Wir alle haben mal klein angefangen. Auch beim Autofahren. Doch mittlerweile geht richtig die Post ab. AUTO BILD hat neun Kindermobile testen lassen – natürlich von echten Fachleuten.
Wenn es nach den Machern aus den Marketingabteilungen geht, dann bleiben wir unser ganzes Leben lang treu – und zwar vor allem der Marke unseres Vertrauens. Im Idealfall sieht das dann so aus, dass wir bereits im frühen Kindesalter mit Wonne Nutella schlecken und später im Altersheim immer noch darauf stehen. Oder dass wir nach unseren ersten Urlaubsfahrten auf der Rückbank von Papis Opel Kadett auch als Erwachsener einen Blitz im Grill spazieren fahren.
Ein solcher Bund fürs Leben verlangt allerdings nach beherztem Engagement seitens der Hersteller. Wobei gilt: je früher, desto besser. Weshalb eigentlich jeder Autobauer auch Miniaturmodelle für den Nachwuchs im Programm hat. Gefertigt werden diese zwar meist nicht in den heimischen Fabriken, sondern bei Toys-Toys in Italien – ansonsten kommen sie ihren großen Vorbildern aber schon ziemlich nah.
Die Palette ist breit, sie reicht von historischen Fahrzeugen wie einem Citroën 11 CV oder einem Fiat 500 bis hin zu aktuellen Modellen wie Mini Cabrio oder Porsche Cayenne. Auch beim Antrieb kann der kleine Kunde wählen. Wenn auch nur zwischen Elektroversion oder Tretausführung. Was der Markt in diesem Segment heutzutage an interessanten Fahrzeugen hergibt, zeigen wir Ihnen hier. Neun Kindermobile haben wir von der angepeilten Käuferschicht testen lassen. Dreimal sorgte eine Batterie für den Fahrspaß, in den anderen Fällen war Muskelkraft gefragt. Steigen Sie also ein, und lassen Sie sich genussvoll in Ihre Kindheit zurückchauffieren.
Alfa Spider
Der batteriebetriebene Junior-Racer (6 V, 4 km/h) zeigt noch das alte Gesicht, wirkt daher nicht mehr ganz frisch. Störend sind die kleinen Räder und das eher durchschnittliche Platzangebot. Immerhin leuchtet Romeo in sattem Rot und trägt einen klassischen Namen. Der Preis ist allerdings ziemlich selbstbewusst. Antriebsart: Batterie L/B/H (cm): 107/52/47 Gewicht: 13 Kilogramm Preis: 282 Euro. Urteil: nicht mehr ganz aktuell.
Fiat 500
Der kleine Italiener zum Treten bietet zwar nicht mal Außenspiegel, dafür aber enormen Knuddelfaktor bei den Kurzen und hohen Sympathiefaktor bei den Senioren. Der nicht verstellbare Sitz füllt ebenso kurz aus wie das ganze Auto, das aufgeklebte Becker Mexico beweist Liebe zum Detail, die 14-cm-Räder wirken niedlich. Antriebsart: Pedal/Gestänge L/B/H (cm): 95/45/40 Gewicht: 6 Kilogramm Preis: 82 Euro. Urteil: Den muss man lieb haben.
Audi Kids Car
Mit Sorgfalt gemachter Tret-Roadster von Ferbedo (alle anderen ToysToys). Der Kettenantrieb läuft leicht, die geschlossene Kunststoffkarosserie wirkt solide. Details wie drehbare Zeigerinstrumente, Zündschlüssel, verstellbarer Sitz, Handbremse und splittersichere Scheibe gefallen. Für ein Tretauto leider schwer und teuer. Antriebsart: Pedal/Kette L/B/H (cm): 115/60/50 Gewicht: 14 Kilogramm Preis: 184 Euro. Urteil: teure Qualität.
Mercedes SLK
Der gute Stern auf dem Weg zum Erwachsenwerden bietet einen leicht laufenden Kettenantrieb, Handbremse, Hupe, Spiegel und sogar einen angedeuteten Überrollbügel. Auch wenn das Klappdach fehlt, macht der Benz dank akzeptablen Gewichts und zuverlässiger Antriebstechnik viel Freude. Und ist – wie immer – etwas teurer. Antriebsart: Pedal/Kette L/B/H (cm): 125/60/50 Gewicht: 9 Kilogramm Preis: 199 Euro. Urteil: Sternstunde für die Kleinen.
