VW ruft, wie jetzt bekannt wurde, bereits seit September 2018 rund 6700 sogenannte Vorserienfahrzeuge aus den Jahren 2006 bis 2018 zurück. Betroffen sind einem Statement des Unternehmens zufolge die Modellreihen Up, e-Up, Polo, Golf, e-Golf, Golf Plus, Golf Cabrio, Golf Variant, Sportsvan, Scirocco, Eos, Touran, Tiguan, Sharan, Volkswagen CC, Passat, Passat Variant, US-Passat, Phaeton und Touareg. Der Rückruf trägt die Nummer 01C5, er beinhaltet teilweise auch ein Rückkaufangebot an die betroffenen Autobesitzer. In einem Schreiben an diese heißt es: "Im Rahmen interner Überprüfungen haben wir festgestellt, dass in einem bestimmten Zeitraum Fahrzeuge verkauft wurden, bei denen der Bauzustand möglicherweise nicht dem zum Vermarktungszeitpunkt aktuellen Serienstand entsprochen hat."

"Nicht immer zweifelsfrei dokumentiert"

Vorserienfahrzeuge sind Autos, die in der Entwicklungsphase gebaut und beispielsweise auf Messen oder zu internen Tests verwendet werden. Die Aktion ist nach VW-Angaben "erforderlich, weil möglicherweise Fahrzeuge aus der laufenden Serienfertigung, zu Versuchs- und Erprobungszwecken, mit noch nicht freigegebenen Prototypenteilen umgerüstet worden sind". Auch "noch nicht freigegebene Komponenten" könnten verbaut worden sein. Es sei leider nicht immer zweifelsfrei dokumentiert, "ob die vom Rückruf betroffenen Fahrzeuge nach Versuchs- oder Messeende wieder in den ursprünglichen Serienzustand zurückgebaut worden sind". Die Fahrzeuge könnten bis zur Reparatur weiterhin genutzt werden, Einschränkungen an den Sicherheitssystemen könnten indes nicht ausgeschlossen werden", heißt es von Seiten von VW weiter.

"Spiegel": Revision schlug schon 2016 Alarm

Laut einem Bericht des "Spiegel" hat die Rückrufaktion indes eine etwas größere Dimension. Das Magazin schreibt von "Risikofahrzeugen", einer möglichen "neuen Affäre" und zitiert aus einem Bericht der VW-Revision. Fast 17.000 Versuchsmodelle, die "Problematiken unterliegen" habe VW von 2006 bis 2015, "ohne Prüfung und Korrektur vermarktet". Die Prüfer hätten im Juli 2016 Alarm geschlagen und in einer als "vertraulich" eingestuften Mitteilung "dringenden bereichsübergreifenden Handlungsbedarf" festgestellt. Der jetzige Konzernchef Herbert Diess war laut "Spiegel" seit Juli 2016 über das Problem und die damit zusammenhängenden Risiken informiert. Ein VW-Sprecher bezeichnete den Bericht wörtlich als "Käse". Er verwies auf die seit Langem gängige Praxis, Vorserienfahrzeuge zu vermarkten und die großen Anstrengungen von VW, die Schäden vollumfänglich zu beheben. Bei manchen Fahrzeugen sei nicht einmal klar, ob überhaupt ein Schaden vorliegt. Es sei mit einer bei Rückrufen üblichen 90-prozentigen Teilnahmequote seitens der Autobesitzer zu rechnen.