Platz eins mit 531 von 750 Punkten: Mercedes C 200. Fährt komfortabel und ausgewogen. Hochwertiges Interieur. Sicherheit und Multimedia Stand der Technik. Fond knapp. Testwagenpreis: 53.850 Euro (Mercedes C-Klasse bei carwow.de mit einer mittleren Ersparnis von 5134 Euro)
Platz zwei mit 519 von 750 Punkten: Volvo S60 T4. Hinreißendes Design, stilsichere Inneneinrichtung. Fährt stramm. Viele Sicherheits-Assis, Multimedia top. Enger Fond. Testwagenpreis: 45.830 Euro. (Volvo S60 als T8 bei carwow.de mit einer Erparnis ab 10.070 Euro)
Volvo? Steht für Kombi! Die Typen 140, 240 oder 850 sind Legenden. Man vergisst da leicht, dass die Schweden stets auch Limousinen im Angebot hatten, erinnert sei nur an 164 oder 260 mit Sechszylinder. Der neue S60 soll diese Stufenheck-Kultur jetzt fortführen. Und der deutsche Volvo-Chefdesigner Thomas Ingenlath hat ihn brillant hinbekommen. Der S60 sieht unglaublich gut aus, unserer Meinung nach. Mit langer Haube – trotz des quer eingebauten Motors –, flachem Aufbau und dem markanten Heck steht er gestreckt und elegant auf den Rädern.

Beim Design liegt der S60 ganz klar vor der C-Klasse

Volvo S60
Aus einem Guss: Der neue S60 gefällt uns sehr gut, er wirkt aus jeder Perspektive elegant.
Die seit 2014 gebaute C-Klasse hingegen kommt im aktuellen rundlichen Mercedes-Design, wirkt neben dem schlanken Schweden fülliger um die Hüften. Und irgendwie braver und biederer. Aber so etwas kann ja auch täuschen – also, wie geht es aus, das Duell zwischen Schwaben und Schweden? Die feine Designlinie hält der S60 jedenfalls auch bei der edel-geschmackvollen Einrichtung durch. Die Bedienung ist im 9-Zoll-Berührungsbildschirm konzentriert. Mit allen Vor- und Nachteilen. Vorteile: schöne Grafik, klare Strukturen. Nachteil: Bedienen Sie das Gerät mal während der Fahrt. Der S60 wirkt luftiger als der Benz, mehr Platz hat er aber auch nicht, unsere Messwerte zeigen einen Gleichstand. Auffällig ist bei beiden der – für Autos dieser Größe – erstaunlich kleine Fond. Besonders im S60 wird es dort ungemütlich, Volvo hat die Rückbank außergewöhnlich tief montiert, nur 30 Zentimeter hoch. Erwachsene hocken dort mit stark angewinkelten Beinen in Bodennähe. Lässig geht anders.

Der Volvo bremst hervorragend

Volvo S60
Etwas übertrieben: Mit den 19-Zöllern liegt der S60 betont stramm, federt ziemlich steif und sperrig.
Im Benz sitzt man bequemer, hier liegt die Bank mit 33 Zentimetern auch etwas höher. Im Vergleich zum asketisch reduzierten S60 ist die C-Klasse geradezu barock eingerichtet, mit viel Holz und Chrom und Hochglanz. Navi und Multimedia (10,25 Zoll) werden mit dem Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole bedient und eben nicht (wie etwa im GLC) über einen modernen Touchscreen. Einen Kampf der Systeme gibt es auch beim Antrieb, der Volvo fährt mit quer eingebautem Motor und Vorderradantrieb. Unter der Haube steckt der 2,0-Liter-Einheitsmotor, hier mit 190 PS und Achtstufenautomatik. Der langhubig ausgelegte Vierzylinder macht erst mal auf sehr lebhaft und zieht vom Start weg spritzig los – sein Elan lässt aber bei höheren Touren nach, dann zieht ihm der Benz davon. Mit R-Design-Ausstattung und Sportfahrwerk liegt der S60 15 mm tiefer, beim Test-S60 waren noch – blendend aussehende – 19-Zöller für schlanke 570 Euro aufgezogen.
Vielleicht etwas zu viel des Guten. So liegt der S60 betont stramm, federt ziemlich steif und sperrig, da helfen auch die adaptiven Dämpfer (900 Euro) nicht mehr viel. Und die Lenkung fühlt sich ausgesprochen synthetisch an. Die gute Nachricht: Der Volvo bremst hervorragend, stand schon nach 33,5 Metern (kalt), volle Punktzahl. Die bekommt der Benz aber auch, stand mit warmen Bremsen nach 33,3 Metern.

Das geringere Gewicht des Benz zahlt sich beim Verbrauch aus

Mercedes C-Klasse
Der Mercedes bringt 150 Kilo weniger auf die Waage als der Volvo – und ist um einen Liter sparsamer.
Im C 200 werden die Hinterräder angetrieben, das Triebwerk ist längs eingebaut. Der neue 1,5-Liter kommt mit riemengetriebenem Startergenerator und 48-Volt-Netz. Das System kann den 184-PS-Motor beim Beschleunigen mit 14 PS zusätzlich unterstützen – bis der Turbo mit vollem Druck arbeitet. Klappt gut, der Vierzylinder tritt tatsächlich lebhaft an, zieht kräftig durch. Auch startet er besonders sanft, verfällt dann aber in einen rau bis kernigen Tonfall, ungewohnt in der feinen C-Klasse. Doch dafür verbraucht der Benz mit 7,7 Litern knapp einen Liter weniger als der Volvo. Und, Überraschung, der C 200 ist 150 Kilo leichter als der S60. Das spürt man: Mit seiner feinen, warmherzigen Lenkung fährt er sich agiler als der S60, lenkt schneller und präziser ein. Dazu war noch die Luftfederung für 1666 Euro an Bord. Teuer, aber empfehlenswert. Der Benz wird damit nicht zur Sänfte, federt aber sehr souverän.
Nachteil: Der Test-C-200 steht mit stolzen 53.850 Euro in der Liste, aber da sind die Schwaben Opfer ihrer eigenen Politik. Sogar die klappbare Rückbank lassen sich die Schwaben bezahlen, mit 345 Euro. Die 99 (!) Seiten starke Preisliste liest sich so undurchsichtig wie die Baupläne von Stuttgart 21. Beim S60 läuft alles ganz einfach, die Preisliste umfasst hier auch, na ja, nur 55 Seiten. Basis beim 190-PS-Benziner ist die R-Design-Ausstattung mit ziemlich allem, was man so braucht, selbst das Navi ist drin. So kommt der Test-S60 auf 45.830 Euro, mal eben 8020 Euro weniger als beim Benz. Ziemlich smart. Am Ende erweist sich der Benz aber doch als der Schlauere.
Das Fazit von Dirk Branke: "Der Benz mag brav wirken, erweist sich mit seiner Technik aber als ziemlich schlau. Der Volvo ist eine sehr erfreuliche Limousine geworden, lebt vor allem von seinem klasse Design."

Von

Dennis Heinemann