Tracktest Jetta TDI Cup
Born to be mild

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Er ist geboren, um als Diesel-Saubermann die USA zu revolutionieren: Der VW Jetta TDI Cup ist die neue Nachwuchsserie Amerikas. AUTO BILD MOTORSPORT hat den Diesel-Jetta getestet.
Bild: Toni Bader
Mit 80 Sachen biege ich in die letzte Kurve vor der Start- und Zielgeraden der Motorsport Arena Oschersleben ein. Viel zu schnell! Der Jetta schiebt über die Vorderräder, hin zum äußeren Rand. Ich gehe vom Gas, drehe das Lenkrad wieder ein Stück zurück. Stur fährt der "lange Golf" wieder geradeaus. Bei dem Tempo schon über dem Limit? Ja. Denn das, was der Tacho da hinterm Renn-Display mit Drehzahlbalken und Rundenzeiten zeigt, sind Meilen pro Stunde. Exklusiv darf ich heute den Jetta TDI testen. Volkswagens Cup-Renner für Amerika. Was hierzulande der Polo Cup ist, ist seit 2008 auf der anderen Seite des großen Teichs der Jetta TDI Cup. "Clean Diesel" steht groß auf der Windschutzscheibe des Rennwagens. Denn: Der Markenpokal soll nicht nur dem Tourenwagen-Nachwuchs auf die Sprünge helfen, sondern auch der Markteinführung des Jetta TDI (steht für Turbo Diesel Injection) in Nordamerika.
Power-Car mit Saubermann-Image

Profi-Setup für alle

Die Herausforderung beim Cup-Jetta ist, als Fahrer die letzten Zehntelsekunden auf der Rennstrecke rauszukitzeln. Und das geht nur mit einer angepassten Fahrtechnik: Durch das DSG ist es möglich, mit dem linken Fuß zu bremsen – wie in einem Kart. Mein linker Fuß schwebt schon über dem Bremspedal. Ende der Start- und Zielgeraden. Runter vom Gas und gleichzeitig voll in die Eisen. Das spart Zeit – denn ich muss nicht erst mit dem rechten Fuß das Pedal wechseln. Ganz nach dem Motto: Wer später bremst, ist länger schnell. Beim ersten Versuch drückt es mich ordentlich nach vorn in die Hosenträger-Gurte. Bis das schärfer programmierte ABS regelt. Zehenspitzengefühl ist gefragt. Schließlich beißt hier die Vier-Kolben-Bremse an der Vorderachse zu, die normalerweise an der Hinterachse im R8 verbaut ist. Scheibendurchmesser: stolze 35 Zentimeter! Das Maß einer großen Pizza. "Wo es ging, haben wir uns im Konzernregal bedient", erklärt Entwickler Marschall. "Serienteile von anderen Modellen sparen gegenüber speziellen Rennsportteilen deutlich Kosten".
Moderner Diesel - Einfach zu fahren

Fazit von ABMS-Testfahrer Martin Westerhoff
Auch wenn das Fahrwerk vielleicht einen Tick übertrieben zu brav abgestimmt ist: Die Cup-Version des Jetta ist ein tolles Auto, um eine "Tourenwagen-Schule" in den USA zu etablieren. Das für einen Rennwagen dieses Formats sehr hohe Gewicht von 1280 Kilo gleicht das üppige Drehmoment des Turbodiesel-Motors mit ordentlicher Durchzugskraft zum Teil wieder aus. Schade, dass dieser Jetta nur für Amerika bestimmt ist. Als Langstrecken-Auto wäre er hier ideal.
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