Die Konzern-Präsentation von Volkswagen am Vorabend jeder großen europäischen Automesse hat sich fest in die Terminkalender aller Autoschreiber gebrannt. Vorstände, PR-Profis, Ingenieure – hier kommen alle zusammen, die im VW-Konzern an den großen und kleinen Rädchen drehen. Mittendrin: die automobilen Messeneuheiten. Am Vorabend des Pariser Autosalon 2010 traf sich der VW-Konzern samt Entourage in der Halle Freyssinet am Boulevard Vincent Auriol. Um 20.45 Uhr rollt das Highlight des Abends ins Rampenlicht, der Audi quattro concept. Ein Ur-Viech von Allrad-Sportler mit 408 Turbo-PS. Die Studie auf Basis eines dramatisch verkürzten Audi RS5 wird als legitimer Nachfahre des Sport quattro gehandelt und geisterte lange als Audi Anniversario durch die Gazetten.Bentley-Boss Franz-Josef Paefgen fährt im neuen Bentley Continental GT vor. Das frisch verpackte Edel-Coupé zeigt in seiner jüngsten Ausprägung Mut zur Kante. Die Leistung des W12 unter der Haube klettert um 15 auf 575 PS. Wer es auffälliger aber nicht weniger exklusiv mag, ist im VW-Konzern bei Lamborghini richtig. Lambo-Chef Stehpan Winkelmann zeigt, warum. Er fährt mit der Studie Sesto Elemento in die Halle. Ein bösartig-schwarzer Kohlefaser-Lamborghini, von dem es im Vorfeld lediglich kleine Foto-Häppchen zu sehen gab. Keine 1000 Kilo, V10-Motor, 350 km/h Spitze. Himmel, was für ein Auto. Und was für ein Name. Sesto Elemento – das heißt schlicht "sechstes Element". So kann man Karbon auch nennen.

Überblick: News und Highlights des Pariser Autosalon 2010

Porsche 911 Speedster
Paris, wie es summt und brummt: Wenn VW seine Marken um sich schart, wird's richtig voll.
Einen Stuttgarter Leckerbissen gibt's am Vorabend der Messe auch zu sehen, den exklusiven 911 Speedster. Der leistet exakt 408 PS und knackt die 300 km/h-Marke wohl mit Leichtigkeit. Und er übertrumpft den 911 im Auftritt deutlich, weil er flacher, schnittiger, kraftvoller daherkommt. Nur ein Schnäppchen, das wird der auf 356 Exemplare beschränkte Elfer-Speedster wohl nicht. Genau wie der Bugatti Veyron Super Sport. Die 1200 PS starke Sonderedition des Bugatti-Sechzehnzylinders hat im Sommer 2010 mit 431 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord für straßenzugelassene Fahrzeuge aufgestellt. Am Steuer: Bugatti-Testfahrer Pierre-Henri Raphanel, der den Boliden auch in Paris auf die Bühne steuert. Franz-Josef Paefgen, der Chef bei Bugatti, will keinen Preis nennen. Nur, dass noch Exemplare vom Veyron Super Sport zu haben sind. James Muir von Seat hat's da eher mit der Umweltfreundlichkeit und steuert die Elektro-Studie IBE in die Halle. Das tiefrote Coupé hat Platz für vier Personen und über 100 PS unter der Haube. Für was die so gut sind? Für 160 km/h Höchstgeschwindigkeit zum Beispiel.

VW zeigt erstmals den neuen Passat

VW Passat
Darf am Abend vor der Messe nicht fehlen: der neue Passat. Mit viel Qualität soll er die Kunden begeistern.
Bleibt noch die Kernmarke VW, die in Paris erstmals den neuen VW Passat vorstellt – als Limousine und als Variant. Klassische Vielfahrer-Autos, die praktisch in keinem Sortiment eines Flotten-Managers fehlen. Echte "Brot und Butter"-Autos also, die richtig viel Geld in die Kassen spülen. Und das ist auch gut so. Denn bei aller Euphorie läuft es bei der Großfamilie aus Wolfsburg nicht nur rund. Neu-Konzerntochter Porsche muss kostenaufwendig integriert werden, Seat schreibt hartnäckig rote Zahlen und Skoda läuft der Marke VW den Rang ab. Probleme, die Volkswagen-Chef Martin Winterkorn offensichtlich wenig belasten. Der lächelt. Wie jemand, der weiß, dass seinen Konzern nur noch wenig von der weltweiten Marktführerschaft trennt. Und wie jemand, der sich auf einen unterhaltsamen Abend gefreut hat. Willkommen in Paris!

Von

Boris Pieritz