken hinten so leicht abzuschätzen, dass zumindest junge, bewegliche Hälse sich die Parkpieper schenken können. Überhaupt bietet das Heck des Skoda ein paar schöne Anblicke: Der Kofferraum (415 bis 1380 Liter) schluckt eine Tasche mehr als der an sich geräumige Kia; mit dem riesigen Glasdach (dessen Aufpreis steht noch nicht fest) wirkt der Innenraum noch luftiger. Vor allem im Fond haben die Knie reichlich Platz, doch in Schulterhöhe ist der Kia etwas breiter – da kann der Skoda seine Abstammung vom Kleinwagen doch nicht verbergen: Der Vorderwagen kommt vom Polo, die Verbundlenker-Hinterachse von Skodas Multitalent Roomster.

Überblick: Alle News und Tests zum Kia cee'd

Kia cee'd
Einen Hauch Luxus mehr: Der Kia cee'd zeigt sich in diesem Vergleich besser ausgestattet.
Ausgereifte Gene, trotzdem bekam Modellbruder Rapid bei seinem Start reichlich Schelte. Die Federung zu bockig, das Plastik zu billig, offensichtlich hatte Skoda den Sparkurs übertrieben. Daher wurde der Spaceback eilig nachgebessert. Mit neuen Stoffen, Zierleisten und Lenkrädern muss sich zumindest die Elegance-Version nun nicht mehr verstecken, auch wenn es beim Hartplastik und Billigfilz-Teppichen blieb. Der Kunde muss halt wissen, welchen Wohnstil er will: Im Skoda gefallen die praktischen Kleinigkeiten wie Haken für Einkaufstaschen im Kofferraum oder der Handyhalter im Cupholder, dafür bietet der cee'd immer einen Hauch mehr Luxus: im 21.390 Euro teuren Spirit eine Klimaautomatik, die in zwei Zonen regelt, oder die serienmäßige Bluetooth-Anbindung fürs Telefon. Sobald es ans Fahren geht, kommt im Spaceback aus jeder Ecke die VW-Technik durch. Der moderne 1,4-Liter-Turbo, obwohl mit 122 PS schwächer, wirkt beim Tritt aufs Gaspedal wacher, lebendiger. Das kommt vom überlegenen Drehmoment, die 200 Nm passen gut zum serienmäßigen Direktschaltgetriebe (DSG). Die derzeit beste Automatik bei Kleinwagen schaltet dezent und legt früh die hohen Gänge fürs Sparen ein, ärgert nur gelegentlich mit Ruckeln, wenn man vor der Ampel ausrollt. Mit Handschaltung ist der stärkste Benziner im Programm gar nicht zu haben.
Skodas eilige Modellpflege hat ganze Arbeit geleistet. Der Spaceback federt mit sanfterer Abstimmung an beiden Achsen nun deutlich geschmeidiger, ohne die sportliche Grundnote aufzugeben. Bei der Lenkung wählten die Techniker gleich die aufwendige Operation: Die elektrohydraulische Lenkung des Rapid wurde ersetzt durch die elektromechanische aus dem VW Up. Ein echter Gewinn, denn so ein feines Ansprechen bei schöner Präzision wünscht man sich auch im cee'd. Der Kia lenkt träger ein, verlangt größere Lenkbewegungen und federt unbeladen etwas hölzerner ab.
Kia cee'd Skoda Rapid Spaceback
Knapp geschlagen: In der Endwertung hängt der Rapid den cee'd mit vier zu dreieinhalb Sternen ab.
Alles keine Todsünden, man lernt damit ebenso zu leben wie mit dem leicht lethargischen 1,6-Liter-Saugbenziner, den sechs knorpelig rastende Gänge bei Laune halten müssen. Der cee'd säuselt aus jeder Ecke, dass er nicht gescheucht werden will. Was man mit der Zeit auch lässt. Denn die arbeitet ohnehin für den Kia: nicht nur weil die Koreaner sieben Jahre Garantie geben, sondern auch dank der vorbildlichen Zuverlässigkeit, die Kia zuletzt bei AUTO BILD-Dauertests bewiesen hat. Eine beruhigende Aussicht, zumal der Kia entweder bei gleicher Ausstattung ein paar Hunderter günstiger ist – oder bei gleichem Preis besser ausgestattet als der Skoda. In der Topversion Spirit ist zum Beispiel das Start- Stopp-System serienmäßig mit an Bord. Dafür bietet Skoda für den Rapid schicke Extras wie Xenon-Licht für 480 Euro. Der Spaceback will nicht günstig sein, sondern preiswert. In diesem Punkt sind die Tschechen ausnahmsweise ganz selbstbewusst.
Technische Daten Kia cee'd 1.6 GDi Spirit Vierzylinder, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1591 cm³ • Leistung 99 kW (135 PS) bei 6300/min • max. Drehmoment 165 Nm bei 4850/min • Vorderradantrieb • Sechsganggetriebe • Länge/Breite/Höhe 4310/1780–2045/1470 mm • Radstand 2650 mm • Kofferraum 380–1318 l • Tankinhalt 53 l • 0–100 km/h 9,9 s• Spitze 195 km/h • Verbrauch EU-Mix 6,0 l Super • CO2 137 g/km • Preis ab 21.390 Euro.
Technische Daten Skoda Rapid Spaceback 1.4 TSI DSG Elegance Vierzylinder, Turbo, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1390 cm³ • Leistung 90 kW (122 PS) bei 5000/min • max. Drehmoment 200 Nm bei 1500/min • Vorderradantrieb • Siebengang-DSG • L/B/H 4304/1706–1940/1459 mm • Radstand 2602 mm • Kofferraum 415–1380 l • Tankinhalt 55 l • 0–100 km/h 9,4 s • Spitze 203 km/h • Verbrauch EU-Mix 5,8 l Super • CO2 134 g/km • Preis ab 22.490 Euro.

Von

Joachim Staat