Plopp! Das klang satt. Und der helle, hallenartige Raum, in dem wir uns befinden, lässt uns das Geräusch noch intensiver erleben. Plopp! Schon wieder schnappt das Schloss des neuen Golf mit höchster Entschlossenheit nach der Tür. Fast lässt sich in diesem Geräusch das zufriedene "Jawoll" der Mannen um VW-Chef Martin Winterkorn hören. Und jetzt das: Klong! Ein Klong, wo wir eigentlich ein Plopp erwartet hätten. Sowohl 1er als auch A-Klasse treffen bei der Tür-Tonalität nicht ganz so perfekt den satten Klang des Golf. Das lässt aufhorchen. Gibt plötzlich Volkswagen den Ton an?

Überblick: Alle News und Tests zum VW Golf

Play

Video: Golf VII, 1er, A-Klasse

Neuer Golf im ersten Vergleich

Um das herauszufinden, haben wir uns alle gemeinsam in einem Fotostudio versammelt. Redakteur, Fotograf – und natürlich unsere drei Hauptdarsteller VW Golf, BMW 1er und Mercedes A-Klasse. Eine Konstellation, die zunächst etwas befremden mag. Doch Kunden sind clever. Sie werden sehr schnell feststellen, dass der neue Golf mit vier Türen und 140 PS nur wenige Hundert Euro günstiger ist als ein A 180 und ein 116i. Warum also einen Volkswagen nehmen, wenn ich dafür auch einen Mercedes oder BMW bekomme – und damit die Eintrittskarte in die prestigeträchtige Premium-Welt? Optisch geht der siebte Golf keine Experimente ein. Das Gesicht drückt etwas mehr Spannung aus, die konturierte Motorhaube unterstützt den dynamischen Blick, der fast komplett umlaufende Falz unterhalb der Türgriffe schärft das Profil ein wenig – ansonsten bleibt ein Golf ein Golf, bleibt ein Golf, bleibt ein Golf. Dieses Statement der Kontinuität finden wir mittlerweile auch im 1er, der seine Linie gefunden hat und ganz klar als BMW unter den Kompakten zu erkennen ist.

Überblick: Alle News und Tests zur Mercedes A-Klasse

Mercedes A-Klasse
Mercedes wollte mit der neuen A-Klasse auffallen – und das gelingt den Stuttgartern definitiv.
Wer es etwas extrovertierter mag, dem dürfte aus diesem Trio die A-Klasse am besten gefallen. Die Stuttgarter wollten mit dem neuen A auffallen – und das gelingt ihnen definitiv. Die neue Form weckt überall starkes Interesse. Wenden wir uns von der Außenwirkung nach innen. Dahin also, wo der Kunde sich die längste Zeit mit seinem Auto auseinandersetzen muss. Im Golf versuchen Chromrähmchen und Klavierlackblenden kleine Glanzlichter in die vernünftig eingerichtete Umgebung zu zaubern – hier wirkt der VW mindestens so hochwertig wie der Benz. Und sogar noch etwas feiner als der 1er. Sowohl VW als auch Mercedes leisten sich bei der fühl- und sichtbaren Qualität kaum Schwächen. Sie überzeugen mit feinem Oberflächen-Finish und hoher Passgenauigkeit aller Teile. Eine saubere Leistung, die durchaus Vorbild für höhere Klassen sein kann – die aber eben auch ihren Preis hat. Einen fünftürigen Opel Astra mit 140 Turbo-PS gibt es zum Beispiel schon ab 20.470 Euro. Zurück in den Golf. Die Sportsitze des Wolfsburgers erzählen schon im Stand, dass mit ihnen gut reisen ist. Immerhin fühlen die Oberschenkel jetzt spürbar mehr Auflage als noch beim Golf VI. Und auch gegenüber BMW und Mercedes bietet der Golf VII mehr Beinauflage.
Bei unserem Golf handelt es sich ja schließlich auch um einen Highline für stolze 25.075 Euro. Und bei diesem selbstbewussten Preis gehören Sportsitze und weitere nette Kleinigkeiten dann immerhin zur Serie. Doch auch 1er (Urban Line für 1900 Euro extra) und A-Klasse (Style-Paket für 976 Euro) haben natürlich noch ein wenig Luxus-Schminke aufgelegt. Ganz unabhängig von der Ausstattung trumpft der Golf beim Platzangebot auf. Fühlt man sich vorn noch in allen drei Kandidaten bestens untergebracht, schlägt das Spaßbarometer im Fond sehr unterschiedlich aus. Der Golf nutzt das leichte Wachstum von der sechsten zur siebten Generation zwar nur zu einem geringen Teil für mehr Platz im Innenraum, die sechs Zentimeter mehr Radstand bescheren ihm im Vergleich zu seinen Mitstreitern aber das luftigste Abteil. Entsprechend bequem lümmeln selbst große Gäste in den gut ausgeformten Sitzen.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW 1er

BMW 1er
Der BMW 1er fällt etwas enger aus als der VW Golf, ist aber geräumiger als die Mercedes A-Klasse.
Der 1er kneift hier schon spürbar stärker, besonders das Einfädeln der Füße hinter einem großen Fahrer und das deutlich in den Einstiegsbereich ragende Radhaus bereiten Probleme. Noch schlimmer trifft es die zweite Reihe allerdings in der A-Klasse. Der bogenförmige Türausschnitt zwingt beim Einsteigen dazu, den Kopf einzuziehen. Innen empfängt die Gäste dann eine eindeutig nur auf zwei Personen zugeschnittene Dreier-Sitzbank mit steiler Lehne. Derweil schauen groß gewachsene Mitfahrer bei der aufrechten Sitzposition nicht etwa aus dem Seitenfenster, sondern gegen den Dachholm. Zusammen mit der massigen C-Säule und dem schmalen Heckfenster mag hier nicht wirklich das Gefühl von Bewegungsfreiheit aufkommen. Auch wenn es um die Planung des Urlaubs oder den Großeinkauf geht, hat VW die besseren Karten. Im Gepäckabteil verschwinden mindestens 380 Liter. Das sind nicht nur 30 Liter mehr als bisher, sondern auch 20/39 Liter mehr als bei 1er/A-Klasse. Zugegeben, das entspricht in der Praxis nur einer kleinen Tasche – wenn sich darin aber ausgerechnet die Lieblingsspielsachen des Nachwuchses befinden, kann das durchaus entscheidend sein.

Weitere Details zu den drei Kompakten gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel gibt es als Download im Online-Heftarchiv.

Fazit

Dies war ein erster exklusiver Anfass-Vergleich. Mit eindrucksvollem Ergebnis: Wir konnten feststellen, dass der Golf auch in siebter Auflage wieder sehr ernsthafte Ansprüche auf den Thron der Kompakten anmeldet. Er besticht durch ein praxisnahes Raum- und Bedienkonzept, eine sehr gute Qualitätsanmutung und nicht zuletzt durch sein zeitloses Design. Das bietet auch der 1er, der für Familien und ähnlich vernünftig denkende Käufergruppen allerdings etwas zu eng ausfällt. Und überraschend auch beim Qualitätseindruck nicht ganz an den hohen VW-Standard heranreicht. Bleibt die A-Klasse, die trotz toller Verarbeitung am meisten polarisiert. Sie ist knapp geschnitten und optisch alles andere als konservativ. Das wird noch spannend, garantiert.