Xenonbrenner: Test
Vorsicht vor No-Name-Xenonbrennern
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AUTO BILD hatte zwölf Xenonlampen vom derzeit meistverkauften Typ D1S im Labortest. Teilweise lieferten die Brenner erschreckende Ergebnisse!
Inhaltsverzeichnis
Xenonbrenner im AUTO BILD-Test
# | Getestete Produkte | Testnote | Zum Angebot |
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1.
Testsieger
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1,1 (sehr gut)
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2.
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1,2 (sehr gut)
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2.
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1,2 (sehr gut)
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2.
Preis-Leistungs-Sieger
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1,2 (sehr gut)
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5.
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1,3 (sehr gut)
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6.
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2,1 (gut)
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Irgendwann fällt es auf: Das Licht wirkt dunkler, entgegenkommende Autos blinken manchmal auf. Diagnose: Lampenausfall. Das passiert auch bei Autos mit Xenonscheinwerfern, die – bis zur Ablösung durch LED-Leuchten – vor Kurzem noch das Nonplusultra in Sachen Licht darstellten. Rund 3000 Stunden sollen Xenonbrenner halten, abhängig auch von der Einschalthäufigkeit. Irgendwann wird der Lichtbogen zwischen den beiden Elektroden dunkler oder zündet überhaupt nicht mehr. Der meistverkaufte Brenner-Typ heißt D1S. Er passt für viele Pkw, die ab Mitte der 1990er-Jahre bis ca. 2010 gebaut wurden. Dann folgten die quecksilberfreien Typen D3 und D4. AUTO BILD hat zwölf Xenonlampen des Typs D1S getestet.
Das insgesamt beste Ergebnis schafft die Osram Xenarc Cool Blue Intense NG mit 53 von 55 möglichen Punkten. Sie erzielt sowohl bei den Messungen von Lichtstrom, Geometrie und Helligkeit Bestwerte. Lediglich in der Reichweite und bei der Blendung muss sie jeweils einen Punkt lassen. Das reicht aber immer noch für die Note 1,1 (sehr gut) und den Sieg. Wenn auch ein knapper Sieg, denn die anderen Marken-Brenner sind mit 52 bzw. 51 Punkten ebenfalls der Bestnote dicht auf den Fersen. Mit einem Preis von 93,95 Euro pro Paar ist sie im Vergleich zu anderen Markenprodukten fast schon günstig.
Wer auf betont blaues Licht wie beim Testsieger verzichten kann, ist beim Osram Xenarc Original genau richtig. Hier gibt es gute Leistung ohne Abstriche zu den deutlich teureren Lampen zu einem fairen Preis. Im Test hat die Osram Xenarc Original 52 von 55 Punkten erreicht und erhielt die Note 1,2 (sehr gut).
Der Test erfolgte im zertifizierten Lichtlabor der Osram GmbH in Berlin, Abteilung Development Automotive HID, unter der Leitung von Dr. Peter Flesch und Dipl.-Ing. Markus Zahn. HID bedeutet High Intensity Discharge, also Gasentladungslicht. Der Test erfolgte gemäß den Richtlinien der ECE-Regel R99, was den Teil der einzelnen Lampen betraf; und gemäß der ECE-Regel R98, welche die lichttechnischen Daten in Verbindung mit dem Scheinwerfer beschreibt. Dieser stammt aus einem BMW 3er der Baureihe F30 (Bj. 2011-2019) und arbeitet mit einem Projektionsmodul.

Was sind das für Schatten? Der Scheinwerfer leuchtet auf eine weiße Wand, dabei fallen Fehler sofort auf.
Bild: Ralf Timm / AUTO BILD
Das Licht wird also ähnlich wie bei einem Diaprojektor durch eine Linse geschickt, unerwünschte Ausleuchtung wird mit einer entsprechend geformten Blende verhindert. Vor dem Test wurde jede Lampe in definierten Ein- und Ausschaltzyklen zwölf Stunden eingebrannt, um einen stabilen Zustand zu erreichen. Immerhin: Im Gegensatz zu früher hielten auch die Billiglampen durch.
