CO2 ist eine recht simple Anordnung von Atomen mit verheerender Wirkung auf die Erderwärmung. Die Reduzierung des Klimakillers hat momentan oberste Priorität. Politiker und Umweltschützer überbieten sich in planlosem Aktionismus und verwirren Steuerzahler und Autofahrer gleichermaßen. Tuningfans, die, angesteckt von der allgemeinen Besorgnis, ihr Umwelt-Gewissen beruhigen möchten, werden bei Tec-Power und JE Design fündig. Ein veredelter VW Golf und ein aufgehübschter Seat Leon stehen sich gegenüber. Verbindendes Element: Geringe Emissionen dank Dieseltechnik (weniger als 200g CO2 pro Kilometer) und Rußfilter.

Umweltbewusst und leistungsstark

Reagiert spontan aufs Gaspedal: der Golf im Tec-Power-Trimm.
Allen grünen Ambitionen zum Trotz: Leistung satt ist vorhanden. Beide Fahrzeuge leisten ab Werk nicht zu verachtende 170 PS. JE Design aktiviert mit einem modifizierten Motormanagement 24 PS mehr. Die Kraftquelle im getunten Golf verfügt sogar über summa summarum 204 PS. Auch hier verantwortet ein umprogrammiertes Steuergerät den Leistungszuwachs. Beide Aggregate sind zwar kein Ausbund an Drehfreudigkeit und Kultiviertheit, dafür entlohnen sie mit einer gehörigen Portion Schub bereits aus niedrigsten Drehzahlen. Auf Gaspedalbefehle reagiert der Golf aber spontaner als der Leon. Tec-Power gelingt es denn auch, die Mehrleistung in bessere Messwerte umzumünzen. Nach 7,4 Sekunden hat er die 100-km/h-Marke durchbrochen. Der FR ist nicht ganz so fix unterwegs. 100 km/h liegen nach 7,7 Sekunden an. Damit schlägt er den serienmäßigen Golf TDI GT aber immer noch – der benötigt 8,1 Sekunden. Die auffällige Anfahrschwäche beider Tuningfahrzeuge machten die zusätzlichen PS allerdings nicht wett.
Bis 160 km/h spreizt sich die Schere zwischen Tuning- und Werkslösung noch etwas weiter auf: Tec-Power knackt den 160-km/h-Sprint in 18,7 Sekunden, JE Design benötigt 19,1 Sekunden (Serie 21,6 s). Nahezu Gleichstand herrscht bei der Höchstgeschwindigkeit: 221 km/h beim JE-Design-Leon-FR und 224 km/h beim Tec-Power-Golf GT. So nah sich die Autos beim Antriebskapitel sind, so weit entfernen sie sich beim Optik-Check voneinander: JE Design präsentiert am FR das volle Programm. Ansätze an Front- und Heckschürze, Seitenschweller, eine vierflutige Auspuffanlage und 19-Zöller im Chrom-Look. Die wackeligen und unpraktischen Flügeltüren von LSD hätte man sich aber sparen können. Der Golf gefällt sich in der Rolle des Leisetreters. Hingucker beim Auto von Tec-Power sind die mehrteiligen 19-Zöller mit poliertem Felgenbett. Der Rest bleibt unverändert – bis auf das höhen- und härteverstellbare Federn-Dämpfer-Paket, das eher zu spüren als zu sehen ist. Leider schleifen die Räder bei forsch angegangenen Kurven in den Radkästen. Die vielen Einstellmöglichkeiten des Gewindefahrwerks sollten mehr Feinschliff zulassen.

Handzahm und leicht untersteuernd

Narrensicher: Beide Autos verlangen keinen Zauberer am Lenkrad.
JE Design vertraut dem Serienfahrwerk – lediglich ein Sportfedernsatz findet Anwendung. Trotz dieser bescheidenen Modifikation lässt sich der Leon flinker ums Eck bewegen als sein deutscher Konkurrent. Was aber weniger am Tuner, als am überlegenen Setup ab Werk liegt. Die direktere und feinfühligere Lenkung tut ein Übriges. Beide Autos verlangen grundsätzlich keinen Zauberer hinter dem Volant – sie präsentieren sich handzahm und leicht untersteuernd. Auf üppige Bremsanlagen im Pizzaformat verzichten die Veredler. Sie vertrauen auf die bewährten Serienstopper – auch wenn sich der Leon beim Kaltbremswert nicht mit Ruhm bekleckert. Dafür geben sich die Tuningautos bei der Preisgestaltung keinerlei Blöße. Gemessen an der gebotenen Leistung und Qualität, geht diese vollkommen in Ordnung.
In Ordnung geht auch der Verbrauch mit rund acht Litern im Schnitt, der freilich bei ambitionierter Fahrweise auch nach oben streuen kann. Wer jedoch das satte Drehmomentwandler im Drehzahlkeller nutzt und früh schaltet, freut sich über eine hohe Reichweite, die Umwelt über geringe Emissionen. Und den serienmäßigen Partikelfilter, der nicht die kleinste Rußwolke zulässt. Am Ende steht eines fest: Sowohl Tec-Power als auch JE Design haben saubere Arbeit geleistet – nicht nur was den Umweltaspekt anbelangt.

Von

Sebastian Schneider