Tesla, das ist doch nur teure Zukunftsmusik. Falsch! Das Model 3 liegt preislich auf Augenhöhe mit A4, 3er und C-Klasse, kann aber viel mehr und bietet zukunftsweisende Konzepte – auch im Alltag.
Die derzeitige Basisversion des Tesla Model 3 hört auf den klangvollen Namen "Standard Reichweite Plus". Damit wären wir gleich beim Thema: Reichweite. Kaum ein Stammtischgespräch über Tesla und andere Stromer kommt ohne die kritisch betrachtete Reichweitenfrage aus. Viele vergessen dabei, dass das E-Auto nicht allein an der heimischen Steckdose geladen wird, sondern auch – wie jeder Verbrenner – unterwegs an (Strom-)Tankstellen. Genau dort sollte die mentale Reise im Tesla Model 3 beginnen, welches seit knapp einem Jahr als Mittelklassemodell der US-Marke auch in Deutschland zu haben ist.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
Eine Reichweitenangst ist völlig unbegründet
Tesla Model 3 (2019): Crashtest - Euro NCAP - Elektro
5 Sterne für den Model 3
Mindestens 400 Kilometer schafft das Model 3 mit ruhigem Fahrstil. Damit ist aber nicht Ihr Reiseradius eingeschränkt, sondern eher die Länge einzelner Non-Stop-Etappen. Wer von Flensburg nach Füssen möchte, gibt sein Ziel ins Navi ein und fährt los. Das System berechnet abhängig vom Fahrstil, welcher Rasthof angesteuert werden sollte, wie lange dort geladen werden muss und berücksichtigt dies auch bei der Ankunftszeit zum Schluss. Dargestellt wird die Routenplanung auf dem narrensicher bedienbaren Riesen-Touchscreen. Wer einen Supercharger verpennt, erreicht in fast allen Fällen auch den nächsten, es gibt schließlich genug. Dort angekommen wird das Ladekabel zum linken Rücklicht geführt, wo sich wie von Zauberhand die Ladeklappe öffnet. Stecker rein, Käffchen trinken, fertig! In 15 Minuten sind in der Regel mindestens zwei Drittel des Akkus wieder voll. Abgerechnet wird automatisch über eine hinterlegte Kreditkartennummer, genau wie bei Bezahl-Apps fürs Smartphone. Die gezapfte Menge nebst Betrag findet sich auf dem Zentralbildschirm. Der gesamte Vorgang vollzieht sich so reibungslos, dass auch längere Touren mit Vollgas genommen werden können – dann muss eben öfter geladen werden. Andernfalls sind die Reichweitenangaben mit 120 bis 130 km/h Reisetempo recht mühelos zu erreichen. Allein extreme Wintertemperaturen nebst Heizungseinsatz schmälern diese um etwa 50 Kilometer.
Von Außenspiegel bis Zieleingabe: Die gesamte Bedienung erfolgt über Touchscreen und Regler am Lenkrad. Alles funktioniert einwandfrei.
Richten wir den Blick weg von der Elektro-Skepsis hin zum Model 3. Der Tesla ist im Ganzen eine nicht allzu unkonventionelle Mittelklasselimousine, im Detail aber gespickt mit hochmodernen Lösungen. Innen gibt es neben Lenkrad, Pedalen und Automatikwählhebel (wie im Mercedes an der Lenksäule) drei Bedienelemente: zwei Daumenräder am Lenkrad und einen Touchscreen. Diese radikal reduzierte Bedienung ist sehr durchdacht. Wer die Außenspiegel einstellen möchte, berührt einfach die Spiegeltaste auf dem Schirm und nutzt die Lenkradwalzen zum Einstellen. Gleiches gilt sogar für die Lenkradeinstellung selbst. Eine weitere überraschend gut funktionierende Vereinfachung ist der Verzicht auf ein klassisches Kombiinstrument. Die linke obere Ecke des Riesenbildschirms ist stets für Tacho und die wichtigsten Kontrollfunktionen reserviert. Daneben zeigt sich während der Fahrt eine schematische Darstellung der aktuellen Straßenführung mit allen anderen Verkehrsteilnehmern in Echtzeit – ein Randprodukt der acht Kameras, die dem Model 3 rein technisch eine Autopilot-Funktion ermöglichen, die in Deutschland aber mangels gesetzlichen Rückhalts (noch) nicht freigeschaltet ist. Der restliche Bildschirm ist groß genug, um Bedienelemente in logischen Fenstern anzuzeigen, ohne dass andere Informationen überlagert würden. Darunter: eine glattflächig verschließbare Mittelkonsole nebst Becherhaltern und Armlehne. Ihre Vorderseite dient als Kennfeld für den Scheckkarten-Schlüssel, der Zugang und Start gewährt, wenn das Smartphone nicht als solcher eingerichtet ist. Diese Funktion konnten wir nicht testen, da Tesla die Schlüsselaccounts nur für echte Fahrzeugbesitzer freischaltet. Unter den Deckeln der Konsole verbergen sich eine Menge Stauraum und die Möglichkeit, das eigene Handykabel wie in einer Docking-Station fest zu verlegen.