Das Angebot an Xenonbrennern vom Typ D1S ist unüberschaubar, alle Hersteller versprechen hellstes Licht und längste Lebensdauer. Halten sie das ein? Wir prüfen's nach und schicken sechs preiswerte Angebote aus Onlineshops sowie etablierte Markenware zum Vergleich ins Labor. Die ersten Probleme gibt es bei den Modellen von Car Auto, RPC, Diamond und Gread schon vor dem Einschalten: Der genormte Stecker der Stromversorgung passt nicht in die unpräzise gefertigten Anschlüsse. Nur mit viel Kraft kann Messingenieur Markus Zahn ihn hineindrücken. In der Realität sind dann Schäden am Scheinwerfer programmiert, denn so droht Bruch an den empfindlichen Aufhängungen der beweglichen Reflektoren.
Womit zum ersten Mal die Frage auftaucht, wie die Gread ihre ECE-Zulassung bekommen konnte. Die anderen drei genannten haben gar keine, was ihre Benutzung auf öffentlichen Straßen illegal macht, zum Erlöschen der Betriebserlaubnis und damit zum Verlust des Versicherungsschutzes führt. Warum wir sie trotzdem testen? Weil sie frei verkäuflich sind und der Kunde von der notwendigen Zulassung im Zweifel nichts weiß.

Messstation: Die Ulbricht-Kugel ist innen weiß, dort wird der Lichtstrom ermittelt.
Bild: Ralf Timm / AUTO BILD
Auch die Lampensockel lassen die Experten staunen: Diese sind eigentlich für den Typ genormt, sodass jedes Leuchtmittel nur in Scheinwerfer eingebaut werden kann, die damit auch homologiert wurden. Car Auto, RPC, Gread und auch Kiwitecc besitzen jedoch Sockel mit einer Vielzahl von Aussparungen und Nasen, lassen sich so auch in Scheinwerfer für D2-, D3-, oder D4-Lampen setzen. Sinn ergibt das nicht. Und so taucht die Frage auf, wie die Kiwitecc zu ihrem Prüfzeichen kam? Und zu welchem? Denn online wird die Kiwitecc mit einer E1-, also deutschen Zulassung beworben. Auf der Lampe findet sich jedoch ein E4-Stempel aus Holland.
Dann die nächste Überraschung: Vor der lichttechnischen Untersuchung wird jede Lampe zwölf Stunden in einem definierten Zyklus von Ein- und Ausschaltvorgängen "eingebrannt". Die Kiwitecc beginnt beim ersten Anknipsen zu stinken. Ursache können Produktionsrückstände sein oder ausgasende Beschichtungen. Das Problem: Diese können sich im Scheinwerfer niederschlagen, ihn von innen erblinden lassen und so die Helligkeit erheblich mindern.
Xenon-Brenner (2021): Test - Lampen - Beleuchtung
Finger weg von Billig-Lampen
Bild: Ralf Timm / Auto Bild
Wobei man bei einigen Kandidaten das Wort "Helligkeit" ohnehin in Anführungsstriche setzen sollte. Fürst der Finsternis ist die Gread, die nur etwa halb so hell ist wie die guten Markenlampen. Damit nicht genug: Zwischen der ersten Messung frisch aus dem Karton und der zweiten nach zwölf Stunden büßt sie weitere 2,2 Prozent Helligkeit ein. Die Philips X-treme dagegen legt während des Einbrennens um 18,4 Prozent zu! Und liefert so auch die größte Reichweite im Test. Die Ein-Lux-Linie (Lux: Maßeinheit für Beleuchtungsstärke) liegt bei ihr 123 Meter vor dem Fahrzeug. Bedeutet: In dieser Entfernung lässt sich noch Zeitung lesen. Oder ein Hindernis auf der Fahrbahn erkennen.
