Warum nur wollen alle SUV fahren? Wir laufen ja auch nicht das ganze Jahr über in Schneeschuhen und Lammfellmantel durch die Gegend, nur weil es im Winter schneien könnte. Für guten Überblick und das erhabene Gefühl, sich aus der Masse hervorzuheben, reichen ein paar Zentimeter Höhe. Dafür langt ein SUV light – wie der Passat Alltrack, mit dem VW den Auftritt eines A4 allroad oder des Subaru Outback nachahmt. Allrad-Kombis im Holzfällerhemd: dynamischer, sparsamer als SUV, aber behaftet mit dem Image, "koan echta Bursch" zu sein. Und ganz schön viel Schotter verlangen die Hersteller auch für das bisschen Offroad. Soll ich trotzdem zugreifen? Wir vergleichen die Argumente für drei Benziner-Versionen.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Passat

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Video: VW Passat Alltrack

So fährt der VW Passat Alltrack

Bild: AUTO BILD
Der Passat Alltrack hebt sich optisch vom "Kassenmodell Studienrat" ab: drei Zentimeter höher, graue Spoiler ringsum, matter Glanz an Unterfahrschutz, Dachreling und Mittelkonsole. Das wird Frau Lehmann nebenan auffallen. Das Kombi-Können eines Variant bleibt im Alltrack voll erhalten: Der Kofferraum ist so durchdacht und geräumig (bis 1716 Liter), dass nicht mal der Touareg, das große SUV von VW, mithalten kann. Nur der Subaru Outback. Auf dessen weitläufiger Rückbank können Kin der Verstecken spielen. Die Lehnen fallen per Hebel vom Kofferraum aus und ergeben eine ebene Ladefläche. Hinterm Steuer sitzt der Fahrer zehn Zentimeter höher als im VW – im Outback steckt am meisten SUV-Gefühl. Rustikal fühlen sich auch die harte, aber solide Plastiklandschaft und das klappernde Laderollo an. Für 40.500 Euro ist der Subaru am besten ausgestattet, mit Sitzheizung, Tempomat und MP3-Anschluss. Solch ein Luxuspaket würde im engen Audi (41.150 Euro) teuer kommen. Dafür verwöhnt der allroad mit piekfeiner Verarbeitung, ist solide und gedämmt wie ein Tresor. Für mehr Geld gibt es so gut wie alles extra (vom Sportfahrwerk bis zum hellen Holzdekor aus dem Audi A7), nur keinen zusätzlichen Platz im knappen Fond oder Kofferraum.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi A4

Audi A4 Allroad
Geht super: Der Turbo-Benziner schiebt den Audi A4 allroad mit viel Nachdruck vorwärts.
Benziner statt Diesel? Gern, wenn er so kultiviert und lebendig antritt wie der Turbomotor im A4. Der Vierzylinder schiebt wie eine mächtige Faust (7,0 Sekunden bis 100 km/h), dreht bis 6700 Touren und kommt im Testschnitt mit 8,5 Liter Super aus. Genau der passende Partner für diesen hochgelegten Sportkombi mit seiner exakten Handschaltung und einer Lenkung, die trotz Elektronik (drive select für 200 Euro) immer eine feste Hand fordert. Mit seinem straffen Fahrwerk fliegt der Allroad um die Ecken, dass man den höheren Schwerpunkt glatt vergisst. Wer's zu toll treibt, den fangen die beste Bremse und der feinfühlige Schleuderschutz ESP ein. Der Passat hat den gleichen Zweilitermotor, aber (wie im Golf GTI) ohne die Einlassnockenwellen-Verstellung und mit 280 statt 350 Nm Drehmoment. Der Unterschied ist kaum zu spüren, auch weil das Direktschaltgetriebe (DSG) den Antrieb in Richtung Komfort trimmt.
Das sanfte Abrollen, das entrückte Verwöhnen, das SUV beliebt macht, beherrscht der Alltrack bestens. Das verstellbare Fahrwerk DCC (1085 Euro) hat er gar nicht nötig – die Normalstellung N stellt sich schnell als goldene Mitte heraus. Viel mehr Gewöhnung verlangt Subarus Gummiband-Automatik: nichts für Hektiker, wenn beim Gasgeben der große Boxer lautstark aufheult und die Power mit Verspätung folgt. So fährt der 43 PS schwächere Outback nur hinterher und schluckt trotzdem am meisten (9,5 Liter im Testschnitt). Auch die rumpelnde Vorderachse und die träge Lenkung animieren nicht zum flotten Streifen. Zudem greift das ESP auf Nässe erst verzögert ein. Doch wenn es dreckig wird, dann kommt der Subaru im Gelände am weitesten. Ist eben ein halbes SUV.
Alle drei Allrad-Kombis kosten kaum weniger als echte Vollkorn-SUVs. Sparsamer werden sie erst im Alltag, weil Steuer und Versicherung deutlich günstiger sind. Beim Subaru schlagen die kurzen Werkstattintervalle (alle 15.000 Kilometer) zu Buche, dafür bietet der Japaner drei Jahre Garantie. Bei allen drei Modellen erstaunt der geringe Wertverlust – offensichtlich gelten sie auch als Gebrauchte mit Allrad und rustikaler Optik als ein smarter Kauf.
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Fazit

von

Joachim Staat
Gelände-Look ist schwer angesagt – sogar wenn es sich um reine Verkleidung handelt wie beim A4 Allroad. Auch der neue Passat Alltrack gehört mit bescheidenem Offroad-Talent eher zu den Typen, die so tun, als ob. Na und? Die meisten SUV pendeln eh nur zwischen Café und Kita. Das können Aufpreis-Kombis besser, sparsamer und dynamischer. Nur der Subaru kommt einem SUV näher: Auf diesem halben Hochsitz darf das Gelände auch etwas tiefer sein – mit Betonung auf "etwas".

Von

Joachim Staat