Klingt komisch, ist aber so: Arteon und Superb haben allen optischen Unterschieden zum Trotz die gleiche Basis. Die heißt Modularer Querbaukasten und ist die Technik des VW Golf. Wir haben die beiden ungleichen Brüder zum Vergleichstest gebeten, um die Frage zu beantworten, wer mehr aus der technischen Plattform rausholt.

Mit dem Arteon setzt VW auf den aktuellen Coupéstil

VW Arteon
Elegant: VW schneidert der Golf-Plattform in Form des Arteon ein ziemlich hübsches Blechkleid.
Den Arteon hat VW im aktuellen Coupéstil eingekleidet. Elegant, das muss man sagen. Eine eindrucksvolle Erscheinung mit breitem, chromblitzendem Grill, flachem Aufbau, muskulösem Hüftschwung und Feinheiten wie den rahmenlosen Scheiben. Anders der Skoda, der auf übertriebene Effekte verzichtet: eckiger geschnitten, aufrechter stehend, mit größeren Glasflächen. Und mit einem Heckscheibenwischer – für 90 Euro. Es sind zwei große Schiffe, angesichts der technischen Basis schon verblüffend. Mit einer Länge von jeweils 4,86 Metern kratzen beide fast an der Fünf-Meter-Marke, entsprechend fällt das Raumangebot aus: An Platz herrscht kein Mangel, besonders in den oberklasse-mäßig üppig geschnittenen Fonds lässt es sich herrlich herumfläzen. Die Ladeabteile schlucken gewaltige Mengen Gepäck, maximal 1557 Liter sind es beim VW, sogar 1760 beim Skoda. Und mit den großen Heckklappen sind beide bestens zu beladen.
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Der Zweiliter-TSI steht dem Superb richtig gut

Vergleich VW Arteon Skoda Superb
Unerwartet schnell: Mit dem 280 PS starken 2.0 TSI stürmt der Superb in 5,4 Sekunden auf Tempo 100.

Unterschiede gibt es beim Einrichtungsstil. Im Arteon funkelt der Hochglanzlack und blitzt das Chrom nur so – VW hat das Passat-Cockpit fein eingekleidet. Der Superb ist weniger verspielt gebaut, geradliniger und betont praktisch. Skoda-typische Details wie die beiden Regenschirme in den Türen vorn sind sehr sympathisch. Richtig Freude macht auch der 2,0-Liter-TSI. Wobei der Reiz gerade beim Superb noch mal besonders groß ist. Niemand erwartet in dem von Haus aus braven Skoda ein 280-PS-Aggregat. Der Superb stürmt damit in 5,4 Sekunden von null auf 100 km/h, und er tut das souverän und nachdrücklich. Das Sechsgang-DSG ruckelt zwar wie stets etwas beim Anfahren, reagiert dann bei Betriebstemperatur aber geschmeidiger.
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Der VW hat einen Gang mehr zur Verfügung, das senkt das Drehzahlniveau, wobei beide Autos sowieso ausgesprochen leise unterwegs sind. Auch im Arteon tritt der TSI mit seinen 280 PS kraftvoll an, dreht locker und klingt angenehm sonor, nennenswerte Unterschiede zum Skoda gibt es bei den Fahrleistungen nicht.

An der Kasse langt VW noch kräftiger zu als Skoda

Skoda Superb VW Arteon
Gleiche Technik, unterschiedlicher Preis: Im Test-Trimm ist der Arteon über 6000 Euro teurer als der Superb.
In beiden Autos gehört zum starken Benziner serienmäßig das adaptive Fahrwerk DCC, beim VW lässt es sich sogar in 15 Stufen verstellen. Der Test- Arteon stand auf 20-Zöllern – und fuhr geschmeidiger als der Skoda mit seinen 18-Zöllern. Sie haben dem VW-Fahrwerk einfach mehr Feinschliff spendiert, der Arteon liegt eine Spur ruhiger und federt verbindlicher als der Superb. Und die Preise? Der Skoda steht mit Testausstattung für 48.500 Euro beim Händler, inklusive großem Navi und der sehr reichhaltigen L&K-Ausstattung. Viel Geld? Der VW legt da ganz locker noch was drauf. Der Arteon kostet im Test-Trimm als R-Line, ebenfalls mit großem Navi, stolze 54.760 Euro. Wie gesagt, diese Brüder sind wirklich ziemlich ungleich.
Dirk Branke

Fazit

Erstaunlich, was VW alles aus den Golf-Genen zaubert. Der grundanständige Superb ist mit diesem TSI schon fast ein Geheimtipp. Der Arteon ist gut gemacht, lässt sich die hübsche Fassade aber (zu) teuer bezahlen.