Die Kompakten werden immer hübscher. Nach dem Audi A3 folgt nun der extravagante Volvo C30. Ein erster Formcheck der beiden Schönlinge.
"Alarmstufe rot für Golf & Co. Dieses Auto hat das Zeug zum Kassenschlager." Halt, wir reden (noch) nicht vom Volvo C30, so begrüßten wir im Mai 1996 den damals brandneuen Audi A3. Der wurde tatsächlich zu einem Erfolg, wird es aber immer schwerer haben. Im Segment der noblen, schicken Kompakten wird es langsam eng. Neben dem A3 tummeln sich dort inzwischen der 1er-BMW und der Mini, auch Alfa 147 und VW New Beetle knabbern am Prestige-Objekt. Die betrachtet auch Volvo als Konkurrenten für den C30. Und eins haben die Schweden schon heute schriftlich: Der C30 ist der schönste Kompakte der Welt – zumindest für die AUTO BILD-Leser. Denn die haben bei unserem Design Award gerade den C30 zum Schönheitskönig seiner Klasse gewählt.
Und wirklich: Der C30 sieht umwerfend aus, auf der Straße noch besser als auf den Fotos. Hinreißend aus allen Perspektiven, aber am schönsten am Heck mit der gläsernen Klappe. Dagegen sieht der (auch schon wieder) seit drei Jahren gebaute A3 richtig alt aus. Er steht bullig und stilsicher, aber auch etwas zu ernsthaft, um nicht zu sagen langweilig, neben dem C30. Das gilt auch für den Innenraum. Im Volvo herrscht freundliche, luftige Wohlfühl-Atmosphäre, kühl und frisch. Im Audi sitzt man eher tiefer, eingeschlossen hinter einem wuchtigen, hoch aufragenden Armaturenbrett und kleinen Scheiben. Eine Überraschung wartet im Fond: Hier erweisen sich die beiden Einzelsitze im C30 als gute Idee. Sie sind jeweils ein Stück zur Mitte gerückt, auch kräftige Wikinger sitzen deshalb bequem auf den ausgeformten Sitzen.
Auch wenn wir beide Autos erst noch gründlich vermessen müssen – der Audi wirkt enger, auf der Dreierbank sitzt man bei weitem nicht so bequem. Keine Wunder dürfen wir dann beim Volvo-Kofferraum erwarten, der C30 schluckt im Normalfall kümmerliche 278 Liter, maximal 921 Liter. Beim Audi passen 350 bis 1080 Liter in das edel ausgeschlagene Gepäckabteil. Für dieses erste Treffen steckte beim A3 ein 2.0 TFSI unter der Haube, beim C30 ein T5. Dieser 2,5-Liter-Fünfzylinder-Turbo mit 220 PS veranstaltet im Ford Focus und S-Max einiges Spektakel. Auch im C30 machen der heisere Klang und der typische, etwas unrunde Lauf Lust auf mehr. Doch diese Hoffnungen werden enttäuscht. Der T5 läuft wie zugeschnürt, schaumgebremst. Ganz anders der A3. Der Direkteinspritzer-Turbo mit 200 PS tritt kraftvoll an, bissig und drehfreudig.
Ähnlich groß sind die Unterschiede beim Fahrwerk. Der Audi pfeilt scharf um die Kurven, wie das warme Messer durch die Butter. Der Volvo ist anders ausgelegt, fährt sich im direkten Vergleich behäbiger. Teigige Lenkung, trägeres Einlenken. Erstaunlich, denn die Basis stammt ja vom agilen Ford Focus. Wie, frage ich den C30-Fahrwerk-Chefentwickler Stefan Svensson, bekommt man das hin, einem exzellenten Fahrwerk derart den Zahn zu ziehen? "Stopp", kontert Svensson, "das ist Ford, wir sind Volvo. Nur die Deutschen verlangen immer ein schärferes Handling, wir müssen aber an den Weltmarkt denken – dort wird eben nicht so schnell gefahren." Er hat damit nicht Unrecht, bewegt man die Autos zurückhaltend und gemütlich, fallen die Unterschiede bei weitem nicht so auf.
Wie selbstbewusst die Schweden denken, zeigt der Preis: 28.500 Euro verlangt Volvo für den C30 T5 Kinetic. Verglichen damit ist der 25.300 Euro teure A3 TFSI Attraction auf den ersten Blick ja fast günstig. Der Volvo hat aber zum Beispiel CD-Radio, 16-Zoll-Alus und Klimaautomatik serienmäßig an Bord. All das ist beim Audi extra zu bezahlen. Der Verkauf des C30 beginnt Anfang 2007. Wir dürfen uns also auf einen schönen Start ins neue Jahr freuen.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke
Der A3 ist das insgesamt bessere, agilere Auto. Aber der C30 ist so hinreißend und sympathisch, dass ich ihm die Fahrwerkschwächen gern verzeihe. Die spielen im Alltag ohnehin keine große Rolle. Die Optik schon. Schön, dass es den Volvo gibt.