BMW 6er-Cabrio
Inzwischen gibt es den offenen Bayern schon als M6, doch auch der getestete 645i schafft dank zweier Sechs-Volt-Batterien satte acht km/h (rückwärts vier km/h). Der 6er verkraftet 50 Kilogramm Zuladung, wirkt sehr stabil – doch dafür bringt er selbst auch 20 Kilo auf die Waage und kostet unbescheidene 439 Euro. Antriebsart: Batterie L/B/H (cm): 140/60/53 Gewicht: 20 Kilogramm Preis: 439 Euro. Urteil: fett – in jeder Hinsicht.
Mini Cooper Cabrio
Die Rallyestreifen auf der Motorhaube verleihen dem Mini Cabrio Charme, der Schalthebel für den Elektroantrieb (max. 4 km/h) liegt gut zur Hand. Wie bei allen Elektromobilen muss nach 1,5 Stunden nachgetankt werden. Schön: der angedeutete Verdeckkasten. Schlicht: der geklebte Zentraltacho mit zwei Luftdüsen. Leider teuer. Antriebsart: Elektro L/B/H (cm): 105/65/50 Gewicht: 11,5 Kilogramm Preis: 299 Euro. Urteil: kommt gut an, kostet aber.
Citroën Pluriel
Zugegeben, auf das raffinierte Verdeck des Vorbildes müssen die Kleinen verzichten, trotzdem macht der Pluriel mit Tretantrieb Spaß. Die schön gemachten Instrumente und zwei Außenspiegel schaffen echte Auto-Atmosphäre, das geringe Gewicht erleichtert das Handling. Dem Sitz fehlt aber eine Verstellung. Antriebsart: Pedal/Gestänge L/B/H (cm): 110/63/45 Gewicht: 6,0 Kilogramm Preis:95 Euro. Urteil: schlicht und schön.
Auch Nicht-Motorsportler werden von diesem Tretrenner angezogen. Ein riesiger Heckflügel, das kleine F1-Lenkrad und frei stehende Räder lassen (nicht nur) Kids jubeln. Trotz 1,5 Meter Länge bietet der Renault allerdings nicht mehr Platz als seine Mitstreiter, der Sitz lässt sich nicht verstellen, und das XL-Teil ist kostspielig. Antriebsart: Pedal/Gestänge L/B/H (cm): 150/70/40 Gewicht: 14 Kilogramm Preis: 266 Euro. Urteil: groß, teuer, toll.
Auch dieser Fiat spart beim Sitzkomfort (integrierte Plastikschale, nicht verstellbar), begeistert Kinder aber mit seinem fröhlich neongrünen Äußeren. Dazu noch zwei Außenspiegel, vier aufgeklebte Rundinstrumente und Drucktasten für den Sechs-Volt- Elektroantrieb (max. 4 km/h) – fertig ist die tolle Kiste für Kids. Antriebsart: Batterie L/B/H (cm): 100/60/50 Gewicht: 10 Kilogramm Preis: 238 Euro. Urteil: für Tretfaule perfekt.
Fazit
Ganz ehrlich: Auch Erwachsene finden viel Spaß an den Kindermobilen. Für die lieben Kleinen würden wir ein Tretauto mit Kettenantrieb empfehlen. Die sind zwar etwas teurer, haben aber gute Fahreigenschaften und fordern die Motorik. An den Elektromobilen stört, dass sie den Spielspaß auf 1,5 Stunden begrenzen. Das solideste Modell kommt von Audi, das knuffigste stellt Fiat, am originellsten wirkt der Renault.
Es war einmal: Tretautos vor 100 Jahren
Bevor die lieben Kleinen ab etwa 1900 mit richtigen Tretautos auf Reise gingen, gab es schon lange Steckenpferde und hölzerne Tretroller. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden außerdem schon eiserne Dreiräder gefahren. Ab 1902 wurden die Spielwarensortimente zunächst in England und Frankreich um Kinderautos erweitert. Während es bis in die 20er-Jahre meist bei kostspieliger Handarbeit blieb, kam es danach durch automatisierte Produktionsverfahren zu sinkenden Preisen und einem echten Boom. Kinderautomobile waren ein Massenprodukt geworden, sodass die Hersteller durch immer detailgetreuere Nachbildung versuchten, sich zu unterscheiden. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Kunststoff als Material für Spielzeug durch und verdrängte die Blech-Mobile. Die Kinderautos wurden leichter und erneut billiger. Dafür zogen immer raffiniertere Ausstattungen auf breiter Front ein. Heute findet vor allem der Batterieantrieb unter den Kleinsten viele Fans.