Ein gebrauchter Volvo V90 ist teuer, aber die Qualität stimmt!
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Der Volvo V90 ist schick, aber nicht ganz frei von Problemen. AUTO BILD hat sich ein 2017er Modell für den Gebrauchtwagen-Test geschnappt!
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der schönste Kombi im ganzen Land? 2016, als Volvo den V90 auf an den Markt brachte, war für viele die Antwort klar. Vier Jahre später füllt sich langsam auch das Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Höchste Zeit also, dem hübschen Elch genauer auf den Pelz zu schauen. Transporterqualitäten sucht man mittlerweile besser woanders. Trotz üppiger Abmessungen bietet der V90 mit 560 bis 1526 Litern weniger Laderaum als der neue Golf Variant. Auch auf der Rückbank wünschen wir uns mehr Knieraum.
Diesel, 4,8 l/100km (komb.), CO2 Ausstoß 171 g/km*
In Kooperation mit
Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Richtig gemütlich geht es eigentlich nur in der ersten Reihe zu, in der ein riesiger Monitor in Tesla-Gedächtnis-Anordnung (hochkant) zum Spielen einlädt. Oder zum Verzweifeln. Rühmten sich die Göteborger früher noch damit, ihre Autos seien auch mit Fäustlingen zu bedienen, kommen die Fäuste heute eher aus Verzweiflung über die verschachtelte Menüführung zum Einsatz. Lange Ladezeiten und zu weite Wege im System, die den Blick von der Straße ablenken – das geht besser. Systemabstürze und Schwierigkeiten mit der Handykoppelung behoben die Schweden mit zahlreichen Updates. Leider nicht im laufenden Betrieb ("over the air"), sondern ganz klassisch in der Werkstatt.
Der V90 hat schon einige Rückrufe auf dem Kerbholz
Der Zweiliter-Einheitsmotor weckt wenig Emotionen, läuft aber weitgehend problemlos.
Die Werkstatt kennen Besitzer eh gut, viele mussten schon zu Rückrufen anrücken. So konnte ein unterdimensionierter Abgaskrümmer aus Kunststoff zu einem Motorbrand führen, oder Airbags lösten nicht aus. Auch bei dem neuen Einheitsmotor, dem Zweiliter, der wahlweise als Benziner oder Diesel erhältlich ist, traten bei frühen Modellen Probleme auf. Bei hart rangenommenen Fahrzeugen musste schon bei unter 100.000 Kilometern die Kopfdichtung gewechselt werden. Und wer das Gaspedal mit einer Luftpumpe verwechselt, muss sich auf lange Sicht mit Ölverbräuchen um 0,5 Liter auf 1000 Kilometer arrangieren. Eine Ausnahme sind dagegen Motorschäden, die in den ersten Jahren aufgrund abgesackter Laufbuchsen auftreten konnten. Ebenfalls eine Spezialität der frühen Jahre sind platzende PowerPulse-Schläuche. Betroffen ist hier nur der D5, dessen Turboschaufelrad bei niedrigen Drehzahlen so mit bis zu 18 Bar angestrahlt wird, um ihm auf die Sprünge zu helfen. Bemerkt hat den Kniff kaum jemand, heute spart sich Volvo diesen Problemherd.
Die Übernahme durch Geely hat der Qualität geholfen
4,96 Meter gestreckte Eleganz: Auch vier Jahre nach Marktstart wirkt der V90 noch frisch.
Eine Dauerbaustelle seiner Vorgänger hat der V90 dagegen hinter sich gelassen. Die vordere Achsaufhängung – früher fast so oft fällig wie frisches Öl – ist solide. Dasselbe gilt für Lenkung und Getriebe, wo keine Klagen bekannt sind. Traditionell vorbildlich ist der Rostschutz der Schweden. Apropos Schweden: Die Übernahme durch den Mutterkonzern Geely hat der Qualität eher geholfen, ist sich ein langjähriger Volvo-Werkstattmeister sicher. "Früher hat man bei Volvo darauf geachtet, dass er auch in Schweden montiert wurde, heute sind die Autos aus China noch gewissenhafter gebaut", berichtet er. Doch auch der nur im schwedischen Torslanda vom Band rollende V90 gibt sich bei der Qualität keine Blöße. Unser Testwagen vom Autohus in Bockel bei Bremen zeigt auch nach fast 180.000 Kilometern im Innenraum keine Ermüdungserscheinungen. Nichts klappert, die Materialauswahl ist hochwertig, der Verschleißgrad minimal, der große Kombi rollt frisch und stramm vom Hof. Vielleicht etwas zu stramm. Für das Fahrwerk gab es immer wieder Kritik. Es ist zu hart und hölzern, hängt der Konkurrenz in Sachen Komfort und Abrollverhalten deutlich hinterher. Die Hinterachse mit Luftfahrwerk reißt allein nichts raus. Müssen die aufwendigen Dämpfer getauscht werden, wird es zudem teuer.
Der Werterhalt ist höher als bei der Konkurrenz
Kein neues Thema bei Volvo: Als Neuwagen bezauberte der V90 nicht nur mit seiner Optik, er schockte auch mit gesalzenen Preisen. Mit ein paar Extras sind 80.000 Euro schnell weg. Davon bleibt nach ein paar Jahren zwar wie immer nur ein Bruchteil, der aber fällt oft höher aus als bei den deutschen Konkurrenten Mercedes E-Klasse, Audi A6 und BMW 5er. Vielleicht, weil es um Volvo beim Dieselskandal ruhig geblieben ist und die Schweden es verstanden haben, sich als Gutmenschenmarke zu positionieren. So wurde ihnen auch ihr neuester Coup, die Drosselung auf 180 km/h Höchstgeschwindigkeit, weitgehend verziehen. Für die Dynamiker unter den Interessenten ein Grund mehr, sich nach einem Gebrauchten umzuschauen. Mit einigen Wehwehchen, aber auch echten Langzeitqualitäten. Und so schön.
