Glatte 300 PS und schärfere Optik: Nur kurz nach dem Basis-GTI bringt VW eine Clubsport-Version mit deutlich mehr Pfeffer. AUTO BILD ist den Hot Hatch gefahren!
Bild: Christian Goes AUTO BILD
Dem aktuellen Golf GTI ist im Grunde nichts vorzuwerfen. Fährt schnell, fährt sauber, fährt besser als der Vorgänger. Alles so, wie es sein soll. Nur das mit den Emotionen blieb teilweise auf der Strecke. Sound? Naja. Optik? Zumindest von hinten für Laien nur am Schriftzug wirklich als GTI zu erkennen. Aber siehe da, bevor man so richtig mit dem Nörgeln anfangen kann, hat VWschon eine Lösung parat. Die heißt GTI Clubsport und liefert (fast) all das nach, was Fans beim Basis-GTI vermissen dürften. AUTO BILD hat den vorläufigen Ober-Golf zu einer ersten Ausfahrt gebeten!
In 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h
Der angedeutete Diffusor, die dicken Rohre und die große Theke machen das GTI-Heck eigenständiger.
Bild: Christian Goes / AUTO BILD
Augenfälligste Änderung zumindest auf dem Papier ist der große Leistungssprung von 245 auf satte 300 PS. Statt 370 liegen jetzt 400 Nm Drehmoment an. Und bevor wir hier lange um den heißen Hatch herumreden, klemmen wir uns lieber direkt hinters Lenkrad und entern die Landstraße. Wir konstatieren: Der Bums ist definitiv spürbar. Wie der EA888-Vierzylinder schon unter 2000 Touren zünftig drückt und gierig über die 6000 dreht, ist eine helle Freude. Das serienmäßige Siebengang-DSG flippert in gewohnt zackiger Manier durch die Stufen. Die Vorderräder bringen die Kraft gut auf die Straße, doch der Gaseinsatz will stets wohl dosiert sein, um Schlupf zu vermeiden. Nachmessen dürfen wir noch nicht, die von VW versprochenen 5,6 Sekunden bis Landstraßentempo klingen jedoch plausibel. Und endlich stimmt auch der Sound! Ansaug-Zischen, Turbo-Pfeifen, röhrender Klappenauspuff, programmierte Fehlzündungen beim Runterschalten und Gaswegnehmen, alles da trotz OPF. Künstlich, klar, aber gut gemacht.
Das Heck hebelt in Kurven mit
Hinter den aufpreispflichtigen 19-Zoll-Felgen sitzen die Sportbremsen mit gelochten Scheiben vorne.
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So sehr die Leistung auch fetzt, das größte Lob verdienen die neuen Bremsen und die Fahrwerksabstimmung. Sie sind nämlich der Hauptgrund für den Spaß, den der Clubsport auf kurvigen Landstraßen bringt. Selbst auf Winterreifen, auf denen unser Testwagen stand. An der Vorderachse kommen jetzt gelochte Scheiben und größere Sättel zum Einsatz, die Bremsen sind je Seite 600 Gramm leichter. Dank mehr negativem Vorderachssturz und einem Zentimeter Tieferlegung lässt sich der 1461 Kilo schwere Golf präzise und mit wenig Seitenneigung um die Kurven schmeißen. Im Fahrdynamikmanager ist neben der elektronischen Differenzialsperre und den optionalen Verstell-Dämpfern jetzt auch die elektromechanische Vorderachsquersperre integriert. Damit hat VW dem Clubsport das Untersteuern tatsächlich nahezu ausgetrieben. Im ESP-Sportmodus hebelt das Heck sogar bis zu einem gewissen Grad mit. Sogar mit Winterreifen zieht dich früher Gaseinsatz in der Kurve aus ihr heraus, statt dich nach außen zu drücken. Die Lenkung ist etwas synthetisch, gibt aber eine gute Rückmeldung. Einziges Manko ist das Getriebe, das auch im manuellen Modus am Begrenzer hochschaltet, statt die Gänge zu halten. Schade.
