Selbst beim gemütlichen Cruisen scheuchen die LED-Winkel des A3 Cabrio Linksdöser erbarmungslos von der Überholspur. Vierzehnpolig brennt es sich in den Rückspiegel, gleißend hell und grimmig zur Mitte gerunzelt. Dabei ist der stoffmützige Facelift-Vorbote, dessen aggressives Make-up im Sommer auch Limousine und Sportback auflegen werden, eigentlich ein ganz Lieber. Besonders im Profil, mit sachte ansteigender Gürtellinie und eiligem Heckabschluss, kokettiert er mit dem verflossenen Golf Cabrio, dem sogenannten Erdbeerkörbchen. Per Knopfdruck, ohne aufwendigen Faltfirlefanz, stopft er derartige Assoziationen allerdings mitsamt Verdeck ins Kurzheck. Von wegen Tragetasche. Statt eines mächtigen Überrollbügels reckt der A3 stolz zwei Aluhenkel und seinen tiefrot belederten Wohlfühlkokon für zwei Groß- und zwei Kleinwüchsige in die Sonne. Mit der topmodischen Sahne-Kirsch-Optik ist es jedoch meistens nicht getan. Wer sich dazu noch Annehmlichkeiten wie Sitzheizung, Verdeck-Vollautomatik, Kartennavi und den Zweiliter-Turbo-FSI zuzüglich S-Tronic-Getriebe aus der Liste pickt, braucht für geraufte Haare keine Nordseebrise.

Trotz fiesen Blicks – das A3 Cabrio ist eher sanftmütig

Schneller als das Thermometer im August klettert dann der Preis bis ganz hoch in die Dreißiger. Und schon zwinkert auch der TT Roadster, ebenfalls als direktschaltender 2.0 TFSI, aus dem Audi-Prospekt. LED-frei, dennoch unverwechselbar und mit 35.950 Euro kaum teurer als ein nur mit dem Nötigsten bestücktes A3 Cabrio. Was tun? Überstunden scheffeln? Konto verrenken? Logisch, auch beim TT lockt die seitenlange Aufpreisliste. Ein bisschen Alcantara hier, schicke Bicolor-Alus dort. Dazu noch ein Satz Bose-Boxen plus Xenon-Leuchten. Schon rasselt die Gelduhr in die 40-Tausender. Wie beim A3 spendiert Audi kaum mehr als das CD-Radio, sogar die Klimaanlage wird bei beiden extra boniert. Alles Schnickschnack, meckern Puristen. Denn im Prinzip genügt zur Erfüllung der Frischluft-Bedürfnisse hüben wie drüben allein der 200 PS starke Direkteinspritzer. Sobald sich dieser grummelnd zum Dienst meldet, im Falle des A3 bei 1700 Touren elanvoll auf sein Drehmomentplateau hangelt und, kurz bevor er abrutscht, per Paddelklick wieder hinaufschwingt, vergisst die Besatzung aufziehende Regenschauer, selbst wenn die Tropfen bereits auf die Stirn platschen. Nassmachen lassen sich aber höchstens die Fahrer.
Die plattformgleichen Fronttriebler liefern sich hingegen ein Familienduell auf Messers Schneide, hechten zeitgleich über die Hunderter-Hürde, um nach respektablen 35 Metern beiahe punktgleich wieder zum Stehen zu kommen. Seine 143 Kilo Mehrgewicht verbucht dern A3 dabei als Traktionsplus auf der Antriebsachse. Erst im Zwischenspurt und bei der Hatz in höhere Temporegionen muss er sich dem insgesamt etwas gieriger ansprechenden TT knapp geschlagen geben. Die Landstraße separiert das Cabriolet endgültig vom Roadster. Zwar schwingt auch der frontlastig balancierte A3 flink, ohne nennenswertes Wanken durch lange Bögen, verliert sich bei engeren Radien aber in lähmendem Untersteuern.
Im Gegensatz zum TT: Ganz gleich ob Serpentine, Autobahnabfahrt oder Wechselkurve, er entert zackiger, spurt treuer und wittert die Ideallinie mit seiner akkuraten Lenkung beinahe instinktiv. Ein Tastenklick, und das optionale Dämpfersystem Magnetic Ride switcht in den extrastraffen Sportmodus – und den A3 vom Hetzer zum Hinterbänkler. Dieser kontert mit Gelassenheit, lässt seine dachnah platzierte Besatzung von lieblosem Straßenbau jedoch ebenso unbehelligt wie vom Motorsound. Wo der TT rassig ins Ohr röhrt, presst der verblüffend verwindungssteife A3 nur dumpfes Gangwechsel-Ploppen durchs  aufpreispflichtige Akustikverdeck. Letztlich bewahren ihn weder sein bitterböser Tagfahrblick noch die Rekordzeit beim Stoffdachstrip davor, dass ihn der TT unter Fahrspaßaspekten deutlich faltet.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Stefan Helmreich

1. Audi TT Roadster 2.0 T
Auch ohne LED-Lidschatten sticht der TT ins Auge. Und trifft bei Roadster-Jüngern mitten ins Herz. Feinnervige Lenkung, harmonisch abgestimmtes Fahrwerk und der großartige Turbomotor garantieren Sturmfrisuren.
2. Audi A3 Cabrio 2.0 T
Auch der A3 wird dank des GTI-Motors zum talentierten Haarstrubbler, bleibt rein emotional jedoch hinter seinem Plattformkollegen zurück. Ein ambitionierter Spaßmacher für vier ist er aber allemal.

Von

Stefan Helmreich