Mit der Gread im Scheinwerfer wird es erst 38 Meter, oder (bei Tempo 100) 1,4 Sekunden später sichtbar. Doch die billigen Lampen haben auch ihr Gutes: Wo kein Licht ist, kann auch nichts blenden – immerhin. Aber auch die strahlenden Sieger halten dabei ausreichend Abstand von den zulässigen Grenzwerten.
Bleibt die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis. 5,99 Euro sind jedenfalls zu viel für ein Paar Lampen, das keine Zulassung hat und zu wenig Licht gibt. Fast schon skandalös: 50 Euro für die Diamond, die nichts besser kann. Dagegen wirken dann 28 Euro mehr für die ausgezeichnete Standardlampe von Osram wie ein Sonderangebot. Damit holt sich die "sehr gute" Osram Xenarc Original den Titel Preis-Leistungs-Sieger.
Die guten Lampen im Test schaffen eine Reichweite von bis zu 123 Metern, die schlechteste gerade mal 85 Meter. Letzteres ist weniger als bei Halogenlampen, selbst die angejahrte H4-Technik erreicht über 100 Meter. Bedeutet: Hindernisse werden mit solchen Murkslampen deutlich später erkannt, der Vorteil der Xenonscheinwerfer – hohe Reichweite, homogene und helle Ausleuchtung – kommt gar nicht zum Tragen.
Xenon-Lampen im AUTO BILD-Test – alle Ergebnisse im Detail
Produkt
OSRAM XENARC COOL BLUE INTENSE NG
(Testsieger)
(Testsieger)
OSRAM XENARC NIGHT BREAKER LASER
PHILIPS WHITEVISION GEN2
OSRAM XENARC ORIGINAL
(Preis-Leistungs-Sieger)
(Preis-Leistungs-Sieger)
PHILIPS X-TREMEVISION GEN2
PHILIPS VISION
BREHMA
DIAMOND VISION
CAR AUTO HID 6000 K
RPC HID REPLACEMENT 8000 K
KIWITECC
GREAD
Preis pro Paar (Testkauf)
Quelle
Prüfzeichen
Lichtstrom (lm)
Wertung
(max.: 10 Punkte)
(max.: 10 Punkte)
Geometrie
(max.: 5 Punkte)
(max.: 5 Punkte)
Helligkeit 75R
Wertung
(max.: 10 Punkte)
(max.: 10 Punkte)
Helligkeit gesamt
Wertung
(max.: 10 Punkte)
(max.: 10 Punkte)
Reichweite (m)
Wertung
(max.: 10 Punkte)
(max.: 10 Punkte)
Blendung B50L (cd)
Wertung
(max.: 10 Punkte)
(max.: 10 Punkte)
Gesamtpunkte
(max.: 55 Punkte)
(max.: 55 Punkte)
Note
Fazit
Fazit zum Xenonbrenner-Test
Scheinwerfer sind optische Präzisionsgeräte, entsprechend sorgfältig sollte man damit umgehen. Auch bei der Auswahl der richtigen Lampe. Gerade beim Xenonlicht zeigt sich wieder, dass nur die großen Marken diese Technik beherrschen.
Testsieger des AUTO BILD-Xenonlampentests (2021): Osram Xenarc Cool Blue Intense NG
Preis-Leistungs-Sieger (2021): Osram Xenarc Original
In der EU muss alles, was im Straßenverkehr sicherheitsrelevant ist, von Prüfstellen abgenommen werden und nach Bestehen ein Prüfzeichen tragen. Das sieht dann so aus wie ein Oval mit einem E und einer Zahl dahinter. In diesem Fall E1 für Deutschland. Diamond, Car Auto und RPC drucken stattdessen ein E11 aufs Gehäuse, das den Eindruck erwecken soll, die Lampe sei ECE-geprüft. Sind sie aber nicht. Diamond schreibt außerdem "e-certificated" auf die Verpackung, was sicher den Tatbestand der arglistigen Täuschung erfüllt. Denn mit einer Lichtfarbe von über 6000 Kelvin ist die Lampe nicht zulassungsfähig. Gread und Kiwitecc hingegen besitzen zwar ein Prüfsiegel, allerdings fragt man sich, wie sie das erhalten haben. Denn auch bei ihnen liegt einiges im Argen. Wie nach jedem Lampentest bisher wartet also wieder Arbeit auf das Kraftfahrt-Bundesamt. Denn zum Bestehen der Prüfung gehört auch, das Prüfzeichen korrekt aufzudrucken.
