Zum 75. Geburtstag von Jeep reizt ein Test neu gegen alt. Der aktuelle Kandidat: ein funkelnagelneuer Jeep Renegade Trailhawk, aus dem Haus FCA – Fiat Chrysler Automobiles. So heißt die Jeep-Mutter nun, und lässt Jeep Renegade und Fiat 500X mit der gleichen Bodengruppe in demselben Werk in Italien vom Band laufen. Um an einen geeigneten Kontrahenten mit vielen Jahren auf dem Buckel zu kommen, sind wir mit dem Jedermann-Allradler nach Italien gefahren. Zu Bruno Tinelli, der die größte Jeep-Sammlung Italiens besitzt. Ein echter Offroad-Nerd seit knapp 30 Jahren. Wracks, Einzelstücke, Meilensteine: Bruno, der Italiener mit dem Ami-Tick, hat sie alle.
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Video: Jeep Renegade - Genf 2014

Kompakt-SUV fürs Grobe

Bild: AUTO BILD

Der Renegade zitiert den Willys MB 

Jeep CJ-5 Renegade I (1970)
Der Opa des neuen Renegade ist völlig original und noch nicht restauriert. Er stammt aus Nebraska.
Bild: Angelika Emmerling
Und sicher auch den für die Suche nach der Jeep-Essenz passenden historischen Vergleichspartner? Wir finden einen CJ-5 von 1963, in Palermo von Willys Mediterranea S.P.A. in Lizenz gebaut. Aha, der neue Renegade aus Italien ist nichts Neues in der Jeep-Geschichte. Doch der ist es noch nicht. "Wie wär’s mit dem ersten Renegade?", fragt Bruno. Vor uns steht einer von 250 gebauten CJ-5 Renegade I, Baujahr 1970, unrestauriert und schlüpferblau, wie Jeep ihn schuf. "Den habe ich von einem Jeep-Händler aus Nebraska, der ihn nur zum Schneeräumen auf seinem Firmengelände benutzt hat", schwärmt Bruno, dreht am Zündschlüssel und rutscht rechts rüber.

Renegade mit V6 und 162 PS

Jeep CJ-5 Renegade I (1970)
Wer den Renegade von 1970 um die Ecke wuchten will, braucht Schmalz im Oberarm.
Bild: Angelika Emmerling
Kurz am hakeligen Schalthebel die Gänge sortiert, und schon wirft sich der Renegade ins Gelände: mit Getöse und allen vieren voran. Okay, der V6 lässt eher ein heiseres Brummen raus. Doch spürbar sind die 162 PS ohnehin eher am Dreispeichen-Volant. Dort, wo die Luft bei runtergeklappter Scheibe vor allem nach Staub schmeckt. Ohne Wind und Wucht geht’s um keine Kurve herum, keinen Hügel hinauf und durch keine Kiesgrube hindurch. In der Mitte des Armaturenbretts: ein Drehzahlmesser. Tacho? Braucht er nicht.
Der Jeep, der keinen militärischen Hintergrund mehr hat: Jeep CJ-7

Ein echter Jeep, aber kein Renegade

Jeep Renegade Trailhawk (2015)
Ein Jeep, aber kein Renegade: So sieht Sammler Bruno Tinelli den Enkel seines Klassikers.
Bild: Angelika Emmerling
In einem Waldstück übernimmt Bruno wieder und führt vor, wie viele Räder wie lange in der Luft bleiben dürfen. "Siehst du: Das verstehen wir Fans unter einem Renegade! Klein, offen, bissig!" Wir steigen um. Bruno kennt den Trailhawk, war mit ihm auch schon im Gelände. "Die Szene hat ein Problem mit dem Namen", erklärt er. "Der Neue ist ein echter Jeep – aber eben kein Renegade." Stimmt: Eine Klimaanlage vereist uns die Nasen, unter der Haube dieseln 170 PS, Bodenwellen werden schlicht wegdiskutiert.
Nicht nur in Italien beliebt: Jeep in Island

Jeep mit elektronischer Parkbremse

Renegade Trailhawk – der Jeep für Lebenswelten, in denen Schwiegermütter die einzig unüberwindbaren Hindernisse sind? Alltägliche Pfade verlassen zu können, aber nicht zu müssen, kann bereichernd sein. Selbst Bruno mag den Neu-Renegade – als das, was er ist: "Vergiss einfach den Namen: Der Wagen ist wie ein Cowboy, der in den Saloon reinkommt und erst mal die Türen knallen lässt – Hauptsache, die Leute reden über ihn und die Marke, und zwar ganz andere Leute als sonst!" Spielt es da eine Rolle, dass der Trailhawk nur eine elektronische Parkbremse hat? Bruno hebt eine Augenbraue: kein Kommentar. Er gehört zur Familie – das muss reichen.