Hauptsache Designer. Ist doch so: Was keiner sieht, das kaufen die Leute beim Discounter, aber wenn es aufs Image ankommt, muss Designerware her. So tickt sie nun mal, unsere Konsumwelt. Und beim Auto ganz besonders. Wobei "Designer" als Gattungsbegriff zu verstehen ist: Das kann sich auf die Form beziehen oder auch nur auf die Marke. Am besten natürlich auf beides. Die gute Nachricht dabei: Wer Designermode auch beim Auto bevorzugt, muss nicht im Geld schwimmen. Nehmen wir den BMW 118d: Das Label stimmt, sein Design wird gern kopiert – und finanziell stresst er kaum mehr als ein Golf. Kein Wunder, dass die Dinger beim Händler weggehen wie warme Semmeln. Ähnlich der Audi A3 2.0 TDI: etwas zahm im Design vielleicht, aber dennoch flott. Und mit dem imageschweren Audi-Grill – der kommt noch besser als das Calvin-Klein-Logo auf der Unterhose.

Das C30-Image: irgendwo zwischen Ikea-Ferrari und Bang & Olufsen

Aber es müssen nicht unbedingt die Markenidole sein. Nehmen wir den Honda Civic Type S 2.2i-CTDi: Sicher, einen Honda-Schlüssel legt man eher nicht auf den Tresen. Auch die Einladung "Wollen Sie mal meinen Civic sehen?" dürfte wenig Resonanz finden. Aber dafür sieht er aus wie ein Auto, das der Designer seiner Familie empfiehlt. Wer aus dem Rahmen des Üblichen fallen möchte, kommt in dieser Preisklasse schließlich auch bei Volvo auf seine Kosten. C30 2.0D heißt das passende Outfit, eine Art Kombi-Coupé mit gläserner Heckklappe, aber viersitzig. Image? Irgendwo zwischen Ikea-Ferrari und Bang & Olufsen. Vier erschwingliche Designer-Diesel also, wir haben sie mal auf uns wirken lassen.

Captain Kirk wäre vom Civic begeistert

Honda Civic
Erster Eindruck beim Honda: Innen durften sich die Designer offenbar so richtig austoben. Da geht es zu wie im Raumschiff Enterprise: Schalter, Drehknöpfe, LED-Anzeigen, wohin der Blick auch schweift, dazu ein zweistöckiges Cockpit und Plastik unterschiedlichster Machart. Captain Kirk wäre begeistert, aber in der Praxis wirkt das Ensemble wie Augenpulver. Praktisch und gediegen geht anders, Übersichtlichkeit auch, denn beim Abbiegen stören die dicken Fensterpfosten. Und hinten durchkreuzt der Heckspoiler das Blickfeld. Dafür entschädigt der Civic mit ungeahnter Raumfülle. Das reicht bequem für vier inklusive Gepäck, denn auch der Kofferraum (456 Liter) sprengt das klassenübliche Maß.
Bei den anderen heißt es dagegen: mit leichtem Gepäck reisen und hinten die Beine anziehen. Zu dritt geht es, wenn es sein muss, nur im Fond des Honda und des Audi. BMW und Volvo installieren dagegen zwei Einzelsitze. Weil aber die Rücksitze dieser Autos ohnehin die meiste Zeit verwaist sein dürften, bestellten wir alle Kontrahenten als Zweitürer: Das macht dank großer Türen den Einstieg für die vorn Sitzenden bequemer. Im Vergleich zum Honda kommen uns die Designer-Einrichtungen der deutschen Kandidaten Audi und BMW ziemlich normal vor. Trotzdem gut gemacht: die beiden Cockpits. Übersichtlich, leicht zu managen und hochwertig. Tadellos auch die Sitzpositionen hinter dem Steuer, während der höhere Fahrerplatz im Honda ein wenig an einen Kutschbock erinnert und im Volvo das übergroße Lenkrad irritiert. Ansonsten empfängt uns der C30 mit nordischer Kühle. Keine Extravaganzen, nur schlichte Formen, die in einer frei schwebenden Mittelkonsole gipfeln. Auch nicht schlecht, selbst wenn hier alles etwas beengter ausfällt, coupéhafter eben.

Wie sich die Kontrahenten im Kapitel Fahreigenschaften schlagen und wer am Ende die Nase vorne hat, lesen Sie in der Bildergalerie


Von

Wolfgang König