Test Kia pro_cee'd/Audi A3
Wie viel Audi steckt in diesem Kia?

—
Kia fordert Audi. Der dynamische pro_cee'd stichelt ganz offensichtlich gegen den etablierten A3. Eint die beiden mehr als das Design von Peter Schreyer?
Egal ob doppeltes Lottchen, Kessler-Zwillinge oder Klitschko-Brüder – die gemeinsamen Wurzeln dieser drei Pärchen muss man wahrlich nicht suchen. Ganz anders bei Audi A3 und Kia pro_cee'd. Klar, in beiden Fällen handelt es sich um dreitürige Kompakte mit sportlichem Einschlag. Von Zwillingen kann aber keine Rede sein. Dennoch bestehen zwischen dem deutschen Premium-Golf und der koreanischen Spar-Alternative engere Verbindungen als erwartet. Kommt der A3 zum Beispiel nicht aus Brüssel, sondern (wie erwartet) aus Ingolstadt, muss er nur 750 Kilometer Richtung Osten reisen, um in Zilina in der Slowakei die Geburtsstätte des pro_cee'd zu erreichen. So nah kann Korea sein. Und es kommt noch dichter. Sowohl der Audi A3 als auch der Kia procee'd086da5a56fa0347d2ed71482e0c1492cTT oder eben A3 verantwortlich, seit dem 1. September 2006 kümmert er sich um die Formensprache der Korea-Karosserien. Und unter diesem Aspekt gewinnt die Frage nach dem Audi-Anteil im kompakten Kia gleich eine ganz neue Dimension.
Große Piloten haben es im Audi A3 besser
So schön kann die Golf-Klasse sein – A3 und pro_cee'd zeigen als Dreitürer erfrischend viel sportlichen Coupé-Charakter. Der Kia wirkt dabei etwas auffälliger geschminkt, der Audi eher cool und clean – beglückwünschen kann man Herrn Schreyer zu beiden Kreationen. Innen setzt sich der positive Eindruck nahtlos fort. Im sauber zusammengesteckten Kia wirken die Materialien zwar etwas einfacher als im hochwertigen Audi, die Qualität des Koreaners bereitet aber keine Kopfschmerzen. Gleiches gilt beim Raumangebot. Trotz aufregenden Profils kneift es selbst in der zweiten Reihe des pro_cee'd nicht wirklich, geht es sogar gemütlicher zu als im A3. Der Ingolstädter versucht mit den besser geformten Polstern und einem Herz für lange Beine dagegenzuhalten. Mit Erfolg. Als groß gewachsener Pilot fühle ich mich im Audi einfach wohler, sitze tiefer und genieße den sportlich durchgestylten Arbeitsplatz. Zusätzlich erlaubt die nicht ganz so extrem zugespitzte Karosserie des Audi eine deutlich bessere Rundumsicht. Im Kia stören massive C-Säulen und das sehr flach auslaufende Fensterband die Rücksicht doch erheblich, beim Abbiegen schaut man im Koreaner lieber zweimal nach Fahrradfahrern und Fußgängern.
Beim Kofferraumvolumen schlägt der Kia zurück

Zu diesem Urteil kommen übrigens nicht nur ambitionierte Piloten, sondern auch schüchterne Beifahrer. Der A3 federt kommoder und nimmt Querfugen gelassener – obwohl er wie der pro_cee'd auf aufpreispflichtigen 17-Zoll-Rädern steht. Dem hölzern ansprechenden Koreaner fehlt besonders bei geringem Tempo die Geschmeidigkeit des Audi. Wie nicht anders zu erwarten, schlägt beim Geld die Stunde des Kia. Der pro_cee'd 2.0 CVVT EX kostet inklusive Sportpaket für 380 Euro immer noch schlanke 19.630 Euro. Gute Ausstattung und fünf Jahre Vollgarantie eingeschlossen (auf den Antriebsstrang sogar sieben Jahre). Das Einzige, was Pfennigfuchser stört, sind die viel zu kurzen Wartungsintervalle (alle 15.000 km oder jährlich) und die schlechtere Restwertprognose. In beiden Punkten zeigt sich Audi kundenfreundlicher – der A3 1.4 TFSI Attraction mit 17-Zoll-Rädern (1335 Euro) kostet aber auch wenig bescheidene 22.685 Euro. So nah sind sich deutsche Premiummarke und koreanischer Preisbrecher eben doch nicht.
Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka
Der A3 erweist sich technisch als das klar bessere Auto und punktet vor allem bei den fahrdynamischen Disziplinen. Den Vergleich aber gewinnt unterm Strich der Kia pro_cee'd. Der Koreaner bietet etwas mehr Platz und die bessere Ausstattung. Viel wichtiger indes ist: Er kostet rund 3000 Euro weniger.
Service-Links