Test VW Tiguan TSI gegen BMW X3 2.0i
Zieht der Tiguan vorbei?

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Spät kommt VW mit seinem kleinen SUV. Im Visier: der deutsche Bestseller BMW X3. Das erste Treffen sorgt bereits für eine Überraschung.
Für Volkswagen müsste das Märchen von dem Hasen und dem Igel ein wenig umgeschrieben werden. Während die Konkurrenten sich mit Neuerscheinungen abhetzen, sitzt der Igel ruhig in seiner Wolfsburger Furche und wartet ab, welche Hasen am besten laufen. Die kopiert er dann in Ruhe. Wenn er irgendwann fertig ist, ruft er wie das Buxtehuder Vorbild "Ich bin schon da" und setzt sich stets gleich an die Spitze der Verkaufsstatistiken. So geschehen bei Sharan, Touran, Touareg und Golf Plus. Beim Tiguan soll sich diese erfolgreiche Taktik auch wieder bewähren. Ein erster Vergleich mit dem bald vier Jahre alten BMW X3 zeigt, dass sich der Igel absolut nicht ducken muss. Nur optisch fordert der Tiguan zu Diskussionen heraus: Hinten ein geschrumpfter Touareg, vorn aber mit kantig hochgezogener Haube – das polarisiert beim ersten Anblick. Da ist längeres Schöngucken angesagt, während der BMW dank seiner klassischen Niere von vorn dezenter wirkt.
Dank doppelter Zwangsbeatmung hängt der Tiguan den X3 ab

Im Vergleich ist der BMW knüppelhart gefedert

Das darf natürlich auch eine Fahrerin sein, die sich vielleicht auch noch über die vollautomatische Einparkhilfe "Park Assist" (plus 675 Euro) freut. Womöglich will sie mit ihrem Tiguan – dank permanenten Allradantriebs 4Motion – auch mal ins Gelände fahren. Da wäre in diesem Vergleich der BMW etwas besser dran: Er hat vorn weniger Überhang, also den größeren Böschungswinkel. Tiguan-Interessenten sollten statt der "Trend & Fun"- oder "Sport & Style"-Versionen, die VW für den Onroad-Einsatz empfiehlt, den "Track & Field" kaufen. Seine kürzere Nase sorgt für einen Böschungswinkel von 28 Grad, außerdem hat er viele elektronische Gelände-Helfer an Bord. Derzeit wird der Tiguan ab 26.700 Euro angeboten (X3 ab 34.900 Euro). Seine Grundausstattung kann sich sehen lassen: sechs Airbags, ESP mit Gespann-Stabilisierung, Isofix-Befestigungen, Radio mit CD-Player, halbautomatische Klimaanlage, vier elektrische Fensterheber, beheizbare Außenspiegel und Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung.
Der Vergleich mit dem Toyota RAV4 (26.600 Euro) zeigt, dass VW mit einem Kampfpreis einsteigt. Der Tiguan Diesel (140 PS) vertritt die neue Common-Rail-Linie von VW, kostet ab 28.800 Euro. Im Frühjahr kommen noch zwei weitere TSI-Benziner mit 170 und 200 PS auf den Markt. Und der Diesel ist dann auch mit 170 PS zu haben. Kein Märchen: Der Igel dürfte dann endgültig zum Jäger geworden sein.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Diether Rodatz
Die mächtigen "Hoppla, hier komm ich"-SUV werden von der CO2-Debatte ausgebremst, den Kompakten gehört die Zukunft. So gesehen, kommt der Tiguan zum richtigen Zeitpunkt. Und zum richtigen (Kampf-)Preis. Das ist neu bei VW. Bravo!
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