Test BMW 116i/Mini One
Das kleine 1x1

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Der Eintritt in die feine BMW-Welt beginnt mit dem 116i. Aber es gibt auch einen Mini One. Ist der bayerische Retro-Brite eine echte Alternative?
Dynamisch, gut und trendig – das sind die drei triftigsten Gründe, um heute mit einem BMW zu liebäugeln. Für Aufsteiger aus dem VW-, Opel-, Ford- und Japaner-Lager rückt dabei zwangsläufig der 116i ins Blickfeld. Als Dreitürer für 21.350 Euro ist er die günstigste Eintrittskarte in den weißblauen Premium-Club. Damit ist eigentlich alles klar. Wäre da nicht das Störfeuer aus den eigenen Reihen. Das entfacht der Mini One. Fast marktschreierisch stellt er sich beim Betreten der BMW-Räume in den Weg und verursacht so eine überraschende Frage: Könnte der angesagte Brite made by BMW eine 1er-Alternative sein? Spätestens beim Blick aufs Preisschild kommen potenzielle 116i-Käufer ins Grübeln. Und wie: Der One kostet 15.850 Euro. 5500 Euro weniger sind ein überzeugendes Argument. BMW-Berater rufen angesichts solch kühlen Kostenkalküls natürlich entrüstet: "Halt, stopp! Mini- und 1er-Fahrer sind zwei völlig unterschiedliche Kundenkreise." Ach ja? Zumindest wenn es um den Chic-Faktor geht, liegen beide näher beieinander, als es den Marketingstrategen recht sein kann. Wie sein 1959 vorgestellter Vorgänger ist auch der Mini der Neuzeit ein statusbefreites Auto. Sein großartiges Design macht ihn zum Klassiker der Moderne. Ob Sekretärin oder Chefarzt – der kleine Engländer durchbricht soziale Schichten und kleidet seine Eigner frei von jedem Prestigeanspruch. Welches Auto kann das schon?
Der 116i präsentiert sich als waschechter BMW

Beim Ampelstart macht der Mini einen quirligeren Eindruck

BMW wie Mini sind übrigens serienmäßig mit Start-Stopp-Automatik ausgerüstet und damit ideal für die Stadt geeignet. Doch beim Verbrauch ist wiederum der 116i der Verlierer. Sein 122 PS starker Reihenmotor schluckt gut einen Liter Superbenzin mehr als der des Mini. Auch der Agilitätsvorteil des Hinterradantriebs kommt gegen den frontgetriebenen Mini nicht zum Tragen. An der BMW-Lenkung gibt es eigentlich nichts auszusetzen. Sie arbeitet direkt, linear und präzise. Doch der Mini setzt noch einen drauf: Trocken, superspontan – und trotz angetriebener Vorderräder zieht er frei von Antriebsseinflüssen durch jede noch so enge Kurve. Das ist purer Fahrspaß. Nur bei der Bremsleistung zeigt sich der Mini klar unterlegen. Immerhin kommt der 116i mit kalten Bremsen gut 2,5 Meter früher zum Stehen. Außerdem bietet der BMW den spürbar besseren Abrollkomfort auf schlechten Straßen. Über Unebenheiten aller Art federt der 116i souveräner. Hier wirkt er dem 3er- BMW näher als der Kleinwagen- Verwandtschaft aus England. Dennoch: Obwohl technisch grundverschieden, sind sich 116i und Mini One im Charakter doch verblüffend ähnlich. Selten hängt die Wahl des Modells so stark von persönlichen Vorlieben ab wie bei diesen beiden Konkurrenten aus dem gleichen Haus. Bestimmt die Kauf-Entscheidung überwiegend der Kontostand, bietet der Mini One mehr Fahrspaß und den modischeren Auftritt fürs Geld.
Fazit
AUTO BILD-Redakteurin Margret Hucko bevorzugt den BMW 1er: "Bei dem Wagen ist der Name Programm: 1er. Deshalb fällt es leicht, ihm ein sehr gutes Zeugnis auszustellen. Im Vergleich zum Mini besitzt der 116i mehr Ernsthaftigkeit. Er ist der Trenchcoat unter den Kompakten. Zeitlos, geschäftstauglich, gut geschnitten. Da verzeihe ich ihm den müden Motor." AUTO BILD-Redakteur Jörg Maltzan hält den One für die Nummer eins: "Kaum ein anderes Auto vereint Design und Fahrspaß besser als der Mini. Er folgt den Tugenden seines legendären Vorgängers derart konsequent, dass er sogar den viel teureren 116i in den Schatten stellt. 95 PS sind genug, um ein ständiges Lachen zu erzeugen. Vom 116i kann ich das nicht behaupten."
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