Einen Baleno gab es doch schon einmal? Richtig, von 1995 bis 2001 wurde der Name bereits für einen Suzuki-Kleinwagen verwendet, der damals mit einer Länge von 3,87 Metern über dem Swift angesiedelt war. Auch der neue Baleno ist größer als der Swift, er ist aber eine komplette Neukonstruktion, misst inzwischen 3,99 Meter und zielt damit präzise auf die großen Kleinwagen vom Schlage eines VW Polo, Ford Fiesta oder Opel Corsa. Image und Sexappeal – für Kleinwagen wie Fiat 500 oder Mini sind das essenzielle Kriterien. Für den neuen Suzuki Baleno spielen derlei Faktoren – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle. Das Auto wirkt eher wie mobil gewordenes Understatement. Da sind die Bewohner Barcelonas sicher spektakulärere Dinge gewohnt, sodass den Spaniern beim Anblick unseres Test-Kleinwagens nicht gleich die Paella aus dem Mund fällt. Und doch, oder gerade deswegen, überzeugt der Kleine in vielen Dingen. Es gebe schon genug überteuerte Autoknirpse, bei denen man vor allem für ideelle Werte zahle, erklärt Christian Andersen vom Suzuki-Marketing. Beim Baleno gehe es dagegen mehr um die Inhalte als ums Image.
Überblick: Alles News und Tests zum Suzuki Baleno

Entwicklungsziel: Der ultimative Kleinwagen

Suzuki Baleno
Im Cockpit sucht man vergebens nach modischen
Features. Dafür ist's übersichtlich gestaltet.
Suzuki hat sich mächtig ins Zeug gelegt, für den Wagen eine komplett neue Architektur entwickelt und die Motorenpalette erneuert. "Wir wollten den Kleinwagen zur höchsten Vollendung führen", sagt Chefingenieur Kunihiko Ito; dann zählt er die Disziplinen auf, in denen das gelungen sei: Design, Nutzwert, Komfort, Wendigkeit, Fahrleistungen und Effizienz. Schauen wir uns das also mal an. Das übersichtliche, allerdings mit viel Hartplastik versehene Cockpit wird durch blaue Instrumentenskalen etwas aufgelockert. Dazwischen ein farbiger Bordcomputer, der Fahrdaten wie Verbrauch, Drehmoment, Beschleunigung und Motorleistung anzeigt – sogar die Fliehkräfte, die in schneller gefahrenen Kurven auf Auto und Insassen einwirken. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Vordersitze, Fond, Kofferraum: Der Baleno bietet viel Platz

Suzuki Baleno
Es sitzt sich bequem im Baleno. Auch groß gewachsene
Menschen finden hier ausreichend Platz.
Außen klein, innen groß, dieses Versprechen machen viele Kleinwagenhersteller. Suzuki hält es auch ein. Für einen Kleinwagen von knapp vier Meter Außenlänge gibt sich der Baleno, der in einer Liga mit Opel Corsa und Konsorten spielt, durchaus geräumig; dünne Sitzlehnen sowie der für die Klasse großzügige Radstand von 2,52 Meter tragen dazu bei. Dass die Stoffsitze nicht gerade zu den exklusivsten Sitzgelegenheiten in der Automobilbranche zählen, wird da schon fast zur Nebensache; etwas mehr Seitenhalt wäre aber wünschenswert. Selbst der Kofferraum bietet mit 355 Liter Fassungsvermögen annähernd Kompaktklasseformat, wenngleich Getränkekästen über eine 80 Zentimeter hohe Ladekante gehievt werden müssen – das wiederum hat schon fast SUV-Niveau. Nicht nur auf den Vordersitzen kann man sich langmachen, auch im Fond finden zwei Erwachsene bequem Platz – und wenn es sein muss, hält man es hier auch ein Weilchen zu dritt aus.Während andere Kleinwagen eher auf den Stadtverkehr zugeschnitten sind, sieht Suzuki den Baleno auch als Langstrecken- oder Autobahnauto. Der serienmäßige Tempomat samt Abstandsregelung, mit dem man entspannt auf lange Fahrten gehen kann, ist da nur konsequent. Und wenn wir schon dabei sind: Auch zum Thema Connectivity leistet der Baleno seinen Beitrag. Mit Multi-Informations-Display, Smartphone-Anbindung via MirrorLink, USB-Anschluss, SD-Kartensteckplatz und einer Rückfahrkamera (Serie bei Comfort) zeigt er sich gut gerüstet.

