Additive fürs Auto: Anwendung, Wirkung, Gefahren
Additive für Sprit und Motoröl: Was bringen die Zusätze?

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Geringerer Spritverbrauch, verminderter Verschleiß, mehr Leistung. Das und mehr versprechen Kraftstoff- und Motoröl-Additive, die in Tankstellen und im Zubehörhandel angeboten werden. Was bewirken solche Additive, und was ist bei ihrem Einsatz zu beachten?
Bild: dpa
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Additive (Zusatzstoffe) sind chemische Verbindungen, die dem Kraftstoff oder Motoröl hinzugegeben werden, um deren Eigenschaften zum Positiven zu verändern. Die frei käuflichen Additive, die in kleinen Flaschen in Tankstellenregalen und im Fachhandel stehen, versprechen zum Beispiel eine optimierte Verbrennung und die Reinigung des Motors. Zusätze fürs Motoröl sollen den Motor säubern, den Verschleiß mindern und vor Korrosion schützen. Viele Autofahrer sehen jedoch vom Einsatz solcher Additive ab, aus Angst vor einer schädlichen Wirkung für den Motor oder davor, Garantieansprüche zu verlieren. Was ist tatsächlich dran an den Additiven, und was ist bei ihrem Einsatz zu beachten? Hier kommen die wichtigsten Infos!
Nahezu jede Flüssigkeit im Auto ist schon von vornherein mit Additiven versetzt. Niemand tankt pures Benzin oder reinen Diesel – es sind immer schon nachträglich zugefügte Stoffe enthalten, die zum Beispiel zum Schutz des Motors beitragen oder die Zündwilligkeit verbessern. Allein um der DIN-Norm für die deutsche Kraftstoffqualität (DIN 228 Benzin, DIN 590 Diesel) zu entsprechen, müssen dem Kraftstoff acht bis 13 unterschiedliche Additive beigemischt werden.

Kaum eine Flüssigkeit, die nicht mit Additiven versetzt ist: Auch reguläres Motoröl enthält viele Zusätze.
Bild: Ralf Timm / Auto Bild
Auch in Kühlmittel und Getriebeöl sind schon ab Werk Additive enthalten, die die gewünschten Eigenschaften begünstigen. Ein besonders passendes Beispiel ist auch der Winterdiesel: Hier werden dem Dieselkraftstoff Additive beigemischt, die ihn auch bei tiefen Temperaturen fließfähig halten.
Additive fürs Auto
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Neben den ohnehin in den Flüssigkeiten enthaltenen Additiven, können dem Kraftstoff und dem Motoröl, manchmal auch der Kühlflüssigkeit, weitere Additive beigemischt werden. Ziel ist in der Regel immer das Vorbeugen von Schäden. So sollen reinigende Additive verhindern, dass sich Schmutzpartikel im Motor ablagern und so zu Verkokung und Schäden führen (siehe auch: LSPI). Die verschiedenen Komponenten wie zum Beispiel die Ventile, Einspritzdüsen, Zündkerzen, Partikelfilter oder Vergaser sollen so geschützt werden und ggf. auch länger halten. Gleichzeitig verbrennt der Kraftstoff in einem sauberen Motor effizienter, das schont die Umwelt und senkt bestenfalls geringfügig den Spritverbrauch.

Spezielle Reiniger schützen vor Verkokungen und vorzeitiger Zündung (LSPI).
Bild: Liqui Moly
Andere Mittel versprechen zum Beispiel, stillstehende Autos vor Korrosion oder Dieselpest zu schützen. Auch bei Hybridfahrzeugen kann der Kraftstoff langlebiger gemacht werden, wenn man hauptsächlich elektrisch fährt. Vor einem Ölwechsel können mit einem Additiv Ablagerungen und Ölschlamm entfernt werden. Die Palette an unterschiedlichen Additiven ist riesig.
Verschmutzung und Ablagerungen: Mit der Zeit lagern sich im Motor und im Kraftstoffsystem zahlreiche Rückstände ab. Besonders Kurzstrecken setzen dem Motor zu. Das kann auf längere Sicht dazu führen, dass der Wagen schleichend an Leistung verliert, im schlechtesten Fall können sogar Schäden entstehen, die teure Reparaturen nach sich ziehen. Hier können vor allem reinigende und verschleißmindernde Additive helfen, die Ablagerungen zu vermeiden und das Aggregat leistungsfähig zu halten.
Bei häufig angepriesenen Motorspülungen vor dem Ölwechsel ist dagegen Vorsicht geboten: Ist der Motor stark verschmutzt, können sich größere Ölkohle-Teilchen lösen und im schlimmsten Fall Ölkanäle verstopfen. Hier sollte man lieber auf regelmäßige Ölwechsel mit hochwertigem Motoröl setzen oder alternativ ein hochwertiges Additiv wählen, das Ölschlamm und Ölkohle langsam und schonend löst. Kraftstoff-Additive, die vorbeugend wirken, sind hier in der Regel weniger bedenklich.
Leistungssteigerung und Spritverbrauch: Hier greifen ebenfalls reinigende Additive. Denn wenn das Kraftstoffsystem verschmutzt ist, nimmt mit der Zeit auch die Leistung ab, gleichzeitig kann der Spritverbrauch steigen. Reinigende Additive entfernen die Verunreinigungen und sollen dem Motor damit zu alter Frische verhelfen.

