Wir sind sie schon mal vorgefahren, die legendäre "Nacht der langen Messer", wie die schwere Sonderprüfung über den Col de Turini bei der Rallye Monte Carlo (15. bis 20. Januar 2013) genannt wird. Und wo könnte man das besser als in Solingen, der Klingenstadt im Bergischen Land? Wie das Laser-Schwert von Star-Wars-Held Luke Skywalker schneidet der 315 PS starke Rennbolide durch die rheinische Stadt. Besser ausgedrückt: Er probiert es. VW-Testfahrer Dieter Depping (46) versucht, den Polo R WRC unfallfrei zwischen Linienbus und Mülllaster zu zirkeln. Gar nicht so einfach, denn der Rallyeprofi sitzt sehr, sehr tief und sehr, sehr weit hinten. Die Frontscheibe ist durch einen breiten Sonnenschutzaufkleber zu einem Sehschlitz verkleinert; links und rechts versperrt die U-förmige Kopfstütze den Blick. Im Stadtgebiet erreicht der Power-Polo maximal 70 km/h.

Lesen Sie auch: Diese Autos kommen 2013

Play

Video: VW Polo R WRC

Großer Fahrspaß in kleinen Kisten

Die meiste Zeit indes steht er an roten Ampeln, rasselt, rumort und räuchert vor sich hin. Kommt Grün, klingt sein Getriebe wie Hau den Lukas auf der Kirmes: Pang! Der erste Gang des sequenziellen Renngetriebes ist drin. Mit nervösen Gasstößen ruckelt das VW-Geschoss vorm Schaufenster von Matratzen Concord entlang. Für die Technik ist das schlimmer als jede Sonderprüfung im Hinterland von Monaco. Dort ist die kleine Pistensau am richtigen Ort, wenn sie mit Allradantrieb durch die Haarnadeln driftet. Aber in Solingen? Hier dreht sich zwar alles um scharfe Messer, ein Rallye-Raubtier wird hier aber eher zur stumpfen Waffe. Viel besser als der Rennwagen bewegt sich der serienmäßige Polo R WRC durch das Solinger Straßenlabyrinth.
Mit dem Wettbewerbsauto hat er nicht viel mehr als die Karosserie gemein. Im Prinzip fährt er sich wie ein Polo GTI. Bei etwas stärkerem Druck aufs Gaspedal springt er allerdings noch viel lebendiger nach vorn. Anders als der GTI hat das R-Modell keinen 1,4 Liter großen Twincharger (Kompressor plus Turbo) mit 180 PS unter der Haube, sondern einen einfach aufgeladen Zweiliter, der jedoch maximal 220 PS abgibt. Noch entscheidender für seinen mächtigen Vortrieb ist das um 100 Newtonmeter höhere Drehmoment. Der neue Spitzen-Polo erreicht bei 2500 Umdrehungen stolze 350 Newtonmeter. Das bringt ihn in 6,4 Sekunden auf Tempo 100 und macht ihn auf der Autobahn bis zu 243 km/h schnell. Und das Beste daran: Die nur als Dreitürer erhältliche Sonder-Edition bleibt umgänglich, hängt gut dosierbar am Gas, nervt selbst bei Nässe nicht mit Traktionsproblemen und federt trotz Sportfahrwerks sowie 18-Zoll-Rädern noch anständig.

Oben in der Bildergalerie: Alle Fotos vom Vergleichstest

AUTO BILD 2/2013
Den kompletten Artikel mit weiteren Infos zum Polo R WRC gibt es in AUTO BILD 2/2013 (ab sofort erhältlich). Dazu im neuen Heft: VW gegen Hyundai – wer baut die besseren Volkswagen? • Neuer Audi A3 Plug-in – Hybridauto für die Steckdose • Peugeot 2008 – erste Bilder vom neuen SUV • Geprüft und bewertet – zehn Batterien im Härtetest • AUTO BILD-Redakteure empfehlen – das beste Auto für 16.000 Euro.