Der Neuling hat sich für seinen Einstand exzellent herausgeputzt. Ringsum ein paar Muskeln antrainiert, trägt einen neuen Anzug, der verblüffend dem Schnitt des Szene-Königs ähnelt, und zückt eine Visitenkarte, die nach Höherem klingt. Tusch, Applaus: Der BMW 4er, früher bekannt als 3er Coupé, betritt den Club der feinen Flachdächer, wo ein bisschen Schummeln längst zum guten Ton gehört. Auch Audis A5 und das Mercedes E-Coupé, beide auch von bürgerlicher Mittelklasse abstammend, erlauben sich ein hochtrabendes Upgrade im Namen. Und wie passt nun der BMW in den feinen Zirkel?

Überblick: Alle News und Tests zum BMW 4er

BMW 4er
Neuer BMW: Die Coupé-Variante des 3ers heißt jetzt 4er – und sieht wirklich unverschämt gut aus.
Man wird es sich zuraunen: Sieht schon unverschämt gut aus, der 4er, vor allem mit dem M-Paket für 3100 Euro extra. Markantes Spoiler-Gebiss, elegante Schulterlinie, vielleicht einen Tick zu viel schwellend-bayerisches Selbstbewusstsein im Blech. Die Einrichtung (vom 3er) bietet weniger Überraschendes, mal abgesehen vom messerscharfen Display des neuen Navi. Die Schalterlandschaft lässt sich wunderbar einfach begreifen, doch trotz Farbkosmetik entlarven viele Gleichteile den Namens-Schmu des 4ers. Das macht die Konkurrenz allerdings kaum besser. Der S5 wirkt mit seinen tollen Sportsitzen, Alupedalen und Alcantara-Leder wie ein Wohnzimmer, in dem Sportpokale ausgestellt sind. Sehr edel, aber hinten böse eng durch den breiten Mittelpfosten und das tiefe Dach. Wie viel luftiger, heller wirkt dagegen der Mercedes, wo je zwei versenkbare Seitenscheiben (ohne B-Säule!) eine elegante Fensterfront öffnen wie im Sommerhaus auf Sylt. Edel. Ob aber silberfarbene Skalen oder der mächtige Frontgrill zum dezenten E-Coupé passen, entscheidet der Kunde.

Überblick: Alle News und Tests zur Mercedes E-Klasse

Mercedes E-Klasse
Dynamischer Benz: Der E 400 überrascht mit besten Langstrecken-Manieren und einem stillen Biss.
Mit Sicherheit passt der neue Motor zum Mercedes. Der E 400 (noch so ein Schwindler, dahinter steckt ein Dreiliter mit zwei Turbos) überrascht mit besten Langstrecken-Manieren und einem stillen Biss: Seine 333 PS machen das Coupé meist schneller als vermutet, sodass die Finger das Sportfahrwerk gern auf S schalten. Zum flotten Kurventanz muss die gelegentlich zögerliche Automatik aber überredet werden – dabei kann’s der Stern doch! Der Audi schreit förmlich nach Tanzeinlagen. Akustisch, weil der einzige Kompressormotor seine Power beim Kick-down oder Herunterschalten rausbrüllt. Und gefühlt, weil der straff gefederte S5 sich in Kurven zu Hause fühlt. Bissige Bremsen, Traktion bis zum Abwinken, spitze, direkte Lenkung – eine stille Perfektion, die manchmal stumm macht. Oder langweilt. Für einen echten Sportler hat er mit 1750 Kilo ein paar Zentner zu viel auf den Hüften, und selbst das "Komfort"-Programm bietet beim Reisen zu wenig Verwöhnaroma. Gewicht? Da fühlt der BMW sich mit 1525 Kilo so rank und schlank an, dass "nur" 306 PS gar keinen Nachteil bedeuten. Der 435i scheint, je schneller es zugeht, immer leichter zu werden.
Der einzige Reihensechser erobert die Herzen mit singender Laufruhe und jubelt bis an die 7000er-Marke, wozu die Wandler-Automatik (2150 Euro extra) in jeder Lage die passenden Gänge reinschnippt. Mit seiner Beinarbeit, im Federungskomfort, trifft er die goldene Mitte zwischen dem sanften Mercedes und dem strengen Audi, nur plötzliche Querrillen stören als überraschend laute Schläge die Ruhe des Bayern.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi S5

Audi S5
Kostbarer Audi: Mit 59.000 Euro Grundpreis ist der S5 am teuersten, aber auch am besten ausgestattet.
Mit diesen Voraussetzungen sollte der 4er Sporttalent besitzen, doch auf der Handlingpiste enttäuscht er etwas. Schiebt an der Haftgrenze über die Vorderräder, ausgerechnet im Sportmodus kappt die ESP-Regelung die Motorleistung zu früh. Trotzdem unterhaltsam, wie der BMW am Kurvenausgang den Hintern heraushängen lässt und die Lenkung mal wieder den besten Straßenzustandsbericht liefert. Mit 59.000 Euro ist der S5 am teuersten – was sich ganz einfach erklärt: Sportsitze, Automatik, Lederausstattung, Xenonlicht und Allradantrieb sind schon serienmäßig drin, wenn es unbedingt das S-Modell sein muss. Der BMW-Käufer kann sie einzeln dazuordern und kommt damit an den Audi-Kurs heran, bekommt aber als Einziger eine Handschaltung. Offensichtlich kennen die Bayern genug Käufer, die im feinen Zirkel einen satten Handschlag mögen. So gesehen, willkommen im Club.

Fazit

von

Joachim Staat
Ein starker Einstand für den 4er. Als Letzter in den feinen Zirkel der Coupés aufgestiegen und gleich an der Spitze. Weil er leicht, schnell und günstig ist – als 435i der Kompromiss zwischen dem sportlichen Audi S5 und dem komfortablen Mercedes E-Coupé. Der neue BMW-Name erweist sich also nicht als ein leerer Marketing-Gag.

Von

Joachim Staat