Zwei Benziner, ein Mild-Hybrid: Auch die Motoren sind neu

Suzuki Baleno
Der verhältnismäßig lange Radstand wirkt sich positiv auf den Geradeauslauf aus. Gut zu erkennen: die sehr hohe Ladekante, die das Beladen im Alltag erschwert.
Eine Neukonstruktion ist aber nicht nur die Karosserie, bei der Suzuki dank des Einsatzes hochfester Stähle fast 100 Kilogramm Gewicht im Vergleich zum Modell Swift einsparen konnte; so bringt es der Baleno im besten Fall auf ein Leergewicht von lediglich 865 Kilogramm. Brandneu sind auch die Motoren. In der stärksten Version sitzt ein quadratisch ausgelegter Dreizylinder-Benziner namens Boosterjet unter der Haube, der seine Kraft aus der Zusammenarbeit mit einem kompakten Turbolader schöpft: Putzmuntere 111 PS bei 5500 Umdrehungen sind ein Wort für einen Motor, der lediglich über knapp einen Liter Hubraum verfügt. Die Motorentüftler von Suzuki haben mit dem neuen Dreizylinder ein ausgefeiltes Stückchen Technik ins Leben gerufen: Der Kurbeltrieb ist so ausbalanciert, dass auf eine Ausgleichswelle verzichtet werden konnte, was Kosten und innere Reibung reduziert. Das maximale Drehmoment von 170 Newtonmetern liegt zwischen 2000 und 3500 Umdrehungen an; selbst bergauf können Serpentinen schaltfaul im dritten Gang genommen werden. Erst ab 4500 Umdrehungen meldet sich der Dreizylinder vernehmlich zu Wort. Gefühlt sprintet das Topmodell aus dem Stand schneller als in den ausgewiesenen 11,4 Sekunden auf 100 km/h, erweist sich als zugkräftig beim Überholen und schafft in der Spitze beeindruckende 200 km/h. Dabei hält sich unser Testverbrauch trotz engagierter Fahrweise und zahlreicher Bergauf-Etappen in Grenzen: Am Ende liegt unser Testauto mit 5,3 Litern nur 0,8 Liter über der Werksangabe. Die elektrisch unterstützte Lenkung setzt dem Anlenken aus der Mittellage zunächst einen leichten, aber spürbaren Widerstand entgegen, was der zielgenauen Geradeausfahrt etwa auf der Autobahn dient und Nervosität in der Lenkung vermeidet. Kurven umrundet der Kleinwagen neutral, kein übermäßiges Gewicht drängt hier zum Außenrand. Die relativ weiche Fahrwerksabstimmung lädt aber auch nicht zu sportlichen Experimenten ein.
Suzuki Baleno
In der SHVS-Version unterstützt ein Elektromotor den Benziner beim Anfahren und senkt damit den Verbrauch.
Für den Baleno bietet Suzuki drei Motorisierungen an. Neben dem 111 PS starken und zudem ersten Benzin-Direkteinspritzer-Aggregat von Suzuki sind noch ein 1,2 Liter großer Vierzylinder mit 90 PS, der als Einziger mit den Linien Basic und Club kombinierbar ist, und ein darauf aufbauender Mild-Hybrid im Angebot. Hinter dem Kürzel SHVS (Smart Hybrid Vehicle by Suzuki) verbirgt sich eine Technik, die Lichtmaschine, Anlasser und Elektromotor in einem sogenannten integrierten Startergenerator (ISG) vereint. Dieser unterstützt den Verbrenner, indem er Bremsenergie in einer Lithium-Ionen-Batterie zwischenspeichert und bei Bedarf wieder an den Startergenerator abgibt. So ist die eingesetzte Energie effizienter nutzbar als bei konventioneller Bauweise – und die steht dann speziell in verbrauchsintensiven Phasen zur Verfügung. Der Startergenerator liefert zwar bis zu 50 Newtonmeter, doch wirken sich diese nicht in Form von Mehrleistung aus; stattdessen wird der Benziner um diesen Betrag entlastet. Und was der Verbrenner nicht leisten muss, spart er beim Sprit ein. Fast zehn Prozent Verbrauchssenkung bringt das recht günstige (2800 Euro), gerade einmal sechs Kilogramm schwere Technologiepaket. Der Normwert liegt bei 4,0 Liter je 100 Kilometer. Da verwundert es nicht weiter, dass es für den Baleno keinen Diesel gibt.
Weitere Infos zum Suzuki Baleno und seinen wichtigsten Konkurrenten finden Sie in der Bildergalerie.



Fazit

von

AUTO BILD
Kleinwagen haben mittlerweile oft ihre eigentliche Funktion verloren – die erschwingliche Basismobilität. Suzuki beweist, dass es auch ohne aufgeladenes Marketing-Gedöns geht und besinnt sich auf praktische Werte. Aufgrund des schlichten Designs, des maßvollen Antriebs und des schmucklosen, aber geräumigen Innenraums erlebt man den Baleno als erfrischend einfachen, ehrlichen und gefälligen Kleinwagen.