VW Tiguan/BMW X1: Test
Gründlich überholt?

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VW hat sein kleines SUV aufgefrischt, spricht sogar vom neuen Tiguan. Die Nase macht eine Menge her. Wie tief geht die Modellpflege? Der erste Abgleich mit dem BMW X1 ordnet die Wolfsburger Frühjahrskur ein.
Tusch, Trompeten und Tschingderassa. AUTO BILD verleiht – naja, augenzwinkernd – einen Ehrentitel: Der Tiguan ist der Golf unter den SUV. Übertrieben? Keineswegs. Wie der Wolfsburgs Bestseller ist er kompakt, vielseitig, zusehends klassenlos und bei uns Publikums-Liebling einer boomenden Autogattung, die vom kleinsten Suzuki bis zur Allrad-Fregatte Range Rover reicht. Den letzten Beweis für die Golfigkeit des SUV erleben wir jetzt. Da redet VW vom "neuen Tiguan", bietet aber nur eine Modellpflege, die so vorsichtig ausfällt wie beim größten Erfolgsmodell: zwischen behutsam und banal. Das Facelift geht gerade so weit, diesen Begriff zu rechtfertigen. Es gibt ein neues Gesicht, einen tiefen Schluck aus der Flasche mit den gerade modernen Assistenz-Vitaminen, und ein paar PS mehr. Fertig. Aber reicht die Minimal-Operation, um den gefühlten Image-Rückstand zum X1 von BMW aufzuholen?
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Video: VW Tiguan vs. BMW X1
Tiguan fordert X1
Die Töne stimmen auch unter der Haube, wo der Zweiliter-TDI mit 140 PS (mit 54 Prozent Kaufanteil beliebtester Motor im Tiguan) deutlich weniger rumort als der ungehobelte Geselle im BMW. Der ist es, der mal ein Facelift verdient hätte oder zumindest die Laufruhe stiftende Ausgleichswelle des stärkeren 20d. Bei der Gelegenheit dürften die Münchener gleich ihrem Fahrwerk komfortablere Manieren beibringen – mit dem harten Abrollen übertreibt der X1 seine Rolle als Dynamiker. Ein Manko, das auch im größeren X3 zu spät korrigiert wurde. Er fährt sich doch schon sportlich genug, dieser BMW, nimmt dem VW in den Fahrleistungen überall ein paar Zehntel und Zentimeter ab und verführt dazu, die Kurven mit der feinen Lenkung ganz un-SUV-gemäß anzupeilen. Das dürfte im VW nie passieren, denn die hohe Sitzposition legt sich besänftigend wie eine gütige Hand auf jeden Anflug von Vettel-Feeling.
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Die Sport&Style-Version bringt Regensensor, neue 17-Zoll-Räder, Türdekor und Müdigkeitssensor mit.
Es läppert sich ohnehin einiges zusammen bei diesen Mode-Püppchen. Zum Beispiel kostet der Tiguan als 140-PS-TDI mit Allradantrieb und BlueMotion-Paket 30.000 Euro. Da geht der Spaß aber erst los, bei VW blasen als neue Extras die Assistenzsysteme aus dem Passat die Preisliste weiter auf: Fernlichtregulierung für 315 Euro, Spurhalte-Assistent (ab 495 Euro), Parkpilot (395 Euro) oder Einpark- Automatik (755 Euro). Der Wunsch, etwa den Allradantrieb einzusparen, weil man viel in der Stadt fährt, wird weiter enttäuscht: Warum gibt es keine Benziner mit Frontantrieb und Automatik? "Wir überprüfen den Bedarf", heißt es bei VW. So werden Käufer zum teuren Diesel gedrängt.
Technische Daten BMW X1 xDrive 18d: Vierzylinder, Turbo, vorn längs • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1995 cm3 • Leistung 105 kW (143 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment 320 Nm bei 1750/min • Allradantrieb • Sechsganggetriebe • Reifen 225/50 R 17 H • L/B/H 4454/1798/1545 mm • Radstand 2760 mm • Leergewicht 1615 kg • Spitze 195 km/h • 0–100 in 10,1 s • Verbrauch (EU-Mix) 5,7 l Diesel • CO2 150 g/km • Preis 32.000 Euro.
Technische Daten VW Tiguan 2.0 TDi BlueMotion Technology: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1968 cm3 • Leistung 103 kW (140 PS) bei 4200/min • max. Drehmoment 320 Nm bei 1750/min •Allradantrieb • Sechsganggetriebe • Reifen 235/55 R 17 H • L/B/H 4519/1809/1703 mm • Radstand 2604 mm • Leergewicht 1651 kg • Spitze 190 km/h • 0–100 in 10,2 s • Verbrauch (EU-Mix) 5,8 l Diesel • CO2 151 g/km • Preis 31.550 Euro (Ausstattung Sport & Style).
Technische Daten VW Tiguan 2.0 TDi BlueMotion Technology: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1968 cm3 • Leistung 103 kW (140 PS) bei 4200/min • max. Drehmoment 320 Nm bei 1750/min •Allradantrieb • Sechsganggetriebe • Reifen 235/55 R 17 H • L/B/H 4519/1809/1703 mm • Radstand 2604 mm • Leergewicht 1651 kg • Spitze 190 km/h • 0–100 in 10,2 s • Verbrauch (EU-Mix) 5,8 l Diesel • CO2 151 g/km • Preis 31.550 Euro (Ausstattung Sport & Style).
Fazit
Nach Golf, Passat und Phaeton will uns VW zum vierten Mal ein Facelift als neues Modell verkaufen. Das ist gewagt – und geht nur, weil die Vorgänger als gute Autos an der Spitze mitfuhren. Besonders der Tiguan, der genau in der Mitte seiner Klasse steht. Kompakter als der X3, der im Format wuchs, mehr SUV als der X1, technisch wieder hoch aktuell, auch wenn nur wenige Kunden die ungewohnte Elektronik kaufen. Der Trend zum Sparen ist richtig, allerdings sollte VW mehr Versionen mit Frontantrieb anbieten.
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