VW Tiguan im AUTO BILD-Dauertest
So schlägt sich der VW Tiguan im Test über 125.000 Kilometer
VW Tiguan im 125.000-Kilometer-Dauertest
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Den Dauertest über 100.000 Kilometer bestand der VW Tiguan 2020 mit Note 1. Allerdings ohne die abschließende Demontage – die fiel wegen Corona zunächst aus. Jetzt haben wir sie nachgeholt. Bleibt es bei der Eins?
Bild: AUTO BILD
Der VW Tiguan 2.0 TSI mit 180 PS und Automatik hat sich über 100.000 Kilometer hervorragend bewährt. Wir haben ihm dafür die Note 1 bescheinigt. Allerdings ohne finale Demontage. Die war wegen Corona-Einschränkungen im Frühjahr 2020 nicht machbar. Also rollte der Testkandidat 25.000 Kilometer weiter. Doch dann ist der Tag da – der Tiguan wird zerlegt und anschließend noch einmal vom DEKRA-Sachverständigen auf Verschleiß und Mängel überprüft. Wer den ersten Testbericht nach 100.000 Kilometern bereits gelesen hat, kann an dieser Stelle also direkt zur Zusammenfassung der Demontage springen. Für alle anderen folgt hier zunächst noch einmal unsere erste Bewertung aus 2020.
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* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Der VW Tiguan läuft und läuft und läuft ...

Unser Tiguan kommt mit üppiger Highline-Ausstattung. Das Cockpit ist klar strukturiert, Monitor und Klimaeinheit würden wir eine Etage höher setzen.
Mehr zum Thema: Die Dauertest-Rangliste mit allen Testergebnissen
Das Direktschaltgetriebe zeigt leichte Schwächen

Experten-Duo Klangwald (AUTO BILD/links) und Schiele (DEKRA) nehmen den Tiguan unter die Lupe. Viel zu meckern haben sie nicht.
Als unser Tiguan auf der Hebebühne steht, holen die beteiligten Mechaniker spontan tief Luft. Der Wagen sieht oberflächlich aus wie neu, aber Motorraum, Unterboden, Verkleidungen sind dick mit Lehm verkrustet. Folgen des letzten Geländeausflugs, obwohl der Wagen nach diesem einer gründlichen Unterbodenwäsche unterzogen worden war. Als der erste Schock überwunden ist, geht es mit gewohnter Routine an die Demontage. Mechaniker und der DEKRA-Sachverständige Marcus Constantin kämpfen sich tapfer durch. Dabei beanstandet der DEKRA-Mann zusätzlich Schmutzeintrag in den vorderen Radläufen, Schmutzeinlagerungen im Wasserkasten sowie zwischen Ladeluft- und Wasserkühler. Alles kein Beinbruch, aber bemerkenswert, weil an diesen Stellen natürlich nie "durchgewischt" wird.
Stutzig macht das Dauertest-Team beginnende Korrosion an der unteren Gepäckraumkante, verborgen unter der Gummidichtung. Unschön, denn auch da schaut niemals jemand nach dem Rechten. Wenn es dort richtig gammelt, bemerkt man es zu spät. Die leichte Oberflächenkorrosion an den hinteren Stoßdämpfern, am Deckel des Einlass-Nockenwellenverstellers oder am Hauptmassekabel ist dagegen zu vernachlässigen. Weitere Punkte auf der Prüfliste: beginnendes Schwitzen zwischen DSG-Automatik und Verteilergetriebe sowie an der Abdichtung vom Getriebe zur linken Achswelle und minimaler Kühlmittelaustritt am Thermostatmodul. Diese Punkte waren auch schon bei der Untersuchung nach 100.000 Kilometern aufgefallen, und der Zustand hatte sich in der Zwischenzeit nicht verschlechtert. So viel also zur Untersuchung der Karosserie.
Bleiben Motor und Getriebe. Immer wieder spannend, wenn es an das Innenleben geht. Und sowohl beim Motor als auch beim Getriebe gibt es jeweils einmal Erklärungsbedarf. Am Zylinderkopf fällt uns ein winziger Riss am Brennraum des vierten Zylinders auf. VW nennt diesen Riss zwischen Zündkerzenloch und Einlassventil Thermowechselriss. Will heißen: Bei Betriebstemperatur schließt er sich und entwickelt sich auch nicht weiter. Also unbedenklich. Gut, so etwas war bei frühen TDI-Motoren von VW ganz normal. Wird also auch bei den Benzinern kein Problem darstellen. Ansonsten ist das Aggregat samt Kolben und Ventilen, Nockenwellen und Kettenrädern makellos.
Nun zum Getriebe. Direkt nach Öffnung des Gehäuses finden wir ein Metallteil am Magneten, wo sonst lediglich leichte Späne aus dem Betrieb anhaften. Marcus Constantin nimmt wie ein Spürhund die Fährtensuche auf. Und wird am Synchronring des dritten Gangs fündig. Hier fehlt etwas. Auftritt Fachabteilung. Wir lernen: Es handelt sich bei dem Bruchstück um einen Indexnocken. Davon gibt es insgesamt drei. Sie dienen, simpel ausgedrückt, zur Verbesserung des Schaltvorgangs. Im Fahrbetrieb ist niemandem etwas aufgefallen. Auch ist im Nachhinein nicht zu sagen, wann es zum Bruch gekommen ist. Wichtig ist: Der Magnet hat seine Aufgabe erfüllt, das Bruchstück ist nicht in Konflikt mit der sonstigen Getriebetechnik geraten. Und bei VW kennt man diese Problematik, hat seit Anfang 2018 diese Indexnocken optimiert. Gut so, auch wenn kein Getriebeausfall wegen dieses Nockens zu befürchten wäre. Aber nach den Einsichten durch die Demontage fällt doch ein leichter Grauschleier auf den ansonsten prächtigen Auftritt des Tiguan. Wir addieren für die Auffälligkeiten drei zusätzliche Minuspunkte. Und so bekommt der Tiguan nach 125.000 Kilometern die Note 1–.
Fazit: Auffällig unauffällig ist der Tiguan 125.000 Kilometer gelaufen, steht am Ende blendend da. Klasse. Erst durch die Demontage finden wir Minuspunkte. Die Fehler mögen harmlos sein. Für eine glatte Eins reicht es so am Ende nicht mehr. Service-Links