Endlich sind die GTI-Endrohre anständig dimensioniert! Eine Redakteurs-Hand passt problemlos rein.
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Exklusiv für den Clubsport hat VW den Nürburgring-Fahrmodus entwickelt. Der stellt Motor und Getriebe auf Sport, das Fahrwerk auf weich. So soll der Clubsport laut VW 13 Sekunden auf der Nordschleife gutmachen. Bei all der Gaudi bleibt der GTI auch als Clubsport noch immer ein Golf. Will heißen, dass man im Comfort-Modus gut durch den Alltag kommt. Dann hält der Auspuff seine Klappen und das Fahrwerk auch mit der optionalen 19-Zoll-Bereifung noch ein erträgliches Maß Restkomfort bereit.
Kleines, aber wirkungsvolles Optik-Tuning
Im Cockpit hätte VW dem Clubsport ruhig etwas mehr Eigenständigkeit verleihen dürfen.
Bild: Volkswagen AG
Und wie steht es nun um die Optik?Hier hat VW an wenigen, aber dafür den richtigen Schrauben gedreht. Die neu gestaltete Frontschürze mit grobmaschigem Gitter und fehlenden Nebelleuchten wirkt gefräßiger. Ein seitlicher Zierstreifen zitiert den Ur-GTI, das Heck dominieren der große Dachkantenspoiler und die dickeren Endrohre. So soll ein GTI aussehen! Selbiges kann man vom Innenraum leider nicht behaupten. Bis auf neue Sitzbezüge hat sich hier nämlich nichts getan, und schon das Cockpit des Basis-GTI ist ja nicht eben Rennsport-verdächtig. Größere Schaltpaddel und griffiges Alcantara hier und da hätten dem sportlichen Clubsport-Flair sicher nicht geschadet. Hinzu kommt, dass am ganzen Auto kein einziges Clubsport-Logo prangt.
Ein marginaler Aufpreis zum Basis-GTI
Der Clubsport ist der wahre Spaß-GTI mit dem nötigen Rest Alltagstauglichkeit. Wenn es jetzt noch eine Handschaltung gäbe...
Bild: Christian Goes / AUTO BILD
Das alles sind aber Peanuts. Insgesamt ist der Clubsport ein rundum gelungenes Spaßauto geworden – so, wie man sich einen GTI vorstellt. Kommen wir zum Preis: Der Clubsport kostet inklusive 16 Prozent Mehrwertsteuer ab 40.224,71 Euro. Das sind aktuell 2617,33 Euro Aufpreis gegenüber dem Basis-GTI. (VW Golf 8 GTI bei carwow.de mit einer Ersparnis bis 7898 Euro!) Für ein rundum schärferes Auto mit deutlich mehr Leistung ist das ein wirklich fairer Aufschlag, auch wenn der Basispreis für sich genommen bei weitem kein Sonderangebot darstellt. Bestellbar ist der Clubsport ab sofort, die Auslieferungen beginnen vermutlich Ende 2020.
Technische Daten VW Golf 8 GTI Clubsport: ● MOTOR Vierzylinder, Turbo, vorn quer ● HUBRAUM 1984 ccm ● LEISTUNG 221 kW (300 PS) bei 5300/min ● MAX. DREHMOMENT 400 Nm bei 2000-5200/min ● ANTRIEB Vorderradantrieb/Siebengang-DSG ● L/B/H 4295/1789/1465 mm ●LEERGEWICHT 1461 kg ● KOFFERRAUM 374-1230 l ● BESCHLEUNIGUNG 0–100km/h 5,6 s ● SPITZE 250 km/h ● VERBRAUCH* 7,4 l ● ABGAS CO2* 167 g/km ● PREIS ab 40.225 Euro (gerundet, inkl. 16 Prozent MwSt.)