Lampentausch an den Xenon-Scheinwerfern ist nur paarweise sinnvoll, wobei dies bei Xenonscheinwerfern wegen der Hochspannung (Einschaltimpuls 25.000 Volt!) auf jeden Fall Werkstattsache ist. Ebenfalls gilt für alle Lampen: Ohne perfekte Einstellung durch den Profi erzielt kein Scheinwerfer eine optimale Ausleuchtung. Schon wenige Millimeter zu tief machen am Ende des langen Lichtkegels etliche Meter aus; eine zu hohe Einstellung hingegen blendet den Gegenverkehr. Deshalb: unbedingt im Oktober zum Licht-Test fahren.
Nützliches Wissen zu Xenonbrennern
Was ist ein Xenonbrenner?
Xenon-Brenner sind eine Kombination aus einer Xenon-Gasentladungslampe und einer Halogenmetalldampflampe. Der Brennraum besteht beim Xenon-Brenner aus einem Kolben aus Quarzglas. Darin befinden sich zwei Wolfram-Elektroden. Dank der Füllung dieses Kolbens mit Gas, Quecksilber sowie Metallhalogeniden brennt zwischen den Elektroden ein konzentrierter Lichtbogen.
Was sind die besten Xenon Brenner?
Sieger im Xenon-Lampen-Test von AUTO BILD vom Januar 2012 wird die Lampe Xenarc Cool Blue Intense NG von Osram mit der Note 1,1 (sehr gut). Sie erzielte sowohl bei den Messungen von Lichtstrom, Geometrie und Helligkeit Bestwerte. Lediglich bei Reichweite und Blendung übten unsere Tester leichte Kritik. Mit der Note 1,2 (ebenfalls noch sehr gut) schnitt die etwas teurere Osram-Lampe Xenarc Night Breaker Laser auf Rang zwei nur unwesentlich schlechter ab.
Wie viel kostet ein Xenon Brenner?
Das Angebot an Xenonbrennern vom Typ D1S ist nahezu unüberschaubar. Entsprechend groß ist die Preisspanne. Für gute Markenprodukte liegen die Preise im Bereich zwischen 60 bis 120 Euro.
Welches sind die hellsten Xenon Brenner?
Die Lumenzahl gibt die Helligkeit von Leuchten an. Gute Xenon-Lampen erreichen mindestens 3000 Lumen einige sogar über 4000 Lumen. Im Xenon-Lampen-Test von AUTO BILD schafften guten Lampen eine Reichweite von bis zu 123 Metern.
Wie lange hält ein Xenonbrenner?
Rund 2000 Betriebsstunden sollten Xenonlampen eigentlich für Licht sorgen. Häufiges kurzes Ein- und Ausschalten kann die Lebenszeit allerdings deutlich verkürzen.
Wann sollten Xenon Brenner getauscht werden?
Grundsätzlich natürlich wenn die Leuchtleistung sichtbar nachlässt oder bei einem Defekt. Ohne besondere Vorkommnisse hält ein Xenonbrenner aber auch gut und gerne zehn Jahre. Grundsätzlich gilt, dass ein Lampentausch an Xenon-Scheinwerfern immer paarweise vorgenommen werden sollte. Wegen der Hochspannung (Einschaltimpuls 25.000 Volt!) sollte man das allerdings besser von einem Fachmann machen lassen.
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