Das gab's noch nie: VW verbaut ab Spätsommer 2015 erstmals einen Dreizylinder im Golf. Der kleine Turbo-Motor leistet im TSI BlueMotion-Golf 115 PS und bis zu 200 Newtonmeter Drehmoment. Mindestens doppelt so viele Fahrstufen wie Zylinder haben die Getriebe, die für den Dreizylinder-Golf zur Auswahl stehen: Serienmäßig kommt er mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe, auf Wunsch verwaltet ein Siebengang-DSG die Leistung des Einliter-Turbos. Doch wie fährt sich der Golf mit dem Downsizing-Aggregat? Das klärt unser Fahrbericht.
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Allerlei Tricks gegen das Dreizylinder-Schütteln

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Video: VW Golf VII TSI BlueMotion (2015)

Der erste Dreizylinder-Golf

Probefahrt, Ohren auf! Typisch für Dreizylinder ist ja vor allem eines: Sie schütteln sich nach Start und Stopp. Der vom Polo bekannte TSI rumpelt nur nach dem Abstellen. Wir sind gerührt. Und fragen: Wie geht denn das? Entwickler beschreiben dieses Schütteln kurz mit NVH (Noise, Vibration, Harshness), also den Geräuschen, Klängen und Schwingungen im Antrieb. Damit sich der Dreizylinder mit dem internen Code EA 211 kultiviert benimmt, haben ihm die Wolfsburger Tricks beigebracht: Gewichte an Riemen- und Schwungscheibe gleichen motortypische Schwingungen aus. Der Einliter hat ein versteiftes Motorgehäuse, einen erleichterten Kurbeltrieb, verzichtet auf Ausgleichswellen. Die Dämpfung übernimmt ein Zweimassenschwungrad. Und damit der Kleine nicht zu durstig wird, gibt’s einen Zylinderkopf mit eingegossenem Auslasskrümmer. Vorteil: kurze Kaltlaufphase, gute Wärmeausnutzung, besserer Wirkungsgrad. Nebeneffekt: Die Heizung springt schneller an.

Der Dreizylinder ist nicht der günstigste Golf

VW Golf TSI BlueMotion
Der TSI BlueMotion leistet 115 PS und maximal 200 Newtonmeter Drehmoment.
Wir fahren weiter. Ab 1600/min ist deutlich zu spüren, wie der Turbo schiebt. Bei 2000/min steht das volle Drehmoment von 200 Nm an. EA 211 knurrt sympathisch-kernig bis 6000 Touren. 204 km/h Spitze schafft er aber nur im fünften von sechs Gängen. VW setzt bei dieser Technik auf Downsizing, also eine Verkleinerung des Antriebs. Dreizylinder sind kürzer, leichter, billiger, ihre internen Reibwiderstände geringer. Folge: Sie verbrauchen weniger Sprit. Wirklich? Im Prospekt steht: 4,3 Liter. Das haben wir auf unserer behutsamen Testfahrt rund um Wolfsburg auch erreichen können. Ob wir allerdings am TSI BlueMotion auch im Testalltag neue Seiten erkennen werden? Wir sind gespannt. Und verwirrt: Das Sparmodell kostet mit fünf Türen 21.350 Euro und damit 1075 Euro mehr als der vergleichbare 1.2-TSI-Vierzylinder mit 110 PS. Ach ja, da war doch was bei VW-Benzinern. Damit es künftig keine Probleme mit Steuerketten gibt, hat EA 211 für den Antrieb der Nockenwellen einen Zahnriemen, der 250.000 Kilometer halten soll.

Von

Stefan Diehl