Überraschung für den neuen Polo GTI
Das Foto trügt: Der Peugeot 208 GTi 30TH fährt als Erster ins Ziel.
Spaß gibt's in der kleinsten Hütte. Vorausgesetzt natürlich, es ist ordentlich Leben in der Bude. Klein sind sie, die vier Vertreter aus drei europäischen Ländern, die sich mit Außenlängen von knapp vier Metern als Kleinwagen outen. Doch hier führt der nicht gerade emotional besetzte Gattungsbegriff ganz entschieden in die Irre, denn dank turbogeladener Vierzylinder herrscht bei Mini Cooper S, Peugeot 208 GTi, Renault Clio RS und VW Polo GTI jede Menge Leben in der Bude: Um die 200 PS bewegen sich die werksseitigen Leistungsangaben, was bei Gewichten zwischen 1192 (Peugeot) und 1306 (Mini) Kilogramm für eine Menge Fahrspaß gut sein sollte. Dafür sind Hot Hatches, die heißen Steilhecks, schon seit Anfang der 80er bekannt und beliebt. Man denke etwa an Fiat Uno Turbo oder auch den Golf GTI.

Der Mini spielt bald nur noch die zweite Geige

Die beiden Franzosen und der Deutsche setzen ihre sportliche Duftmarke an der Spitze der jeweiligen Baureihe, beim Briten wird der bald kommende John Cooper Works die Krone des potentesten Vertreters seiner Sippe tragen; der hier angetretene Cooper S spielt dann nur noch die zweite Geige. Doch chancenlos sollte der gerade als Fünftürer vorgestellte Mini mit seinem agilen Fahrverhalten hier nicht sein.
Renault Clio RS
Der Clio RS lenkt sehr zackig ein, das Heck bleibt aber (zu) ruhig.
Renault Clio RS Vor allem die Konkurrenz aus Frankreich wartet mit ausgeprägtem Sportsgeist auf: Der Renault Clio RS, der ausgeschrieben den sperrigen Namen Clio 1.6 Turbo R. S. EDC trägt, wirkt in schreiendem Gelb nicht nur von außen markant-rasant. Er kommt mit Cup-Paket, das für 1000 Euro ein strafferes Fahrwerk samt 5 mm Tieferlegung, Reifen im Format 205/40 R 18 und rot lackierte Bremssättel umfasst. Von Haus aus an Bord sind vernünftige Sportsitze, ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe mit starren Paddeln am Lenkrad, eine elektronische Differenzialsperre und das R. S. Drive, das auf Ansprechverhalten von Motor und Schaltzeiten des Getriebes wirkt und auch eine Launch-Funktion bereitstellt. Schnelles Anfahren wird so automatisiert und für jeden reproduzierbar.

Der 208 GTi fährt in der Spur des kultigen 205

Peugeot 208 GTi 30th
Der Peugeot lässt den Hintern am gierigsten raushängen.
Peugeot 208 GTi 30th Der Peugeot 208 GTi feiert als Editionsmodell 30th den 30. Geburtstag seines Ahnen 205 GTi, der sich schon in den 80ern mit den anderen schnellen Hot Hatches balgte und damals für sein recht lebendiges Heck bekannt war. Er tritt mit einer breiteren Spur an (vorn 22, hinten 16 Millimeter), liegt 10 Millimeter tiefer und kommt mit strafferen Dämpfern sowie an Vorspur und Sturz veränderter Fahrwerksgeometrie. Clou ist der Einsatz des Sechsganggetriebes und des Torsen-Differenzials aus dem RCZ-R, der sein Können bei uns bereits bewiesen hat. Bis auf die Zweifarb-Lackierung (1000 Euro) tritt der 208 im Serienzustand an.
Mini Cooper S
Das agile Heck des Minis unterstützt schnelle Kurvenfahrten.
Mini Cooper S Nicht ganz so betont sportlich wagen sich Cooper S und der neue Polo GTI in den Ring. Der Mini rollt auf 17-Zöllern (600 Euro), hat dynamische Dämpfer (500 Euro) statt des reinen Sportfahrwerks und die "Mini Driving Modes" an Bord (280 Euro), die das Ansprechverhalten von Gas und Lenkung beeinflussen. Dabei klingt klingt er schön sonor, nie aufdringlich und würzt die Soundsuppe mit einem leichten Wastegate-Röcheln. Und er steht gut im Futter: Statt der angegebenen 192 PS ermittelten wir 211 PS.

VW Polo ist der Günstigste

VW Polo GTI
Souverän geht der Polo GTI den Hockenheimring an, das Heck bleibt ruhig.
VW Polo GTI Noch nüchterner tritt der Polo GTI auf, der mit neuem 1,8-Liter-Turbomotor (statt 1,4-Liter-Turbo-Kompressor), serienmäßiger Handschaltung (statt DSG) und 12 Mehr-PS aufwartet; lediglich das "Sport Select"-Fahrwerk mit variabler Dämpfer- und Lenkungsabstimmung für 285 Euro ist bei ihm optional. Damit ist der Polo mit fast 2000 Euro Differenz zum Clio der Günstigste, zu Peugeot und Mini beträgt sein Preisvorteil gar über 5000 Euro. Der neue Turbomotor steht gut im Futter; wir ermitteln eine Diskrepanz von 20 PS zwischen Werksangabe und Messung, womit der Polo die Längsdynamik dominiert – mit leichtem Vorsprung auf Mini und 208 und etwas größerem Abstand zum Clio RS.

Fazit

Ein überraschendes Ergebnis? Schon ein bisschen, denn den Renault Clio RS haben wir weiter vorn erwartet, den schweren Mini mit Automatik dagegen weiter hinten. Und dass der VW Polo GTI mal als Günstigster punktet, ist eine nette Fußnote. Umso überzeugender gerät der Sieg des Peugeot 208 GTi 30th: Er kommt dem Ideal des "kleinen Wilden" am nächsten, konzentriert viel Fahrspaß auf engstem Raum und ist auf der Rennstrecke ein Großer.