Spritfressende SUV sind ein heißes Eisen. Seitdem die Benzinpreise durch die Decke stoßen und CO2-Debatten hitziger geführt werden als der Streit um Diätenerhöhung unserer Politiker, gelten zumindest die Allrad-Jumbos fast schon als geächtet. Anders steht es um die SUV im Kompaktformat. Kombiniert mit einem sparsamen Diesel umkurven sie derzeit die ganze Diskussion noch äußerst elegant und vermelden sogar steigende Absatzzahlen. Ob wir in dieser Klasse aber wirklich Genuss ohne Reue erfahren, muss der neue Ford Kuga im ersten Vergleich gegen Bestseller VW Tiguan sowie die Asien-Allradler Honda CR-V, Kia Sportage und Toyota RAV4 beweisen.

Das Kölner Kompakt-SUV sieht richtig dynamisch aus

Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 Titanium
Mit dem Kuga landet Ford eine Überraschung – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Das Kölner Kompakt-SUV sieht richtig flott aus und lässt die versammelte Konkurrenz eher brav dastehen. Zudem pflegt es ganz unverhohlen den sportlichen Auftritt. Zugegeben, silberne Diffusor- und Auspuffblenden am Heck wirken etwas dick aufgetragen, doch der Kuga bringt Schwung in die SUV-Bande. Innen lauert die zweite Überraschung – die aber nicht nur positiv ausfällt. Bequeme Polster, die sogar im Fond noch Lust aufs Lümmeln machen, und das moderne Cockpit nehmen wir noch erfreut zur Kenntnis, die zum Teil einfachen Materialien (Handschuhfachdeckel), die lässige Verarbeitung (lose Verkleidungen) und das mäßige Platzangebot nicht. Obwohl außen wenige Zentimeter länger als der Tiguan, stoßen wir innen überall etwas früher an die Grenzen des Kuga.

Beim Platzangebot werden teilweise große Unterschiede sichtbar

Sogar der neun Zentimeter kürzere Sportage bringt seine Gäste großzügiger unter. Die Sitze des Koreaners bieten ihnen allerdings deutlich weniger Unterstützung, die Qualität erfordert noch mehr Zugeständnisse. Den meisten Platz bieten Honda und Toyota. Der 4,53 Meter lange CR-V verführt vor allem im Fond mit der pfiffigen längs verschiebbaren Rückbank (wie RAV4 und Tiguan) zum Recken und Strecken, Trotz gleicher Beweglichkeit der Rückbank klemmt der Toyota an den Knien deutlich früher. Schuld ist der recht kurze Radstand (2,56 m). Auf die Frage nach dem Transporttalent der hochbeinigen Trendmobile muss Ford schon wieder mit den Achseln zucken. Die vernünftige Zuladung (468 Kilogramm) wird angesichts von nur 410 Liter Kofferraum zur Luftnummer. Schlechter spielt den Kofferträger in diesem Feld nur noch der Kia, der uns mit fast schon unverschämten 332 Litern abspeist.
Während der Tiguan sich beim Ladewettbewerb unauffällig im Mittelfeld einsortiert, glänzt der Toyota RAV4 mit stolzen 535 Kilogramm Zuladung. Der Honda protzt mit 524 Liter Stauraum. Viel Raum um nichts möchte man allerdings sagen, wenn wir auf der anderen Seite die unzureichenden 395 Kilo Zuladung notieren. Und noch etwas registrieren wir. Und zwar mit wachsender Sorge: An das wichtige Thema Rundumsicht scheint in den Entwicklungsabteilungen kaum einer zu denken. In allen fünf Kandidaten offenbart der gelernte Schulterblick beim Abbiegen vor allem reichlich Karosserie-Kulisse. Die D-Säulen fallen bei allen unseren SUVs mächtig breit aus, das Sichtfeld wird massiv eingeschränkt. Am ehesten können wir uns noch mit der Aussicht im Honda anfreunden, der Kia verbirgt dagegen am meisten. Beim brandneuen Kuga fällt die Rundumsicht wie bei VW und Toyota mittelmäßig aus.

Die harmonischste Fahrwerksabstimmung hat der Tiguan

Die Fahrwerkentwickler von Ford hatten offensichtlich den klaren Auftrag, sich am BMW X3 zu orientieren. Das heißt: möglichst sportlich, meine Herren. Und sie haben ihre Hausaufgaben absolut erfüllt. Mit betont straffer Note fegt der Kuga um die Ecken, als sei er für die Rennstrecke gebaut. Die direkte und in drei Modi einstellbare Lenkung liefert präzise Rückmeldung und spricht verblüffend direkt an. Das ist zwar schön für Möchtegern-Schumis, aber schlecht für den Alltag. Denn während gut gewartete Streckenabschnitte noch mit Anstand durcheilt werden, setzt es auf schlechten Pisten einiges an Schlägen. Ein Teil der Schuld liegt bei den fetten 18-Zoll-Rädern unseres Testwagens. Dennoch zieht der Kuga aus den montierten Continental SportContact 2 keinen Nachteil, weil sie deutlich besser bremsen als die serienmäßigen Continental Contact 4x4 im 17-Zoll-Format.
VW Tiguan 2.0 TDI DPF 4Motion Sport & Style
Die insgesamt harmonischste Lösung liefert VW. Der Tiguan federt auf jedem Geläuf geschmeidiger und schluckt deutlich mehr Unebenheiten. Dazu passt die gefühlvolle, aber nicht übertrieben direkte Lenkung und das selbst in höchster Not sanft und souverän regelnde ESP. Natürlich gehört die elektronische Straßenwacht bei allen fünf Kandidaten zur Serie, vor allem bei den Asiaten regelt sie aber deutlich ruppiger als im VW. Im durchaus komfortablen Honda, der nur auf groben Verwerfungen mit polterigem Abrollkomfort stört, bekommt das ESP am meisten zu tun. Erst will der CR-V stur geradeaus, dann würde das Heck gern ausscheren und muss elektronisch eingebremst werden. Toyota und Kia spendieren nur bei mäßigem Tempo noch ausreichenden Komfort. Wird die Fahrt schneller, werden die Passagiere immer stärker durchgeschüttelt und verlieren die Lust am Reisen. Die Lenkungen verraten dem Fahrer dagegen wenig über das Geschehen auf der Straße. Wie beim Honda macht sich ein synthetisches Lenkgefühl breit.
Weitere Details zu den fünf kompakten SUV mit Diesel finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleichstest mit allen Tabellen gibt es im Heftarchiv als pdf.