Die 100.000 Kilometer hatte der VW Touran bereits mit Bravour gemeistert. Weil es so schön war, hat AUTO TEST noch mal 50.000 drangehängt. Hielt der positive Eindruck bis zum Schluss?
Die letzten Tage im Redaktionsfuhrpark sind für einen Dauertester meistens die schönsten. Das Kilometersoll ist erfüllt, die Dokumentation abgeschlossen. Zeit, um das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen, den Dauerläufer würdig zu verabschieden. Noch einmal mit dem Staubsauger durch alle Ritzen kriechen, die Narben im Blechgewebe auspolieren und sich für den ein oder anderen Kaffeefleck entschuldigen, ehe man ihn an den Hersteller zurückschickt. Dieses Ritual gehört zum Dauertest wie die Maß Bier zur Wiesn. Doch im Falle des VW Touran musste es leider ausfallen.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Der Zweiliter-Turbodiesel wurde nie richtig kalt
Mit zwei Tonnen gebremster Anhängelast konnte der Touran öfter auch für schweres Gerät eingesetzt werden.
Als er Ende November 2019 abgeholt wurde, nagte noch der Dreck der letzten Dienstreisen am Caribbean Blue Metallic. Ein paar Kratzer an der Ladekante zeugten von Attacken mit Fotostativ, Reisekoffer oder Mess-Equipment, der Innenraum verdiente allenfalls das Prädikat besenrein. Das klingt nach unehrenhafter Entlassung, ist tatsächlich aber als das genaue Gegenteil zu verstehen. Denn der vermeintlich schnöde Touran mit dem Kennzeichen WOB-CW 978 war im Verlag längst zum Liebling avanciert, galt als unverzichtbares Universalgenie und fester Bestandteil des redaktionellen Fuhrparks. Man kann sich das in etwa so vorstellen: Der Zweiliter-Turbodiesel wurde nie richtig kalt. Und zum Zeitpunkt der Abholung war seine letzte Amtshandlung gerade einmal zwei Stunden her. Mehr muss man zur Beliebtheit eines Dauertesters eigentlich nicht sagen.
Der Touran unterwirft sich dem Diktat des Fahrkomforts
Mit dem optionalen R-Line-Paket zeigte sich der Touran auch sportlich. Topspeed? Locker 220-230 km/h.
2. Mai 2017, Dauertest-Beginn. Der VW Touran Highline rollt mit 190 PS starkem 2.0 TDI und Sechsgang-DSG nach Schwabach. Jungfräuliche 4320 Kilometer auf dem Tacho und mit einem feinen Ausstattungs-Ensemble an Bord. Die Liste der möglichen Extras ist beim Touran sehr lang – entsprechend freizügig setzten wir unsere Häkchen, bestellten bis auf die Lederausstattung alles: großes Navigationssystem, Standheizung, dritte Sitzreihe, adaptives Fahrwerk, Anhängerkupplung, Panorama-Glasdach, R-Line-Paket und zahlreiche weitere Extras, die den Aufenthalt an Bord versüßen. Summa summarum kamen so 16.742 Euro auf den Basispreis von 37.625 Euro obendrauf. Kaum war der neue "Tourenwagen" inspiziert, ging es auch schon auf die erste Dienstreise gen Skandinavien. Und wie waren die ersten Kilometer? Der VW Touran ist ein ehrlicher Langstreckenläufer, einer, der sich voll und ganz dem Diktat des Fahrkomforts unterwirft. Selbst Kollegen mit Rückenproblemen lümmelten sich entspannt im bequemen Gestühl, erfreuten sich daran, dass die im Comfort-Mode betont softe Federung so gut wie jede Asphaltanomalie pariert und der vorzüglich gedämmte Innenraum selbst bei Tempo 200 fast noch Wohnzimmer-Akustik offeriert. Zu kritteln gab es – wenn überhaupt – also nur im Detail. Manche Kollegen empfanden das ständige Nachfüllen von AdBlue als nervig; anderen wiederum war die Schaltlogik des DS-Getriebes ein Rätsel.
Das Raumangebot sorgt für Begeisterung
Mit der dritten Reihe stehen noch 121 Liter Ladevolumen zur Verfügung. Genutzt wurden die hinteren Plätze mehr, als wir anfangs dachten.