Bildergalerie
Gebrauchtwagen-Test Volvo V90
Fazit von Malte Büttner: Auch nach ein paar Jahren harter Nutzung hat der Volvo V90 nichts von seinem Reiz eingebüßt. Die Qualität stimmt auch. Ärgerlich bleiben die fummelige Bedienung und das hohe Preisniveau. Urteil: 3,5 von fünf Punkten.
2016 brachte Volvo den V90 auf an den Markt. Vielen gilt er seither als schönster Kombi. Vier Jahre später füllt sich langsam auch das Gebrauchtangebot. Höchste Zeit also, dem hübschen Elch genauer auf den Pelz zu schauen.
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Die günstigsten Fahrzeuge ab 15.000 Euro können bis zu 300.000 Kilometer hinter sich haben, ab 20.000 Euro geht es mit ordentlichen Offerten los. Unser Kandidat ist ein V90 D4 Inscription, Baujahr 2017, mit einer Laufleistung von 173.500 Kilometern. Preis: 20.480 Euro.
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Transporterqualitäten sucht man mittlerweile besser woanders. Trotz üppiger Abmessungen bietet der V90 mit 560 bis 1526 Litern weniger Laderaum als der neue Golf Variant. Auch auf der Rückbank wünschen wir uns mehr Knieraum.
Richtig gemütlich geht es eigentlich nur in der ersten Reihe zu, in der ein riesiger Monitor zum Spielen einlädt. Oder zum Verzweifeln. Rühmten sich die Göteborger früher noch damit, ihre Autos seien auch mit Fäustlingen zu bedienen, kommen die Fäuste heute eher aus Verzweiflung über die verschachtelte Menüführung zum Einsatz.
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Viele Besitzer mussten schon zu Rückrufen anrücken. So konnte ein unterdimensionierter Abgaskrümmer aus Kunststoff zu einem Motorbrand führen, oder Airbags lösten nicht aus.
Auch bei dem neuen Einheitsmotor, dem Zweiliter, der wahlweise als Benziner oder Diesel erhältlich ist, traten bei frühen Modellen Probleme auf. Bei hart rangenommenen Fahrzeugen musste schon bei unter 100.000 Kilometern die Kopfdichtung gewechselt werden.
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Und wer das Gaspedal mit einer Luftpumpe verwechselt, muss sich auf lange Sicht mit Ölverbräuchen um 0,5 Liter auf 1000 Kilometer arrangieren. Eine Ausnahme sind dagegen Motorschäden, die in den ersten Jahren aufgrund abgesackter Laufbuchsen auftreten konnten. Ebenfalls eine Spezialität der frühen Jahre sind platzende PowerPulse-Schläuche. Betroffen ist hier nur der D5.
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Die Kraftstoffpumpe im Tank geht häufiger kaputt und muss ersetzt werden. Immerhin kommt man leicht an sie ran.
Eine Dauerbaustelle seiner Vorgänger hat der V90 dagegen hinter sich gelassen. Die vordere Achsaufhängung – früher fast so oft fällig wie frisches Öl – ist solide. Dasselbe gilt für Lenkung und Getriebe, wo keine Klagen bekannt sind.
Vorbildlich ist der Rostschutz der Schweden. Die Übernahme durch den Mutterkonzern Geely hat der Qualität eher geholfen, ist sich ein langjähriger Volvo-Werkstattmeister sicher. "Früher hat man bei Volvo darauf geachtet, dass er auch in Schweden montiert wurde, heute sind die Autos aus China noch gewissenhafter gebaut", berichtet er.
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Doch auch der nur im schwedischen Torslanda vom Band rollende V90 gibt sich bei der Qualität keine Blöße. Unser Testwagen vom Autohus in Bockel bei Bremen zeigt auch nach fast 180.000 Kilometern im Innenraum keine Ermüdungserscheinungen. Nichts klappert, die Materialauswahl ist hochwertig, der Verschleißgrad minimal.
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Der große Kombi rollt frisch und stramm vom Hof. Vielleicht etwas zu stramm. Für das Fahrwerk gab es immer wieder Kritik. Es ist zu hart und hölzern, hängt der Konkurrenz in Sachen Komfort und Abrollverhalten deutlich hinterher. Die Hinterachse mit Luftfahrwerk ...
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... reißt allein nichts raus. Müssen die aufwendigen Dämpfer getauscht werden, wird es zudem teuer.
Kein neues Thema bei Volvo: Als Neuwagen schockte der V90 nicht nur mit seiner bezaubernden Optik, sondern auch mit gesalzenen Preisen. Mit ein paar Extras sind 80.000 Euro schnell weg. Davon bleibt nach ein paar Jahren zwar wie immer nur ein Bruchteil, der aber fällt oft höher aus als bei den deutschen Konkurrenten E-Klasse, A6 und 5er.
16/19
Fazit: Auch nach ein paar Jahren harter Nutzung hat der Volvo V90 nichts von seinem Reiz eingebüßt. Die Qualität stimmt auch. Ärgerlich bleiben die fummelige Bedienung und das hohe Preisniveau. Urteil: 3,5 von fünf Punkten.
Wer sich nach einer Alternative zum V90 umsehen möchte, könnte beim Audi A6 Avant fündig werden. Für einen 2.0 TDI ultra (2017, 190 PS) sollten Sie mindestens 18.000 Euro einplanen. Urteil: vier von fünf Punkten.