Die Alfa Romeo Giulia ist ein Auto, dass das Herz des Testredakteurs mit Freude erfüllt: Seit dem ersten Date mit der schönen Giulia herrscht in den Redaktionen wieder Entzückung. Nach der stärkste Variante der Italienerin mit dem wohlklingenden Namenszusatz Quadrifoglio, widmen wir uns jetzt dem etwas volkstümlicheren Segment. Als Gegner im Vergleichstest treten die beiden deutschen Konkurrenten Opel Insignia und VW Arteon an. Was alle drei eint: ein Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum und Allradantrieb.

Im VW Arteon steckt viel Golf-Technik

VW Arteon
Der VW Arteon teilt sich die Plattform mit dem Golf, unter der Haube sitzt der 2.0 TSI mit 280 PS.

Wolfsburg schickt mit dem Arteon den Nachfolger des CC (vormals Passat CC) ins Rennen um die gehobene Mittelklasse und setzt im Topmodell auf jenen Zweiliter-TSI, den wir bereits aus diversen Konzernsportlern der Kompaktklasse von Seat Leon Cupra bis Golf R kennen. Hier leistet er 280 PS und 350 Nm. Die große Heckklappe definiert den Arteon als Kombilimousine, seine Größe (Länge: 4,86 Meter) versucht jenen Kundenkreis zu locken, der mit dem Auslaufen des VW-Flaggschiff Phaeton nicht mehr bedient werden kann. Dem Trend zur Größe folgt man auch bei Opel in Rüsselsheim: Noch unter dem Dach des amerikanischen GM-Konzerns entwickelt, misst der aktuelle Insignia Grand Sport stattliche 4,89 Meter Länge. Eine Klasse darüber sind Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse kaum fünf Zentimeter länger. Dafür trägt der neue Insignia dank intelligentem Leichtbau mit Hochfeststahl und Aluminium nun bis zu 175 Kilogramm weniger auf den Hüften.
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Das Design des Insignia Grand Sport ist gelungen

Opel Insignia
Schokoladenseite: Der coupéartige Heckabschluss des Opel gefällt mit unaufdringlicher Sportlichkeit.
Und auch sein Design muss sich hinter der balzenden Schönheit der Giulia und dem gedrungen-maskulinen Auftritt des Arteon nicht verstecken: Während die Front noch etwas beliebig dreinschaut, gefallen die konturierte Seitenlinie und der coupéartige Heckabschluss mit unaufdringlicher Sportlichkeit. Das Spitzenmodell GSi mit Nordschleifen-erprobtem Fahrwerk stand zum Testzeitpunkt noch nicht zur Verfügung, besitzt aber den gleichen Ecotec-Antrieb wie unser Testwagen, der aus zwei Liter Hubraum 260 PS und 400 Nm Drehmoment mobilisiert. Damit ist der Opel 20 PS schwächer als die Konkurrenten, beim Drehmoment aber auf Augenhöhe mit der Giulia. Den Traktionsversicherer Allrad haben alle drei Kandidaten an Bord, allerdings in unterschiedlicher Auslegung: Während die Giulia ihre Vorderachse nur sporadisch vor den klassischen Heckantrieb setzt, fußen Arteon und Insignia auf Frontantriebskonzepten, die ihrerseits weniger Schub von hinten erhalten.
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Die Giulia kommt mit den sportlichsten Zutaten

Alfa Giulia
Fast perfekte Gewichtsverteilung, hecklastiger Allrad, starker Motor: die Alfa Gulia hat gute Papierform.
Weitere deutliche Unterschiede fördert unsere Messwaage ans Licht: Die Giulia ist nicht nur 60 Kilogramm leichter als der Arteon, sie verfügt auch über eine nahezu perfekte Achslastverteilung von 51:49 Prozent. Opel und VW sind weitaus frontlastiger abgestellt. Schon der Einstieg in die Giulia weckt sportliche Gefühle: Die hübsch designten Sitze sind bequem, die tiefe Sitzposition und weite Einstellbereiche erinnern stark an den 3er-BMW. In puncto Verarbeitung ist die Giulia aber nicht auf Höhe der deutschen Premiummarken: Die rote Lederausstattung und die Kunststoffe der Mittelkonsole zeigen nach 20.000 Kilometern bereits sichtbare Spuren von Abnutzung. Schöner: die großen Schaltpaddel aus Aluminium, auch wenn sie den Zugriff auf die Lenksäulenhebel hinter dem schlanken Sportvolant erschweren. Die Menügrafik des Infotainmentsystems wirkt im Vergleich zu Arteon und Insignia bereits angejahrt und grobpixelig, lässt sich aber intuitiv bedienen.
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Wie die drei sportlichen Limousinen sich im Fahrvergleich schlagen, sehen Sie in der Bildergalerie.

Fazit

von

Guido Komp
Aus sportlicher Sicht ist die Giulia Veloce Q4 trotz ihres enttäuschenden Motors der klare Sieger: Ihr Handling vermittelt den meisten Fahrspaß, die Fahrleistungen sind der deutschen Konkurrenz überlegen. Der Insignia 2.0 Turbo verkauft sich mit seiner schläfrigen Automatik leider unter Wert. Sein Fahrwerk bietet die stimmigste und weiteste Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit. Der VW Arteon 2.0 TSI überzeugt mit Hochwertigkeit und dem modernsten Ambiente. Fahrwerk und Lenkung sind aber zu unsportlich geraten.

Von

Guido Komp