Davon abgesehen konnte der Touran auf ganzer Linie punkten. Besonders sein gigantisches Raumangebot animierte die Kollegen immer wieder zu Lobeshymnen. 1913 Liter schiebt sich der Van im Ernstfall zwischen die D-Säulen, 834 Liter sind es immerhin bei Vollbesetzung mit fünf Personen. Mit der dritten Reihe reicht es noch für 121 Liter. Und genutzt wurden die hinteren Plätze mehr, als wir anfangs dachten. 190 PS, 220 km/h Spitze, das klang am Anfang nach schnellen Touren und hohem Verbrauch. Doch der Touran fuhr über die Distanz deutlich sparsamer, als wir erwartet hatten. Mit allen Tankfüllungen (10.904 Liter) kommen wir nach 150.000 Kilometern auf 7,3 Liter im Schnitt. Das Datenblatt bescheinigte unter Normbedingungen 6,8 Liter, unsere 100-Kilometer-Testrunde ergab sogar nur 5,6 und 5,9 Liter (Testbeginn und -ende). Natürlich wurden die Werte unterboten. 4,5 Liter schaffte ein Kollege während einer nächtlichen Tour durch Italien. Doch der Touran konnte auch flott von A nach B. Sein kultivierter und durchzugsstarker 2.0 TDI zieht lässig bis Tempo 200, auch Tacho 240 war mit etwas Anlauf drin. Das Wohlfühltempo pendelte sich bei den meisten Kollegen um 160 ein.
Kleiner Zwischenfall in Form eines Wassereinbruchs
Gravierende Störungen? Die Liste der fehlerhaften Teile, die unser Dauertester in 19 Monaten ansammelte, geht auf äußere Fremdeinwirkung zurück. In zwei Fällen war der Übeltäter klein und haarig – zwei Marderschäden am Kühlsystem sorgten für außerplanmäßige Pausen und Kosten. Und die hielten sich auch bei den geplanten Inspektionen in Grenzen. Zweimal mussten die Bremsen erneuert werden, einmal je einen Satz neue Sommer- und Winterreifen, ein neues Fliegennetz für das Sonnendach und eine Lüftungsdüse, das war's. Bleibt kurz vor der 150.000-Marke schließlich noch ein kleiner Zwischenfall in Form eines Wassereinbruchs im vorderen Fußraum. Grund waren die über die letzten Monate mit Dreck verstopften Wasserabläufe. So konnte das Wasser nicht abfließen und suchte sich seinen Weg in den Fußraum. Doch geschenkt! Wer 150.000 Kilometer derart locker und problemlos wegsteckt der kann sich ein derartiges Problemchen locker leisten. Übrigens, die eingangs erwähnte Kosmetik bezüglich staubsaugen und polieren hatte der Touran gar nicht nötig. Dieser VW sah nach den 150.000 Kilometern bis auf zwei drei kleine Kratzer noch genauso aus wie zu Beginn. Kein knarzendes Fahrwerk, das Interieur frisch wie am ersten Tag, Sitze nicht durchgebeult, Scheinwerfer nicht erblindet.
Fazit von Guido Naumann: Nach 19-monatiger Dienstzeit verlässt uns der Touran als einer der besten Dauertester, die je unsere Redaktionsgarage beehrt haben. Nicht nur, weil er quasi fehlerfrei über die Distanz kam, sondern auch, weil er sich nach all den Strapazen noch fast so fuhr wie am ersten Tag.