Bei Oldtimern können Additive zum Beispiel vor Dieselpest schützen.
Bild: Liqui Moly
Schutz bei Standzeiten: Gerade bei Oldtimern können Additive hilfreich sein. Sie können vor der Winterpause in den Tank gegeben werden und so vor Korrosion schützen. Denn mit längerer Standzeit kann es passieren, dass das Benzin positive Eigenschaften verliert oder der Diesel (Vorsicht bei Commonrail-Dieseln!) mit beispielsweise Kondenswasser verunreinigt wird. Durch entsprechende Additive kann dem vorgebeugt werden.
Flüssigkeitsverlust: Wenn das Auto Öl verliert, zum Beispiel aufgrund verhärteter Gummilippen an Wellendichtringen (umgangssprachlich als Simmerringe bezeichnet), können Additive helfen, die Dichtungen wieder weich zu machen und so den Ölverlust zu stoppen. Ähnliches gilt für ein undichtes Kühlsystem: Auch hier gibt es Spezialmittel, die Abhilfe schaffen sollen. In der Praxis bringen diese Additive oft jedoch eher wenig, manchmal verschlimmern sie das Problem sogar, indem sie zum Beispiel Ölpumpe oder -kanäle verstopfen.
Autohersteller weisen in den Betriebsanleitungen darauf hin, dass der Einsatz von Additiven zum Erlöschen der Herstellergarantie führen kann. Zum Beispiel wenn ein Motorschaden vorliegt und dem Kraftstoff zuvor ein Additiv beigemischt wurde. Dann kann es passieren, dass der Hersteller die Garantieansprüche ablehnt. Die Hersteller begründen es in der Regel damit, dass die frei käuflichen Additive nicht auf das jeweilige Motoröl zugeschnitten sind. So könnten falsche Additive zu Motorschäden oder einer Verschlechterung des Abgasverhaltens führen.
Additiv-Hersteller betonen allerdings die Harmlosigkeit der Zusatzstoffe. AUTO BILD hat bei Jens Hamann, Bereichsleiter Automotive bei der ERC Additiv GmbH, nachgefragt: "Mit einer nachträglichen Additivierung des Kraftstoffs verstärken wir bestimmte Eigenschaften, die bereits im Kraftstoff enthalten sind. Auch im Öl sind bereits zahlreiche Additive enthalten, um die geforderten Normen zu erreichen. Mit einer nachträglichen Additivierung wird hier aber nur die Oberflächenstruktur geändert. Beim Öl sorgen Additive, die nachträglich beigemischt werden, häufig für mehr Schmierung. Der Verbraucher sollte nicht skeptisch sein, insbesondere die großen deutschen Hersteller wie ERC oder Liqui Moly haben sehr gute Produkte, mit denen garantiert keine negativen Folgen auftreten. Ein Additiv (eines seriösen Anbieters) kann gar keine negativen Folgen haben, die Einsatzstoffe sind bewährt, werden im Kraftstoff meist ohnehin angewendet und die Produkte werden ausreichend getestet."
Bei Common-Rail-Dieseln sollte man den Einsatz von Additiven nicht selbst durchführen, sondern lieber einem Experten überlassen oder ganz davon Abstand nehmen: Diese Systeme sind hochempfindlich und können durch die falschen Additive tatsächlich Schaden nehmen. Andere Systeme sind robuster.
Wichtig ist es, sich dabei immer an die Anleitung und empfohlene Dosierung zu halten. Laut Jens Hamann ist jedoch auch eine Überdosierung nicht unbedingt dramatisch: "Eine Überdosierung ist kein Problem, jedoch ist bei Additiven zu beachten, dass der Spruch 'viel hilft viel' in der Regel nicht gilt." Wer seine Herstellergarantie nicht gefährden will, sollte bei Neufahrzeugen von der Additivierung absehen, bis die Garantie erloschen ist.
Hierzulande haben wir eine sehr hohe Kraftstoffqualität und tanken bereits additiviertes Benzin oder additivierten Diesel. Entsprechend sind die Motoren hierzulande "verwöhnt" und auf die hohe Kraftstoffqualität ausgelegt. Das ist in manch anderen Ländern nicht so, daher kann man den Einsatz von Additiven dort in Betracht ziehen, um die Kraftstoffqualität nachträglich zu steigern und so sein Auto zu schützen.

Hierzulande ist der Sprit auf die empfindlichen, modernen Motoren abgestimmt.
Bild: Shell
Besonders niedrig ist die Qualität beispielsweise in Entwicklungsländern, aber auch manche europäische Länder mischen in der Raffinerie kaum Additive bei. Ein gutes Indiz dafür geben meist schon die Tankstellen vor Ort: In Ländern mit geringerer Kraftstoffqualität, in denen aber viele moderne Autos unterwegs sind, stehen oft prominente Aufsteller mit entsprechenden Additiven.
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