Okay, der Gang zum Therapeuten wäre günstiger gewesen. Aber auch bei so einem Autokauf schaut man seinen Liebsten ganz tief in die Seele. Da wird kalkuliert und debattiert, gestritten und gelacht. Glauben Sie mir, das geht bei einem Motorjournalisten nicht anders ab, als in jeder anderen Familie. Nehmen Sie meine Frau. Eines wusste sie ganz genau – was sie nicht wollte. Keine Limousine ("wie spießig"), keinen Kombi ("hat doch jeder"), erst recht keinen Van ("willst du mich loswerden?"). Aber ein SUV. Das ist cool. Und teuer. Zumindest wenn es aus einem der deutschen Premium-Häuser kommt. Deutlich bodenständiger hat VW seinen Tiguan eingepreist. Der startet bei 26.700 Euro. Das ist okay. Der günstigste BMW X3 kostet 8200 Euro, ein Mercedes GLK gar 13.641 Euro mehr. Zugegeben, der Tiguan ist nicht gerade der Brad Pitt der Auto-Szene. Eher schon der Ulrich Wickert unter den SUV. Korrekt, vertrauenswürdig, aufgeräumt. Ein Auto von sympathischer Größe und Ausstrahlung. Eines, das weder Neid hervorruft noch übermotivierte Umweltaktivisten provoziert, Parolen in den Lack zu gravieren. Typisch deutsch, typisch VW, ein Konzept mit Erfolgsgarantie. Schon jetzt auf Platz eins der SUV-Hitparade.

Vier Stahlräder mit Radabdeckung und Winterreifen für 450 Euro

Alle, die sich nicht frühzeitig entschieden haben, schieben Frust. Was da um den Tiguan abgeht, ist völlig krass. Wartezeit – je nach Ausstattung – mehr als ein Jahr. Ein Händler erzählte mir, dass sie einen Kunden überredet haben, seinen Tiguan noch ein paar Tage im Showroom zu lassen, nur damit sie wenigstens einen Vorführwagen haben. Hallo, gehts noch? Denn geschenkt bekommt man den Burschen nun wirklich nicht. Wer fleißig seine Häkchen bei den Extras macht, dem wird am Ende des Tages ganz schwindelig. Ein Tiguan für 50.000 Euro – überhaupt kein Problem. Fangen wir mit den Ausstattungslinien an. Die Basis Trend & Fun reicht völlig. Da ist alles Wichtige drin. Wer regelmäßig kraxelt, wählt Track & Field (plus 1175 Euro) mit Offroad-Nase und Gelände-Fahrprogramm. Am schönsten fanden wir den Tiguan Sport & Style. Für 1900 Euro sind unter anderem 17-Zoll-Alu-Räder, Chromschmuck, abgedunkelte Seitenscheiben, Tempomat sowie Sportsitze dabei. Wenn du dich so richtig reinfrisst in die Listen – so wie wir das in der Familie getan haben – entdeckst du sogar wahre Sonderangebote. Vier Stahlräder inklusive Radabdeckung und Winterreifen für 450 Euro. Das schlägt kein Discounter. Auch die Pakete, die VW geschnürt hat, halten zumeist einer Gegenrechnung stand. Im Top-Paket für 1185 Euro zum Beispiel sind Panorama-Schiebedach, Parkpieper hinten, Nebelscheinwerfer und Fußmatten enthalten. Preisvorteil: 563 Euro. Überhaupt fallen die meisten Aufpreise für Extras noch recht moderat aus.

Ärgerlich: Viele Extras gibt es nur in Paketen

Andererseits gibt es einige wichtige Extras (wie Regensensor) nur in Paketen und nicht einzeln. Oder eben in Zwangkombinationen. Vordere Parkpieper sind immer an den Einparkassistenten "Park Assist" gekoppelt (675 Euro).Was soll das? Oder die Aux-Schnittstelle für den iPod. Hat heute jeder Koreaner serienmäßig. Aber hier: in Kombination mit einem Navi-Gerät nur erhätlich für das große System RNS 510 für 2475 Euro. Wer sich das Super-Gerät mit Touchscreen, Video und 30 Gigabyte Festplatte leisten möchte, darf sich übrigens durch eine Bedienungsanleitung von 154 Seiten navigieren. Meine Frau hat bereits kapituliert. "Du wolltest das Ding ja unbedingt haben ..." Was man wirklich braucht, und was überflüssig ist, lesen Sie in der Bildergalerie. Die komplette Kaufberatung finden Sie in AUTO BILD 21/2008 oder als pdf in unserem Heftarchiv.

Der AUTO BILD-Tipp

Redakteur Uli Holzwarth: Die Basis reicht mir völlig. Klar, ein Tiguan mit allem Pipapo ist schon toll. Doch bereits dem Basismodell fehlt nichts Wesentliches. Die Linie Trend & Fun reicht mir daher. Statt des Basis-Benziners empfehle ich den rundum harmonischen 2.0 TDI mit 140 PS – trotz der zunehmend schwierigeren Rahmenbedingungen für Diesel. Dazu noch ein paar sinnvolle Extras wie die Climatronic (315 Euro), das Top-Paket mit Panorama-Dach, Park-Pilot und Nebelscheinwerfern (1185 Euro) sowie die Bi-Xenon-Scheinwerfer (1270 Euro). Das passt. Und hält den Wertverlust beim Wiederverkauf in einigen Jahren in Grenzen.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Tomas Hirschberger

Autokauf tut weh. So oder so. Kompromisse müssen sein. Richtig. Deswegen sag ich: Ich brauche keinen dicken Motor, aber gut aussehen, das sollte der Bursche schon. Deswegen reicht mir der 1.4 TSI völlig. Dafür ist Sport&Style mit dem edlen Chromschmuck Pflicht. Dazu die schönen 18 Zöller "New York", Leder macht den Tiguan auch nicht hässlicher. Das Ganze bitte in Schwarz. Das hat Stil ...

Von

Tomas Hirschberger