Der vermeintlich schnöde VW Touran mit dem Kennzeichen WOB-CW 978 ist im Laufe des Dauertests zum Liebling der Redakteure avanciert, galt als unverzichtbares Universalgenie und fester Bestandteil des redaktionellen Fuhrparks. Hier kommen die wichtigsten Ergebnisse der gemeinsamen Zeit.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Ausgestattet ist unser VW Touran Highline mit dem 190 PS starkem 2.0 TDI und Sechsgang-DSG. Die Liste der möglichen Extras ist beim Touran sehr lang – entsprechend freizügig setzten wir unsere Häkchen, bestellten bis auf die Lederausstattung alles.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Mit an Bord: großes Navigationssystem, Standheizung, dritte Sitzreihe, adaptives Fahrwerk, Anhängerkupplung, Panorama-Glasdach, R-Line-Paket und zahlreiche weitere Extras, die den Aufenthalt an Bord versüßen. Summa summarum kamen so 16.742 Euro auf den Basispreis von 37.625 Euro obendrauf.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Der VW Touran ist ein ehrlicher Langstreckenläufer. Selbst Kollegen mit Rückenproblemen lümmelten sich entspannt im bequemen Gestühl, erfreuten sich daran, dass die im Comfort-Mode betont softe Federung so gut wie jede Asphaltanomalie pariert und der Innenraum selbst bei Tempo 200 fast noch Wohnzimmer-Akustik offeriert.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Zu kritteln gab es – wenn überhaupt – also nur im Detail. Subjektiv schluckte der Touran weniger Diesel als AdBlue. Den Zusatz mussten wir sehr oft nachfüllen.
Besonders sein gigantisches Raumangebot animierte die Kollegen immer wieder zu Lobeshymnen. 1913 Liter schiebt sich der Van im Ernstfall zwischen die D-Säulen, 834 Liter sind es immerhin bei Vollbesetzung mit fünf Personen.
190 PS, 220 km/h Spitze, das klang nach schnellen Touren und hohem Verbrauch. Doch der Touran fuhr sparsamer, als wir erwartet hatten. Mit allen Tankfüllungen kommen wir auf 7,3 Liter im Schnitt. Das Datenblatt bescheinigte unter Normbedingungen 6,8 Liter, unsere 100-Kilometer-Testrunde ergab sogar nur 5,6 und 5,9 Liter (Testbeginn und -ende).
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Natürlich wurden die Werte unterboten. 4,5 Liter schaffte ein Kollege während einer nächtlichen Tour durch Italien. Doch der Touran konnte auch flott von A nach B. Sein kultivierter und durchzugsstarker 2.0 TDI zieht lässig bis Tempo 200, auch Tacho 240 war mit etwas Anlauf drin. Das Wohlfühltempo pendelte sich bei den meisten Kollegen um 160 ein.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Mit zwei Tonnen gebremster Anhängelast konnte der Touran öfter auch für schweres Gerät eingesetzt werden. Eingeklappt ist die elektrisch zu betätigende Anhängerkupplung unsichtbar.
Gravierende Störungen? Die Liste der fehlerhaften Teile, die unser Dauertester in 19 Monaten ansammelte, geht auf äußere Fremdeinwirkung zurück. In zwei Fällen war der Übeltäter klein und haarig – zwei Marderschäden am Kühlsystem sorgten für außerplanmäßige Pausen und Kosten. Und die hielten sich auch bei den geplanten Inspektionen in Grenzen.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Zweimal mussten die Bremsen erneuert werden, einmal je einen Satz neue Sommer- und Winterreifen, ein neues Fliegennetz für das Sonnendach und eine Lüftungsdüse, das war's.
... im vorderen Fußraum. Grund waren die über die letzten Monate mit Dreck verstopften Wasserabläufe. So konnte das Wasser nicht abfließen und suchte sich seinen Weg in den Fußraum. Doch geschenkt! Wer 150.000 Kilometer derart locker und problemlos wegsteckt der kann sich ein derartiges Problemchen locker leisten.
Bild: AUTO BILD
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Respekt: Nach den 150.000 Kilometern sah der Touran bis auf zwei drei kleine Kratzer noch genauso aus wie zu Beginn. Kein knarzendes Fahrwerk, Scheinwerfer nicht erblindet, ...
... das Interieur frisch wie am ersten Tag, Sitze nicht durchgebeult. Dieses Fotos entstand zum Dauertestbeginn. Doch das Cockpit sah nach 150.000 Kilometern noch genauso picobello aus. Reiseluxus: Standheizung, WLAN, perfektes Navigationssystem.
Fazit von Guido Naumann: Nach 19-monatiger Dienstzeit verlässt uns der Touran als einer der besten Dauertester, die je unsere Redaktionsgarage beehrt haben. Nicht nur weil er quasi fehlerfrei über die Distanz kam, sondern auch, weil er sich nach all den Strapazen noch fast so fuhr wie am ersten Tag.