Manchmal ist die Wahrheit auch nur eine gefühlte. Wie etwa der SUV-Trend. Gefühlt bevölkern die Hochsitze mittlerweile unsere Straßen wie noch vor ein paar Jahren die Kompakten. Aber weit gefehlt. Bei VW etwa haben sie von Januar bis Oktober 2015 exakt 232.202 Gölfe unters deutsche Volk gebracht – aber "nur" 49.173 Tiguan. Dabei gäbe es durchaus ein paar gute Argumente, warum es in Zukunft ein paar mehr SUV werden dürften. Erstmals haben wir nämlich Deutschlands beliebtestes Auto, den Golf, und das meistverkaufte SUV, den Tiguan, gemeinsam gemessen und bewertet.

Mit seinem neuen Format bietet der Tiguan jetzt mehr Platz

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Video: VW Tiguan 2 (2016)

Neuer Tiguan gewinnt an Größe

Weil der neue Tiguan aber erst im April auf den Markt kommt, haben wir die beiden im AUTO BILD Easy-Index gegeneinander antreten lassen. Bei diesem innovativen Vergleich bewerten wir vor allem die praktischen Talente eines Autos – also die Alltagstauglichkeit, nicht das Fahren. Und hier hat VW den neuen Tiguan gegenüber der ersten Generation spürbar verbessert – obwohl sich die Abmessungen nicht gravierend verändert haben. Der Tiguan ist gerade mal sechs Zentimeter gewachsen – nicht der Rede wert. Weil aber gleichzeitig die Achsen um acht Zentimeter auseinandergezogen wurden, ergeben sich deutlich bessere Platzverhältnisse in Fond und Kofferraum. Vor allem im Vergleich zum Golf. Während es sich im neuen Tiguan in Reihe zwei fast schon lümmeln lässt, passt der Golf einfach. Und auch der Kofferraum des SUV fasst mit einem Volumen von 615 Litern zwei große Reisekoffer mehr als der des Kompakten. Keine Frage, der Tiguan ist schlicht eine Nummer größer, ohne jedoch aus dem Leim gegangen zu sein. Im knappen Parkplatz-Alltag der Großstädte passt auch sein Format gerade noch so.
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Der moderne Hochsitz schlägt den kompakten Bestseller

VW Tiguan  VW Golf
Klare Sache: Beim ersten Abgleich schlägt der Tiguan den Golf deutlich – das SUV ist das modernere Auto.
Bild: Martin Meiners
Dazu kommt, dass VW nicht nur am Platzangebot gearbeitet hat. Die Türausschnitte sind größer, der Einstieg gelingt so spürbar komfortabler. Und auch die Sitzhöhe hat sich verändert. Vor allem im Vergleich zum klassischen Kompakten thront es sich erhaben über dem restlichen Verkehrsgeschehen, aber nicht mehr so hoch wie im aktuellen Modell. Mit einer Sitzhöhe von 650 Millimetern erreicht der neue Tiguan sogar das AUTO BILD-Idealmaß – und damit volle Punktzahl im Easy-Index. Im Golf hockt es sich vergleichsweise dicht über dem Asphalt, mit einer Sitzhöhe von 530 Millimetern ist aber auch der Golf in der Kompaktklasse eines der bequemeren Modelle. Und so gewinnt der neue Tiguan fast schon übermächtig und erreicht 76,5 Punkte – der Golf kommt auf 63. Das ist wirklich ein Klassenunterschied. Aber auch abseits der nackten Zahlen kann der neue Tiguan überzeugen. Ihm ist anzumerken, dass er über drei Jahre später als der Golf auf den Markt kommt. 
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Beim Preis trennen Golf und Tiguan nur 3000 Euro

VW Tiguan  VW Golf
Der neue Tiguan dürfte bei rund 26.700 Euro starten – ein vergleichbarer Golf ist nur 3000 Euro günstiger.
Bild: Martin Meiners
Das SUV wirkt in vielen Details moderner als der Kompakte. So sind für den neuen Tiguan Extras wie etwa LED-Scheinwerfer oder ein Head-up-Display lieferbar – das wird es für den Golf erst nach dem Facelift im Herbst 2016 geben. Noch gibt es keine genauen Daten zum Tiguan, aber schon jetzt ist klar: Der Verbrauch sinkt, der Tiguan rückt auch in dieser wichtigen Frage mehr in Richtung des kleineren Golf. Das aktuelle Modell des SUV verbraucht mit dem 125-PS-Einstiegsbenziner im Schnitt 6,4 Liter, der neue Tiguan soll etwa 15 Prozent sparsamer werden und dürfte wohl auf etwa 5,5 Liter pro 100 Kilometer kommen. Der Golf schluckt 5,2 Liter, ist nur noch marginal sparsamer. Selbst der Anschaffungspreis taugt kaum noch als Argument gegen das SUV. Trotz besserer Ausstattung soll der Tiguan nicht teurer werden und dürfte bei etwa 26.700 Euro starten, ein vergleichbarer Golf ist nur rund 3000 Euro günstiger.
Alle Paarungen aus Teil eins des großen Vergleichs SUVs gegen Kompakte finden Sie in der Bildergalerie. 

Fazit

von

AUTO BILD
Das Ergebnis dies ersten Teils belegt deutlich, dass SUVs nicht nur gekauft werden, weil die Gattung ein Trend ist. Die sanften Offroader sind auch in ihren Qualitäten (und gelegentlich auch bei den Kosten) die vernünftigere Wahl.