Das Glasdach ohne Sonnenrollo beschert Schweißausbrüche
Das von Tesla als vegan bezeichnete Kunstleder zeigt sich im Alltag unpraktisch, wenn's weiß ist.
Wir sitzen serienmäßig auf, so Tesla, veganen Ledersitzen – zu Deutsch: Kunstleder. Sie fühlen sich hochwertig an und erwiesen sich nicht als schweißtreibend. Dafür sorgt stattdessen die Abwesenheit eines Sonnenrollos für das serienmäßige Glasdach, welches sich über alle Plätze erstreckt. Im Zubehör gibt es hierfür zumindest einsteckbare Schattenspender – eine Schwachstelle. An unserem Testwagen waren ansonsten kaum Mängel zu finden. Die großen Verarbeitungsprobleme bisheriger Exemplare zeigten sich bei unserem Testwagen allein in einem leichten Rostansatz an der Fahrertür. Spaltmaße und Zierteile waren akkurat verarbeitet. Der Kauftipp zum Schluss ist mangels Einzeloptionen sehr simpel: Das Basismodell reicht völlig, doch die Doppelmotor-Allradler bieten Internetfunktionen, Satellitenkarten, Nebellampen und besseren Audiosound sowie eine wahnwitzige Beschleunigung. Gerade der Griff zur Maximalreichweite ist somit lohnenswert, aber nicht unbedingt ein Muss.Fazit von Andreas Jüngling: "Oh, ein Tesla! Wie ist der denn so?" Zu keinem anderen Testwagen wurde ich bislang so intensiv ausgefragt. "Wie lebt es sich damit?", das ist, was die Fragenden damit meinen. Nun, er hat vier Räder und ein Dach. Allem, was darüber hinaus die Normalität einschränken würde, hat Tesla erfolgreich den Schrecken genommen. Wie ist er also? Angenehm!
Bildergalerie
Kaufberatung Tesla Model 3
Von
Andreas Jüngling
Kaufberatung Tesla Model 3
1/19
Das Tesla Model 3 liegt preislich auf Augenhöhe mit A4, 3er und C-Klasse, kann aber viel mehr. Auch im Alltag bewährt sich der Ami mit zukunftsweisenden Konzepten. Eine Kaufberatung.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Die derzeitige Basisversion des Tesla Model 3 hört auf den Namen "Standard Reichweite Plus". Damit wären wir gleich beim Thema: Reichweite. Kaum ein Stammtischgespräch über Tesla und andere Stromer kommt ohne die kritisch betrachtete Reichweitenfrage aus. Viele vergessen dabei, ...
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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... dass das E-Auto nicht allein an der heimischen Steckdose geladen wird, sondern auch – wie jeder Verbrenner – unterwegs an (Strom-)Tankstellen.
Mindestens 400 Kilometer schafft das Model 3 mit ruhigem Fahrstil. Damit ist aber nicht Ihr Reiseradius eingeschränkt, sondern die Länge einzelner Nonstop-Etappen. Das Navi berechnet abhängig vom Fahrstil, welcher Rasthof angesteuert werden sollte, wie lange dort geladen werden muss und berücksichtigt dies auch bei der Ankunftszeit zum Schluss.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Dargestellt wird die Routenplanung auf dem narrensicher bedienbaren Riesen-Touchscreen. Wer einen Supercharger verpennt, erreicht in fast allen Fällen auch den nächsten, es gibt schließlich genug. Dort angekommen wird das Ladekabel ...
