Nix Baguette, nix Camenbert, nix Côte d'Azur. Dies ist ein Vergleich zwischen einem japanischen Mitsubishi und einem koreanischen Samsung. Wie bitte? Dass der Citroën C-Crosser in Wahrheit ein aufgepeppter Mitsubishi Outlander mit französischer Nase und einem Peugeot-Turbodieselmotor unter der Haube ist, das wissen inzwischen die meisten. Aber der neue Renault Koleos? Ein Auto vom Unterhaltungselektronikhersteller aus Korea? Ja und nein. Nein deshalb, weil der Koleos konstruktiv viel mit den aktuellen Nissan-Allradlern Qashqai und X-Trail gemein hat. Um präzise zu sein: 60,4 Prozent der Bauteile. Ja deshalb, weil der Koleos in der Tat bei Samsung in Korea vom Fließband läuft.

Samsung baut nicht nur Fernseher, sondern auch Autos

Vergleich Citroën C-Crosser 2.2 HDi/Renault Koleos 2.0 dCi
Seit Sommer 2007 kommt der C-Crosser vom Mitsubishi-Band in Japan zu uns nach Europa geschippert.
Ein Elektronikhersteller als Autoproduzent? Das wäre eine zu schlichte Ansicht, denn die 1938 gegründete Samsung Group ist heute ein gigantischer Mischkonzern, der neben Elektronik auch mit Schiffen, Bauwerken, Versicherungen, Petrochemie, Lastwagen und Gabelstaplern Geld scheffelt — der größte Konzern Südkoreas. Autos baut Samsung Motors seit 1998, bisher auf Nissan-Basis. Seit 2000 hat Renault nach der Übernahme von Nissan auch bei Samsung Motors das Sagen. Ist der neue Renault Koleos denn nun eher ein Franzose, ein Japaner oder ein zum Auto mutierter Samsung-Fernseher? Eher eine interessante Mischung. Beim Einsteigen riecht er zunächst einmal sehr — pardon — nach Samsung. Der süßliche Kunststoffnebel im Innenraum erinnert an einen heißgelaufenen Fernsehapparat. An Renault dagegen erinnern Details im Innenraum, die man von Minivans à la Scénic kennt: Klapptische im Fond, unterirdische Staufächer, Schublade unter dem Beifahrersitz. Beim Fahren macht der Koleos eine gute Figur — und französischen Traditionen alle Ehre. Denn dieser Renault ist ein echtes Komfortangebot in seiner Klasse. Nicht nur der auffallend gut gedämmte Renault-Dieselmotor hebt das Komfortgefühl, sondern auch die Fahrwerksabstimmung.
Der Koleos wirkt nie altväterlich-schaukelig, trotzdem aber überdurchschnittlich komfortabel, selbst auf kurzen Unebenheiten wie Kanaldeckeln oder Querfugen. Eine betont leichtgängige Servolenkung unterstreicht den Eindruck der Mühelosigkeit beim Fahren. Das zackige Handling von Konkurrenten wie dem Toyota RAV4 oder gar dem Ford Kuga darf man sich vom Renault Koleos aber nicht erwarten. Er fährt brav und sicher um jede Art von Kurven, animiert aber nie zu forcierter Gangart. Deftige Nachteile birgt das rundliche Koleos-Dach: knapper Knieraum im Fond, knapper Gepäckraum durch schräge Heckpartie, mäßige Übersicht nach hinten.
Wie sich die Testkandidaten in Sachen Fahreigenschaften und Komfort geschlagen haben, erfahren Sie in der Bildergalerie.

Von

Martin Braun