Billigreifen im Test
Wie gut sind Billigreifen?

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Sie sind verrufen und gefürchtet. Billigreifen aus China und Taiwan erobern die Welt, aber keiner weiß, was sie wirklich können. Wir haben sie getestet und festgestellt: Nicht alle sind schlecht.
Goodride klingt doch viel besser als Hangzhou Zhongce. Finden Sie doch auch, nicht wahr? Chinesische, taiwanesische und überhaupt asiatische Reifenhersteller würden kaum von europäischen Kunden akzeptiert werden, wenn man den Markennamen erst beim dritten Durchlesen so einigermaßen aussprechen kann. Deshalb verwenden fast alle asiatischen Reifenhersteller Fantasienamen als Exportmarke. So macht das auch der derzeit wohl größte chinesische Reifenhersteller – die Hangzhou Zhongce Rubber Company; gegründet 1958. Goodride (engl. für Gute Fahrt) spricht sich nun einmal einfacher aus.
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Doch fährt man wirklich gut, wenn man sich solche Billigreifen auf sein teures Auto montieren lässt? Wir machten die Probe aufs Exempel und kauften zehn der billigsten Sommerreifen in 235/55 R 17, eine typische Reifengröße für kompakte Allradler à la Ford Kuga oder den als Testwagen genutzten VW Tiguan. Als Referenz lief der bewährte CrossContact UHP des deutschen Reifenherstellers Continental mit; ein von uns bereits mehrfach getesteter und für sehr gut befundener Reifen, der ebenso mehrfach mit dem Prädikat "vorbildlich" ausgezeichnet wurde. Er gefällt mit seinen absolut verlässlichen Reaktionen, sauberer Lenkpräzision und hervorragender Haftung auf nassen Fahrbahnen.
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Nässe: Vier von zehn Kandidaten bremsen richtig mies
Genau hier liegt traditionell das Problem der Billigreifen. Sie mögen auf trockener Fahrbahn noch einigermaßen akzeptabel bis befriedigend sein und auch in puncto Rollwiderstand und Geräuschentwicklung nicht negativ auffallen, aber die Nässehaftung fordert die Reifentechniker bis heute sehr. So bremsen vier von zehn Asiaten auf nicht akzeptablem Niveau: Syron, Evergreen, Federal und vor allem der Sailun; Letzterer übrigens ohne Fantasienamen. Aktiv erst seit 2002, müssen die Sailun-Leute offenbar noch viel lernen, denn der Terramax CVR liefert mieses Gripniveau bei Trockenheit und Nässe und gefährliche Lastwechselreaktionen, die sogar das bekannt gute ESP des VW Tiguan an den Rand der Verzweiflung bringen. Dass es auch anders geht, beweist der Delinte. Obwohl sogar noch billiger zu haben als der Sailun, fährt er sich gar nicht so übel: stabiles Fahrverhalten, nicht sportlich, aber ehrlich und mit guter Lenkpräzision. Damit ist er einer der besten Billigreifen. Sicher kein Spitzenreifen wie der Continental, für den man in dieser Dimension rund 160 Euro pro Reifen rechnen muss, aber bei den 75 Euro, die der Delinte kostet, kommt so mancher ins Grübeln. Ersparnis bei einem Reifensatz: mehr als die Hälfte, in diesem Fall rund 340 Euro. Trotzdem: Wer am sichersten und besten fahren will, muss einfach tiefer in die Tasche greifen und Markenreifen nehmen. Wie die getesteten Reifen im Detail abgeschnitten haben, haben wir in der Bildergalerie für Sie zusammengefasst!
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