... zum linken Rücklicht geführt, wo sich die Ladeklappe öffnet. Stecker rein, Käffchen trinken, fertig! In 15 Minuten sind mindestens zwei Drittel des Akkus voll. Der Vorgang vollzieht sich so reibungslos, dass auch längere Touren mit Vollgas genommen werden können – dann muss eben öfter geladen werden. Andernfalls sind die Reichweitenangaben mit 120 bis 130 km/h gut zu erreichen.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Der Tesla ist im Ganzen eine nicht allzu unkonventionelle Mittelklasselimousine, im Detail aber gespickt mit hochmodernen Lösungen. Innen gibt es neben Lenkrad, Pedalen und Automatikwählhebel (wie im Mercedes an der Lenksäule) drei Bedienelemente: zwei Daumenräder am Lenkrad und einen Touchscreen.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Diese radikal reduzierte Bedienung ist sehr durchdacht. Wer die Außenspiegel einstellen möchte, berührt einfach die Spiegeltaste auf dem Schirm und nutzt die Lenkradwalzen zum Einstellen. Eine weitere überraschend gut funktionierende Vereinfachung ist der Verzicht auf ein klassisches Kombiinstrument. Die linke obere Ecke des Riesenbildschirms ...
Bild: Auto Bild Digital
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... ist für Tacho und die wichtigsten Kontrollfunktionen reserviert. Daneben zeigt sich während der Fahrt eine schematische Darstellung der Straßenführung mit allen anderen Verkehrsteilnehmern in Echtzeit. Der restliche Bildschirm ist groß genug, um Bedienelemente in logischen Fenstern anzuzeigen, ohne dass Infos überlagert würden.
Bild: Tesla
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Darunter: eine glattflächig verschließbare Mittelkonsole nebst Becherhaltern und Armlehne. Ihre Vorderseite dient als Kennfeld für den Scheckkarten-Schlüssel, der Zugang und Start gewährt, wenn das Smartphone nicht als solcher eingerichtet ist.
Unter den Deckeln der Konsole verbergen sich eine Menge Stauraum und die Möglichkeit, das eigene Handykabel wie in einer Docking-Station fest zu verlegen.
Wir sitzen serienmäßig auf, so Tesla, veganen Ledersitzen – zu Deutsch: Kunstleder. Sie fühlen sich hochwertig an und erwiesen sich nicht als schweißtreibend. Dafür sorgt stattdessen ...
... die Abwesenheit eines Sonnenrollos für das serienmäßige Glasdach, welches sich über alle Plätze erstreckt. Im Zubehör gibt es hierfür zumindest einsteckbare Schattenspender – eine Schwachstelle. Angenehm sind dagegen die Platzverhältnisse im Fond: Redakteur Richter nahm mit all seinen 1,97 m Platz – und fühlte sich wohl.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Aerodynamisch sinnvoll: versenkte Türgriffe. An den Griff mit Daumeneinsatz kann man sich gewöhnen.
An unserem Testwagen waren ansonsten kaum Mängel zu finden. Die großen Verarbeitungsprobleme bisheriger Exemplare zeigten sich bei unserem Testwagen allein in einem leichten Rostansatz an der Fahrertür. Spaltmaße und Zierteile waren akkurat verarbeitet.
Bild: Tesla
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Der Kauftipp zum Schluss ist mangels Einzeloptionen sehr simpel: Das Basismodell reicht völlig, doch die Doppelmotor-Allradler bieten Internetfunktionen, Satellitenkarten, Nebellampen und besseren Audiosound sowie eine wahnwitzige Beschleunigung. Gerade der Griff zur Maximalreichweite ist somit lohnenswert, aber nicht unbedingt ein Muss.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Fazit von Andreas Jüngling: "Oh, ein Tesla! Wie ist der denn so?" Zu keinem anderen Testwagen wurde ich so intensiv ausgefragt. "Wie lebt es sich damit?", das ist, was die Fragenden meinen. Nun, er hat vier Räder und ein Dach. Allem, was darüber hinaus die Normalität einschränken würde, hat Tesla den Schrecken genommen. Wie ist er also? Angenehm!